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/ Anstoß - Gedanken zum Tag

Es könnte so einfach sein

Ulrike Schild über Psalm 94,15.

Recht muss doch Recht bleiben, und ihm werden alle frommen Herzen zufallen.

Psalm 94,15

Was ist eigentlich gerecht? Es ist ein bisschen, wie bei einem Kuchen, den man verteilt. Wenn wir einen Kuchen in Stücke schneiden, dann achten wir darauf, dass alle Stücke so in etwa gleich groß sind – also das alles gerecht aufgeteilt wird. Es nervt, dass die einen angeblich so viel und andere so wenig vom “Kuchen“ abkriegen; dass Pflegeberufe unterbezahlt sind. Oder wenn man wegen seiner Hautfarbe oder wegen seines Glaubens diskriminiert wird.

Es ist ungerecht, wenn auch Kinder leiden oder sterben müssen. Wenn die Menschen sich die Mieten nicht mehr leisten können und auch wenn nicht alle die gleichen Bildungschancen haben. Die Liste hätte kein Ende. Auch der Psalmschreiber von Psalm 94 könnte da noch etwas beisteuern. Er sendet einen Hilferuf gegen die Unterdrücker des Volkes Gottes. Um nur eins herauszugreifen: „Witwen und Fremdlinge bringen sie um und töten die Waisen.“ Das ist ungerecht. Eine zum Himmel schreiende Ungerechtigkeit.

Der Psalmschreiber weiß, Gott ist gerecht, er möchte davon aber mehr im realen Leben sehen. Verständlich. Gott ist die Gerechtigkeit selbst und lässt doch viel Unrecht zu in dieser Welt. Zugegeben, das muss man erst mal unter einen Hut bekommen. „Recht muss doch recht bleiben“ , schreit es aus ihm heraus „und ihm werden alle Herzen zufallen.“ Es könnte so einfach sein.

Tatsache ist jedoch: Wir leben noch nicht in Gottes endgültigem Reich. Gottes vollkommene Gerechtigkeit steht noch aus. Darum kann die Gerechtigkeit nur als ein Prozess gesehen werden. Ein Prozess, an dem wir mitwirken sollen und zwar in Solidarität mit den Leidendenden, Unterdrückten und den zu kurz gekommenen. 

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