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Hauptsache gesund?

Eckhard Schaefer über Markus 1,32.

Am Abend, als die Sonne untergegangen war, brachten sie zu Jesus alle Kranken und Besessenen.

Markus 1,32

„Da hast du aber was versäumt!“ So beginnen viele Gespräche, wenn etwas Unerwartetes in der Stadt passiert ist. Und so war es auch in Kapernaum. Wie ein Lauffeuer hat sich die Nachricht verbreitet, dass Jesus morgens in der Synagoge einen Mann von einem unreinen Geist befreit hat und danach die Schwiegermutter des Simon vom Fieber geheilt hat. Das erzeugte gewaltige Aufmerksamkeit. Markus berichtet in seinem Evangelium wie dieser Tag in Kapernaum weiterging:

„Am Abend, als die Sonne untergegangen war, brachten sie zu Jesus alle Kranken und Besessenen“ (Markus 1,32). Ganz Kapernaum ist in der Abendkühle auf den Beinen als die Ruhepflicht des Sabbats vorbei war. Es gibt kein Halten mehr. Durch die engen Gassen der Stadt drängen die Menschen zum Haus des Simon. Blinde werden an die Hand genommen und zu Jesus geführt. Wer nicht mehr selber laufen kann, wird von Verwandten oder Nachbarn getragen. Alle wollen gesund werden. Eine Hoffnung treibt die Menschen von allen Seiten heran: 'Wir dürfen diesen Besucher in unserer Stadt nicht verpassen. Was er im Haus des Fischers Simon getan hat, das kann er auch bei mir tun.' Markus berichtet, dass die ganze Stadt vor der Haustür versammelt war und Jesus vielen Kranken half und böse Geister austrieb (Verse 33-34).

In Kapernaum haben die Leute erlebt, was wir auch heute glauben und erfahren: Jesus kann erretten. Jesus kann heilen. Das Wort 'unmöglich' ist für ihn ein Fremdwort. Er hat Kranken nicht nur ein paar tröstende Worte gesagt. Er hat nicht aufrichtige Genesungswünsche ausgerichtet, sondern Kranke aufgerichtet und Genesung geschenkt. Und das tut er bis heute.

Damals in Kapernaum und auch heute bleiben aber Fragen offen. Markus berichtet wie Jesus nach diesem denkwürdigen Abend nach kurzer Nachtruhe vor Sonnenaufgang an einem einsamen Ort betet. Nach Rücksprache mit seinem himmlischen Vater ist eine Entscheidung gefallen. Jesus verlässt die Stadt, um an anderen Orten zu predigen (Vers 38). Petrus kann nicht verstehen, dass Jesus die begonnene Heilungsaktion in Kapernaum abbricht und die auf Heilung Wartenden in Stich lässt (Vers 37). Er zieht weiter, um Gottes Auftrag zu erfüllen. Warum bleibt er nicht bis alle gesund werden? Eine quälende Frage, besonders, wenn man selber krank ist.

Jesus heilt viele. Und Jesus lässt viele Wartende und Hoffende in Kapernaum weiterhin krank sein. Und das ist auch unsere Erfahrung heute. Das konnte Petrus nicht verstehen und das ist auch für mich unbegreiflich. Was wäre, wenn alle Kranken als Antwort auf ihre Gebete gesund würden? Wenn keine Krankenhäuser und keine Medikamente mehr benötigt würden? Dann wären unsere Kirchen überfüllt. Und wir würden von den Kanzeln hören: 'Jesus ist in diese Welt gekommen, damit der am häufigsten zitierte Wunsch des Menschen erfüllt wird: Hauptsache gesund!' Das ist aber nicht bis zu Ende gedacht. Indem Jesus weiter zieht, um das Evangelium zu predigen, hat er zeichenhaft deutlich gemacht: Ich bin nicht als Wunderdoktor von Gott in diese Welt gesandt, sondern als Heiland der Sünder. Deshalb gilt: Hauptsache ist das ewige, unzerstörbare und durch keine Krankheit und Tod angefochtene Leben.

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