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Gott nötig haben

Hartmut Giessler über Lukas 18,13

Der Zöllner stand ferne, wollte auch die Augen nicht aufheben zum Himmel, sondern schlug an seine Brust und sprach: Gott, sei mir Sünder gnädig!

Lukas 18,13

Jesus erzählt das Gleichnis vom Pharisäer und Zöllner. Im Evangelium von Lukas in Kapitel 18 können wir es lesen. Beide stehen vor Gott. Der eine – der sich in religiösen Belangen besser auskennt – der dankt Gott dafür, wie gut er ist und das er nicht so schlecht ist wie andere.

Er schielt dabei auf den Zöllner, der weit weg, auf der anderen Seite des Tempels stand. Dieser Zöllner aber sagt nur einen Satz: Gott sei mir Sünder gnädig. Am Ende wird dem Zöllner vergeben und er wird gerecht gesprochen vor Gott, der Pharisäer nicht. Zwei Männer die unsere innere Einstellung ein wenig charakterisieren. Und ich muss eingestehen: Die Art des Pharisäers liegt mir schon manchmal etwas nahe. Ich möchte doch auch vor anderen Menschen gut dastehen mit dem was ich kann, was ich weiß, was ich Gutes tue.

Und als Christ will ich vor Gott gut dastehen, z.B. mit Bibellesen, Beten und guten Werken. Für das alles dankbar zu sein ist ja nicht falsch. Falsch ist es, wenn ich so stolz darauf bin, das ich meine vor Gott damit bestehen zu können. Falsch ist es, wenn mir meine eigene Gerechtigkeit genügt, und falsch ist es, wenn ich damit überheblich auf andere herabschaue.

Und dann ist da der Zöllner. Ich weiß nicht wer er wirklich war. Vielleicht war er auch ein Mann, der viel  wusste, viel  konnte und so manches Gutes getan hat. Aber das war ihm hier vor Gott nicht wichtig. Er blickte nicht auf das was er hatte, er rief nach dem was er nicht hatte, nämlich nach der Versöhnung mit Gott. Ihm war bewusst, dass  er einer ist, der Gott brauchte.

Wir sind doch auch Sünder, die auf die Versöhnung Gottes angewiesen sind, und das gilt nicht nur für die Stunden, von denen wir wünschen, es hätte sie nie gegeben. Sünder sind wir, menschlich gesprochen, auch im besten Leben. Sich dessen bewusst zu werden ist gut. Der Zöllner scheint es gewusst zu haben. Ich weiß nicht was ihn bewogen hat, so demütig vor Gott zu stehen. Ich weiß nur, dass ich nicht erst schlimm schuldig werden muss um zu erkennen, dass ich ein Sünder bin. Wenn ich beim Beten, beim Bibellesen oder im Gottesdienst mit ehrlichem Herzen vor Gott stehe, werde ich  diese besonderen Punkte in meinem Leben entdecken. Der Zöllner hatte diese Erkenntnis, deshalb betete er: „Gott sei mir Sünder gnädig.“ Ihm wurde bewusst,  er brauchte Gott und Gott hat ihn angenommen und hat ihm vergeben. Ich schließe mit einem Satz vom dänischen Theologen Sören Kierkegaard: „Gott nötig haben ist des Menschen höchste Vollkommenheit.“

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