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„Wir werden euch trotzdem lieben!“

Bernhard Heyl über Matthäus 5,44-45.

Liebt eure Feinde und bittet für die, die euch verfolgen, auf dass ihr Kinder seid eures Vaters im Himmel. Denn er lässt seine Sonne aufgehen über Böse und Gute und lässt regnen über Gerechte und Ungerechte.

Matthäus 5,44–45

Liebt eure Feinde und bittet für die, die euch verfolgen, auf dass ihr Kinder seid eures Vaters im Himmel. Denn er lässt seine Sonne aufgehen über Böse und Gute und lässt regnen über Gerechte und Ungerechte. So steht es im Matthäusevangelium.

Liebt eure Feinde.

Im Ernst? Das ist doch utopisch! Das kann man doch nicht im realen Leben gelten lassen. Wer so handelt, macht sich doch automatisch und wissentlich ständig selbst zum Opfer. Das Gegenteil allein macht Sinn. Auf einen groben Klotz gehört doch auch ein grober Keil und wie man in den Wald hineinruft, so schallt es nun eben mal zurück. Wenn jemand mein Feind ist und bleiben will, dann muss ich zum eigenen Schutz auch sein Feind sein und bleiben. Und wenn mich jemand mit böser Absicht verfolgt, dann muss ich mit gleichem Engagement dagegenhalten. Das sagt mir doch der gesunde Menschenverstand und vermeintlich vielfältige Erfahrungen.

Aber stimmt das denn wirklich oder machen wir uns da nicht selbst etwas vor? Einer, der sich ganz bewusst dafür entschieden hatte, Jesus genau an dieser Stelle beim Wort zu nehmen, war Martin Luther King. Entgegen dem Trend vieler, die wie er darunter litten, wie sie von weißen Menschen behandelt wurden, Gegendruck aufzubauen und die weiße Bevölkerung für die Rassentrennung und demütigende Diskriminierung zu hassen, setzte Martin Luther King auf die Macht der Liebe. In einer Predigt zum Thema „Feindesliebe“ sagt er:

„Zunächst müssen wir zur Vergebung fähig werden. Wer nicht vergeben kann, der kann auch nicht lieben. Wir können nicht mit der Feindesliebe beginnen, wenn wir nicht begreifen, dass wir denen immer wieder vergeben müssen, die uns beleidigen und verfolgen. Wir müssen auch begreifen, dass Vergebung immer nur von dem ausgehen kann, dem Böses angetan wurde. Der Übeltäter kann nur um Vergebung bitten.

Wenn wir vergeben, so bedeutet das nicht, dass wir so tun, als wäre nichts geschehen, oder dass wir eine böse Tat nicht beim Namen nennen. Vielmehr bedeutet es, dass eine Missetat nicht mehr als Schranke die Verbindung zwischen uns stört.“

Aber wie soll das praktisch gehen? King gibt ganz offen zu: „Es ist fast unmöglich, manche Menschen gern zu haben. … Jesu Befehl bezieht sich weder auf romantische Liebe noch auf Freundschaft. Er meint eine Art der Liebe, die Verständnis zeigt und einen schöpferischen, vergebenden guten Willen für alle Menschen. …“.

Agape heißt diese Art Liebe im Griechischen. Agape ist nicht in erster Linie Gefühl, sondern Tat. Gottes Liebe zu uns ist zuallererst eine voraussetzungslos schenkende Tat. Und das ist es, was Jesus uns auch im Blick auf unsere Feinde zumutet. Hier braucht es weniger Gefühl, als vielmehr einen Entschluss. Dazu muss ich mich entscheiden! Warum verlangt Jesus das von uns? Weil Hass schädlich ist, insbesondere für den, von dem er ausgeht. Noch einmal Martin Luther King: „Hass ist aber auch für jenen Menschen verderblich, von dem er ausgeht. Wie ein Krebsgeschwür zerfrisst der Hass die Persönlichkeit, zerstört er den Sinn für menschliche Werte und Objektivität. Unseren Gegnern sagen wir: Tut mit uns, was ihr wollt, wir werden euch trotzdem lieben... Werft uns ins Gefängnis, wir werden euch trotzdem lieben. Werft Bomben in unsre Häuser, bedroht unsre Kinder, wir werden euch trotzdem lieben. Schickt eure Mietlinge um Mitternacht in unsre Wohnungen, dass sie uns schlagen und halbtot liegen lassen, wir werden euch trotzdem lieben…

Liebe, wie sie sich im Leben unseres Schöpfers so wunderbar ausdrückt, ist die beständigste Macht der Welt. Mögen wir begreifen, dass wir niemals wirklich Kinder unseres himmlischen Vaters sein können, solange wir nicht unsre Feinde lieben und für unsre Verfolger beten.“

Das sind starke Worte! In Normalfall wäre ich hier auch geneigt anzunehmen, dass da jemand den Mund zu voll nimmt. Nur wissen wir, dass Martin Luther King genau das gelebt hat und nicht zuletzt auch erlitten. Er ist an dieser Stelle ein Vorbild für mich.

Dennoch weiß ich, dass es immer wieder eine gewaltige Herausforderung ist, hier über den eigenen Schatten zu springen. Gott schenke uns den Mut und die Entschlossenheit, Liebe zu wagen!

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Kommentare (1)

Aida /

Danke für diesen Artikel. Als Afrodeutsche such ich täglich nach Antworten, wie ich in einer Weißen Welt mit Alltagsrassismus umgehen kann, ohne dass mein Herz bitter wird, ohne die Verbindung zu mehr