/ Anstoß - Gedanken zum Tag
Gott ist keine Behörde
Jörg Dechert über Lukas 18,7.
Sollte Gott nicht auch Recht schaffen seinen Auserwählten, die zu ihm Tag und Nacht rufen, und sollte er bei ihnen lange warten?
Die Corona-Krise bewirkt bei allem Leid und wirtschaftlichen Verwerfungen in manchen Bereichen auch Fortschritte. Zum Beispiel in der Digitalisierung. Und das ist auch nötig, zum Beispiel bei manchen Behörden: Viele Antragsteller wünschen sich, dass sie ihre Anliegen einfach online einreichen können und die Behörde sie zügig und transparent bearbeitet.
Das wünschen sich viele auch beim Beten. Reagiert Gott auf meine Gebete nicht oft wie eine Behörde, und man weiß nie sicher, was nach dem „Amen“ weiter passiert? Dass Gott mein Gebet scheinbar nicht hört, oder dass er es scheinbar auf die lange Bank schiebt – ich glaube, mit solchen Eindrücken bin ich nicht alleine. Ist Gott vielleicht wirklich wie eine Behörde?
Von Jesus höre ich dazu ein überzeugtes „Nein“. In einem Gleichnis malt Jesus das Bild eines selbstgefälligen, willkürlichen und intransparenten Richters, der die berechtigte Bitte einer Witwe auf die lange Bank schiebt. Aber – so erzählt Jesus - selbst dieser Richter lässt sich am Ende durch die Beharrlichkeit der Witwe erweichen, und sei es nur damit er sie endlich los ist. Und dann – im Lukasevangelium Kapitel 18 Vers 7 - kommt der Punkt, der Jesus wichtig ist: Wenn schon ein korrupter Richter so handelt - sollte da Gott nicht erst recht dafür sorgen, dass seine Auserwählten, die Tag und Nacht zu ihm rufen, zu ihrem Recht kommen? Und wird er sie etwa warten lassen?
Das ist eine rhetorische Frage, die Antwort lautet natürlich: Nein! Gott ist keine Behörde! Jesus setzt mit seinem Gleichnis ein anderes Bild dagegen: Es istimmer sinnvoll, dass ihr betet! Gott hört eure Anliegen, und er schiebt sie nicht mutwillig auf die lange Bank! Auch wenn ihr das nicht immer sehen könnt – und nicht immer schnell sehen könnt. Denn Gott ist keine Behörde. Gott ist ein liebender Vater.
Ihr Kommentar
Kommentare (1)
Ich finde den Vergleich mit einer Behörde schlecht und dem Stil des ERF nicht angemessen. Inhaltlich soll sicher etwas anderes rübergebracht werden. Nichtsdestotrotz wird hier das Bild von … mehrintransparenten, langsam arbeitenden Institutionen suggeriert. In sehr vielen Fällen habe ich das Gegenteil erlebt. Und gerade jetzt in Corona-Zeiten, wo in Behörden Überstunden gemacht werden, Kurzarbeitergeld, Soforthilfen von Bund/Land, Steuerstundungen .... sehr schnell entschieden werden kann man sehen wie engagiert und schnell in Behörden entschieden wird. In einem Fall hatte ich kürzlich z.B. am Freitagmittag etwas angefordert und schon am Samstag sehr früh morgens in unserem Briefkasten. Auslegungen wie diese, wo Behörden einseitig schlecht gemacht werden sind einerseits nicht im Sinne Gottes und können andererseits Frust gegenüber öffentlichen Institutionen, bei manchen Menschen gar Haß auf die Mitarbeiter/innen in Behörden fördern.