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Vom „Hören-Sagen“ zum Glauben

Ralf Schöll über Johannes 4,42.

Die Samaritaner sprachen zu der Frau: Nun glauben wir nicht mehr um deiner Rede willen; denn wir haben selber gehört und erkannt: Dieser ist wahrlich der Welt Heiland.

Johannes 4,42

Es ist ein Unterschied, etwas nur vom „Hören-Sagen“ zu kennen oder es selbst erlebt zu haben. Dies unterstreicht eine Geschichte, an die ich mich gerne erinnere. Ein Student erzählt: Im Studium als angehender Lehrer musste ich einmal eine Unterrichtsstunde vor meinen Mitstudenten ausprobieren. Ich durfte jedes Thema wählen, das ich wollte, nur musste es kreativ vorgetragen werden. Ich entschied mich für das Gesetz des Pendels. Und so lautet das Gesetz: Ein Pendel kann niemals höher zurückschwingen als bis zu dem Punkt, an dem es losgelassen wurde. Wegen der Reibungs- und Schwerkraft beschreibt es bei jeder Schwingung einen kleineren Bogen als zuvor, bis es schließlich ganz stehenbleibt. Das gilt natürlich nur dann, wenn es keinen neuen Schwung bekommt.

Die ersten zwanzig Minuten der Vorführung verwendete ich darauf, dieses Prinzip der Klasse zu erklären. Ich demonstrierte das Gesetz sogar mit einer Kugel, die ich durch den Raum schwingen lassen konnte. Als die Vorführung gelungen war, gab es von allen Applaus. Der Dozent kam nach vorne, weil er glaubte, ich sei fertig. Aber ich hatte ja erst angefangen. Von den Stahlstreben an der Klassendecke hing mitten im Raum noch ein großes Pendel herab, das ich aus schweren Hantelscheiben und einer Fallschirmleine gebaut hatte. Dies Pendel war fast 100 Kilo schwer und sah ziemlich bedrohlich aus. Ich schlug dem Lehrer vor, seinen Stuhl auf einen Tisch zu stellen und sich mit dem Hinterkopf an der Betonwand darauf zu setzen. Dann nahm ich das schwere Metallgewicht und hielt es an seine Nase. „Wenn das Gesetz des Pendels stimmt", sagte ich, „dann schwingt dieses Ding quer durch den Raum, wenn ich es loslasse, und kehrt kurz vor dem Ausgangspunkt wieder zurück. Ihre Nase ist also nicht in Gefahr. Wie steht's - glauben Sie an das Gesetz des Pendels?" fragte ich und schaute ihm in die Augen. Langes Schweigen. Auf seine Oberlippe traten Schweißtropfen. Dann nickte er kaum merklich und flüsterte: „Ja.“ Ich ließ das Pendel los.

Beim Schwung durch die Klasse gab es ein sausendes Geräusch. Am Ende angelangt, verhielt das Pendel kurz und kehrte wieder zurück. In meinem ganzen Leben hatte ich noch nie gesehen, dass ein älterer Mann wie unser Lehrer sich so schnell bewegen konnte. Er machte praktisch einen Kopfsprung vom Tisch.

Mein Lehrer hatte das Gesetz verstanden, war aber nicht bereit, ihm seine Nase anzuvertrauen. Nach kurzer Diskussion stieg ein Student freiwillig auf den Stuhl. Obwohl sein Gesicht sich ängstlich verzog, als das Pendel zurückkam, blieb er still sitzen. Es verhielt ein paar Zentimeter vor seiner Nase und schwang wieder zurück. Jetzt war sein Glaube an das Gesetz bestärkt worden. Beim nächsten Schwung des Pendels zwinkerte er nicht mal mehr.

Ich denke, diese Geschichte zeigt mir etwas über meine Beziehung zu Gott. Wenn ich einen Schritt weitergehe, als nur Wissen über Gott zu sammeln, wenn ich ihm mein Leben anvertraue, dann erst weiß ich wirklich, an wen ich glaube. Beim Bibellesen entdecke ich die Prinzipien, die Gott darin für mich aufbewahrt. Ich kann sie auf mein Leben anwenden. Eine riskante Sache gelegentlich; oft ein Wagnis. Es ist nicht immer einfach, Gott zu gehorchen, aber wenn ich mich darauf einlasse, was Gott verspricht, dann erst erfahre und spüre ich es ganz konkret, wie verlässlich sein Wort ist. Gott ist treu – so wird mein Glaube stärker!

 

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Anstoß

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Kommentare (3)

Pfr. I. R Dietrich T. /

Der vorherige Kommentar ist genial. Aber oft bin ich auch ein Angsthase und versage. Von daher lege ich für mich meine Hand nicht mehr ins Feuer, sondern staune, dass mir Gott immer wieder vergeben mehr

Michael B. /

Ein guter Beitrag! Mich würde noch interessieren, was der Lehrer als Begründung angab, warum er nicht das Vertrauen hatte, dass das Pendel ihm nicht schaden könnte. Vermutlich hat er nichts dazu gesagt. Vielfach ist es so, dass man nur vertrauen kann, was man selbst mal ausprobiert hat.

Dr. Lothar B. /

Das wäre doch eine angemessene, praxisnahe Seminarübung für die „Studenten“ Bedford-Strohm und Marx, oder? (Möglicherweise ereilt mich jetzt eine Rüge der Redaktion und des Indendanten, daß solche mehr