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Zerbrochenen Herzen

Tilo Brach über Psalm 34,19

Der HERR ist nahe denen, die zerbrochenen Herzens sind, und hilft denen, die ein zerschlagenes Gemüt haben.

Psalm 34,19

Der HERR ist nahe denen, die zerbrochenen Herzens sind, und hilft denen, die ein zerschlagenes Gemüt haben. Psalm 34,19

Es gibt sie wirklich, diese Menschen, die selbst im Krankenbett liegen und ihren Besuchern Trost spenden. Es ist Gnade, diesen Menschen begegnen zu dürfen, die im Sterben liegen und Ihren Angehörigen Mut zusprechen. In solchen Augenblicken scheint sich der Himmel über diesen Menschen zu öffnen. Dann bestätigt sich die Verheißung des Psalmverses: „Der Herr ist nahe denen, die zerbrochenen Herzens sind und hilft denen, die ein zerschlagenes Gemüt haben.“

Die körperlich starken Gesunden sind in solchen Situationen seelisch schwach. Die Besucher am Krankenbett gehen aus den Gesprächen mit dem Kranken gestärkt nach Hause. Der Herr ist dann mit seinem Heiligen Geist nahe. Aber als Seelsorger erlebe ich auch Anderes. Ich begegne Menschen, die sich der Wahrheit nicht stellen. Ich höre an manchem Krankenbett, das eigentlich ein Sterbebett ist, nur Stimmen, die alles gut reden.

Die zerbrochenen Herzen auf beiden Seiten werden nicht wahrgenommen. Auf beiden Seiten lügen sich Menschen gegenseitig an. Sie verpassen den Augenblick der Wahrheit. Sie reden über Belanglosigkeiten. Sie bringen sich gegenseitig auf andere Gedanken. Das ist prinzipiell nicht schlecht. Das Alltägliche hat am Krankenbett seine Berechtigung und manchmal sogar seine Notwendigkeit.

Aber es gibt eine Falle. Sie heißt: Verpasste Chance. Wer sich Tatsachen nicht stellen will, betrügt sich selbst. Das ist dann so, als ob der Himmel verschlossen wäre. Der Himmel Gottes öffnet sich aber über dem Horizont der Wahrheit. Nur wenn wir ehrlich miteinander umgehen, haben die zerbrochenen Herzen eine Chance.

In solchen Stunden wünsche ich mir einen Menschen herbei, der nicht alles gut redet. Das zerbrochene Herz ist zerbrochen. Das Gemüt ist zerschlagen. Die Nähe Gottes zeigt sich nicht darin, dass alles schön geredet wird. Was für den Verlust der Gesundheit gilt, gilt aber auch für den Zerbruch von Freundschaften, gilt für jede Belastungsprobe des Lebens und jeden Schlag, den unser Gemüt zu ertragen hat. Wie erfahren wir da Gottes Nähe, wenn wir Belastung, Verlust und Zerbruch erleiden?

Es stimmt, das Gebet hilft. Es ist ein Gespräch des Herzens mit Gott. Aber dazu muss das Herz es wagen, sich zu öffnen. So wie sich ein zerbrochenes Herz im Gebet Gott gegenüber öffnet, so kann es sich auch im Gespräch einem anderen Menschen öffnen. Das ist ein Wagnis für das zerbrochene Herz. Freunde und Familienglieder tun als Gesprächspartner gut daran, einfühlsam auf Signale solcher Herzen zu hören. Erst wenn solche zaghaften Zeichen gesetzt sind, gilt es zu reagieren.

Es sind dann keine vorschnellen Antworten gefragt, keine guten Ratschläge, die schnell verhallen. Es braucht Gesprächspartner, die sich im Gebet vor Gott gestellt wissen. Um Gottes Nähe zu erfahren, braucht das zerschlagene Gemüt an seiner Seite Menschen, die ihm gleichsam die Augen für Gottes Nähe wieder öffnen. Es braucht Geduld und Vertrauen, den Weg durch das Labyrinth der Gefühle mitzugehen. Das kann einige Zeit dauern. Eines ist aber gewiss, der Herr ist dann beiden Gesprächspartnern nahe und geht den Weg mit.

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