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Meine Seele ist stille zu Gott

Roland Krause über Psalm 62,2

Meine Seele ist stille zu Gott, der mir hilft.

Psalm 62,2

„Meine Seele ist stille zu Gott.“ Es ist eine Stille - genauer übersetzt eher ein stilles Warten. Und damit unterscheidet sich dieses stille Warten von der verschlossenen Stummheit, die nicht befreit, sondern beschwert. Meine Seele ist stille zu Gott hin“ - das ist die Sammlung unsrer Gedanken und Kräfte hin in Richtung auf Gott. Es ist ein gelassenes Warten darauf, was Gott für uns bereithalten wird. Das z.B. entdecken wir als erstes im Leitmotiv des 62. Psalms. „Sei nur stille zu Gott, meine Seele; denn er ist meine Hoffnung. … Hoffet auf ihn allezeit, liebe Leute, schüttet euer Herz vor ihm aus; Gott ist unsre Zuversicht. Sela.“

Eine zweite Entdeckung – setzt beim letzten Wort ein, dem hebräischen sela. Dies kleine Wort markiert in den Psalmen jeweils eine Pause zwischen den Psalm-Versen. -Die Psalmen sind insgesamt ja eine Sammlung von Liedern. Sela - ein liturgisches, musikalisches Pausenzeichen. Doch wenn wir Sela nur verstehen als Pausenzeichen, greifen wir zu kurz. Denn Sela lässt sich herleiten vom Tätigkeitswort salah. Das meint so viel wie „aufwiegen“. Sela steht also für mehr als ein Pausenzeichen. Sela bedeutet: Halte ein, wiege das Gesagte auf!

Sela – halte ein, wäge das Geschehene

Einhalten, wägen in der Stille vor Gott – das hat eine Tiefenwirkung. Weil Gott uns in der Stille in besonderer Weise berührt. Da kann ich mich den Dingen stellen – und zwar so, dass ich nicht mit ihnen hadere und mich ärgere über mich. Sondern dass ich die Dinge vor Gott loslassen kann. Dass ich in Gottes Seelsorge sagen kann: Ja, so ist das. Und du siehst es. Und vor dir will ich es loslassen. Ordne du es.

Sela – halte ein, wiege das Gesagte, wäge das Geschehene! Sela – das meint nach der Zäsur des Wägens: Gehe erleichtert und entkrampft und voller Vorfreunde auf das Neue zu. Denn die Kernfrage des Einhaltens, lautet: Kannst du aufhören? Kannst du auch lassen? Kannst du stehen lassen, zulassen, geschehen lassen?

Es braucht viel Stille, es braucht Ausrichtung hin auf Gott, um dieses Lassen zuzulassen, um diese Befreiung geschehen zu lassen, Der Wert der Stille besteht u.a. in einer inneren Läuterung, in einem Loslassen von Gedanken-Konstrukten, die mich festlegen, von Verhaftungen und Leistungsanforderungen, die mich binden.

 ein Reinigungsweg. Es geht dabei weniger um moralische Reinigung oder Vergebung, als vielmehr um ein Freiwerden von fixen Bildern, wie das Leben zu laufen habe. Es geht um ein Freiwerden von einengenden Bildern, die ich mir mache von andern, von Gott, von mir selbst. Sela, halte ein, wiege das Gesagte, wäge das Geschehene!

Sela – ein tiefer seelsorgerlicher Rat

All das, so viel Tiefe schwingt mit im unscheinbaren Wort sela. Halte ein, wäge das Geschehene – dieser stille, seelsorgerliche Rat aus Psalm 62 soll uns durch den Tag und darüber hinaus leiten: „Sei nur stille zu Gott, meine Seele; denn er ist meine Hoffnung. Er ist mein Fels, meine Hilfe und mein Schutz, dass ich nicht fallen werde. Bei Gott ist mein Heil und meine Ehre, … meine Zuversicht ist bei Gott. Hoffet auf ihn allezeit, liebe Leute, schüttet euer Herz vor ihm aus; Gott ist unsre Zuversicht. Sela.

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