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Wozu sind Prüfungen gut?

Christoph Wolf über Jeremia 9,6.

Siehe, ich will mein Volk schmelzen und prüfen.

Jeremia 9,6

Können Sie sich noch an Ihre letzte Prüfung erinnern, an die Gefühle vor und während der Prüfung? Vorfreude ist da selten. Schon eher ein mulmiges Gefühl in der Magengegend, Unsicherheit oder sogar Angst. Der Ausgang der Prüfung ist nicht zuletzt davon abhängig, ob diese Gefühle auch während der Prüfung die Oberhand behalten oder abgelöst werden von zunehmender Sicherheit, Selbstvertrauen und Zuversicht. Gute Vorbereitung zahlt sich aus.

Abgesehen von den Prüfungen, die ich ablegen musste, gehörte es zu meinem Beruf, junge Menschen zu prüfen. Daher weiß ich, dass auch der Prüfer ganz ähnliche Gefühle hat wie der Prüfling. Auch er ist im Blick auf den Ausgang unsicher und fragt sich: Wie wird sich der Prüfling bewähren, was wird die Prüfung bringen? Und manchmal habe ich mich gefragt: Wem bringt sie eigentlich mehr, dem Prüfer oder dem, der geprüft wird. Der Prüfer schreibt anschließend eine Zensur aufs Zeugnis. Wenn es gut geht, dann erfährt der Prüfling, wo er steht, was er beherrscht und was ihm noch fehlt. Seine Stärken und seine Schwächen werden ihm bewusst. Wichtige Hinweise für die Zukunft. Prüfungen sind für die Geprüften viel wichtiger, auch wenn sie das oft nicht so sehen.

Im Bibelwort für diesen Tag geht es auch um eine Prüfung. Der Prüfer ist Gott und der Prüfling sein Volk. Im Buch des Propheten Jeremia 9 Vers 6 heißt es: “Siehe, ich will mein Volk schmelzen und prüfen.“ Wer den Zusammenhang im 9. Kapitel bei Jeremia liest, der stellt schnell fest, dass es nicht um eine gewöhnliche Prüfung geht, die man vielleicht mit einem mulmigen Gefühl in der Magengegend beginnt, aber dann doch sicher besteht. Der Grund für diese Prüfung ist ein Totalversagen des Volkes Gottes. Ihre Gottvergessenheit wirkt sich zerstörerisch auf ihr Miteinander aus. Was die Menschen sich gegenseitig und damit auch Gott antun, ist kaum auszuhalten. Gott erwägt sogar, sein Volk zu verlassen, so schlimm steht es um sie.

Gott musste sich in dieser Situation für sein Volk gar keine besonders schwere Prüfung ausdenken. Er lässt sie nur auslöffeln, was sie sich selbst eingebrockt haben. Und das ist eine Menge. Und was soll das bringen? Wer hat etwas davon? Gott hat nichts von dieser Prüfung. Ihm blutet das Herz, wenn er sieht, wie sein eigenes Volk seine Gebote missachtet. Das Volk soll begreifen, wohin sie ihr Leben ohne  und mitunter sogar gegen Gott gebracht hat. Die Prüfung ist hart. Aber Gott prüft sie nicht, um sie durchfallen zu lassen. Er lässt die Prüfung zu, damit sie erkennen, wohin sie ihr Weg führt, wenn sie nicht umkehren.

Die Chance zur Umkehr gehört zu den Prüfungen Gottes immer dazu, damals wie heute. Wir fragen oft: „Wie kann Gott das zulassen?“ „Wenn er der liebe Gott ist, dann müsste er doch...“ Vielleicht lässt Gott Prüfungen zu, damit wir aufmerken, unsere falschen Wege erkennen und umkehren hin zu ihm, dem liebenden Gott. Das ist jedenfalls seine Absicht, wenn er Prüfungen zulässt.

 

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