/ Anstoß - Gedanken zum Tag
Raus aus dem Kreislauf
Hans Wagner über Jesaja 64,5
Wir wurden alle wie die Unreinen, und alle unsre Gerechtigkeit ist wie ein beflecktes Kleid.
Kennen Sie den Herrn Sisyphos? Das ist ein König der griechischen Mythologie, von dem die Sage erzählt, dass er zur Strafe für seine Skrupellosigkeit auf ewig dazu verpflichtet wurde, einen Felsen auf einen Berg zu schaffen, der kurz vor dem Gipfel immer wieder runter ins Tal rollte. Damit begann die Aufgabe von vorne. Wir gebrauchen ja heute gerne den Begriff „Sisyphos-Arbeit“, um damit eine Tätigkeit als völlig sinnlos zu qualifizieren. Zum Beispiel wenn man einen geputzten Salat in ein Sieb legt, das unten schon wieder in dreckigem Wasser steht – ist mir neulich erst passiert.
Ich glaube ja, die häufigste Sisyphos-Arbeit bei Christen ist der Versuch, aus eigener Leistung irgendwie vor Gott gerechter zu werden. Hier noch ein bisschen anstrengen, da noch ein bisschen mehr bemühen – das muss doch klappen? Also ich finde es gut, wenn man sich um ein besseres Leben bemüht. Aber dass wir dadurch gerechter werden?
Im Alten Testament, im Buch des Propheten Jesaja, steht in Kapitel 64 so etwas wie einem Schlussfazit über das Volk Israel: „Wir wurden alle wie die Unreinen, und alle unsre Gerechtigkeit ist wie ein beflecktes Kleid.“ Genauer übersetzt: "... wie ein von der monatlichen Blutung beflecktes Gewand.“ Sprich: Sisyphos! Regelmäßig wird unsere scheinbare Gerechtigkeit wieder beschmutzt – durch uns selbst. Das ist einfach so, das können wir gar nicht verhindern. Wir sind so. Darum brauchen wir jemanden von außen, der uns aus diesem sinnlosen Kreislauf herausholt: Gott. Auf ihn sind wir angewiesen – so, wie das Volk Israel damals.
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