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/ Bibel heute

Das Volk Gottes und seine Berufung (7)

Karl-Heinz Schlittenhardt über Jesaja 59,1-15a

Siehe, des Herrn Arm ist nicht zu kurz, dass er nicht helfen könnte, und seine Ohren sind nicht taub geworden, sodass er nicht hören könnte

Jesaja 59,1-15a

Nach einem Gottesdienst, den ich für einen mir befreundeten Pfarrer übernommen hatte, sprach mich beim Verabschieden am Ausgang ein junger Mann an. Er fragte, ob er mich noch kurz sprechen könne. Es blieb noch ein wenig Zeit bis zu einem weiteren Gottesdienst. So bat ich ihn kurz zu warten, bis ich die anderen Gottesdienstbesucher verabschiedet hatte. Danach ging ich auf ihn zu, fragte nach was er wünsche. Er sagte mir dann sehr unverblümt, fast vorwurfsvoll, seine Meinung zu meiner Predigt. „Das war alles Quatsch, was sie da gesagt haben.“ Meine unmittelbare Reaktion war eine Gegenfrage. „Wie kommen sie zu dieser Behauptung?“ Dann erzählte er mir ausführlicher, was ich schon durch den Gottesdienst grundsätzlich wusste. Sein Vater war in der vergangenen Woche gestorben. Deshalb war er mit der Familie überhaupt im Gottesdienst. Der Vater erlitt einen Herzinfarkt. Der Sohn saß an seinem Bett auf der Intensivstation und betete und rang um das Leben seines Vaters. Der Vater starb. Alles Gebet, so der Sohn, half nichts. Deshalb war meine Predigt zum Thema „Gebet“ natürlich für ihn „alles Quatsch“. Ich konnte nicht umhin ihm deutlich zu machen, dass Gott nicht verpflichtet ist, uns aus der Patsche zu helfen. Er ist nicht die Feuerwehr, die man nur braucht und ruft, wenn’s brennt. (…)

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