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Gott macht's, wie er will

Christoph Morgner über Daniel 4,32.

Er macht’s, wie er will, mit den Mächten im Himmel und mit denen, die auf Erden wohnen. Und niemand kann seiner Hand wehren noch zu ihm sagen: Was machst du?

Daniel 4,32

Manchmal geht es merkwürdig zu. Gott kann ungewöhnliche Menschen und Situationen nutzen, um uns anzusprechen und auf seine Spur zu bringen. Ich erinnere mich an eine Synodentagung der Evangelischen Kirche in Deutschland. Einer berichtete aus seiner Jugend in der DDR. Dabei erzählte er auch, wie er dazu kam, Theologie zu studieren. „Eigentlich hatte ich andere Pläne. Doch dann“, so erzählte er, „hat Gott durch seinen Knecht eingegriffen“. Wir fragten uns: Was muss das für ein frommer Mann gewesen sein, der Christen auf gute Bahnen lenkt! Aber von wegen! Er meinte Walter Ulbricht, den damaligen Chef der SED. Weil der den meisten Christen alle sonstigen Studienwege versperrte, kam unser Mann zur Theologie und fing dann darin Feuer. So wurde Walter Ulbricht, ohne dass er das wollte und wusste, für einen Christen zum Segen.

Ja, so kann’s gehen. Gott kann Menschen Wahrheiten sagen und Dinge tun lassen, die das weit von sich weisen würden. Das ist mir auch beim Lesen unseres Bibelwortes aufgegangen. Was für ein gottesfürchtiger Mensch, der so kenntnisreich und würdigend von Gott spricht“, dachte ich. Sicherlich König David oder ein Prophet. Dann blätterte ich in der Bibel nach und rieb mir die Augen. Denn der Abschnitt im Danielbuch war überschrieben: „Nebukadnezars Wahnsinn“. Hier spricht also einer, dessen normales Leben aus den Fugen geraten ist. Tatsächlich: Der babylonische König wird, so heißt es, „verstoßen aus der Gemeinschaft der Menschen“. Er frisst „Gras wie die Rinder“. Er liegt „im Tau des Himmels“ und wird dabei „nass“! Seine Haare werden so lang „wie Adlerfedern“ und seine Fingernägel „wie Vogelklauen“. Der machtvolle König gerät zur Elendsfigur. Er, der ein Weltreich sein eigen nennt, sinkt tief. Jämmerlicher geht’s nicht.

Doch dann, als er – im wahren Sinn des Wortes – am Boden liegt, gehen ihm die Augen auf. Langsam kehrt sein Verstand zurück. Und er, der heidnische Weltherrscher, beginnt zu begreifen, wo die Glocken hängen und wer auf der Erde wirklich das Sagen hat. Nebukadnezar staunt, weil er es selbst erlebt hat: „Gott macht’s, wie er will, mit den Mächten im Himmel und mit denen, die auf Erden wohnen“. Keiner kann ihm dreinreden, keiner über ihn verfügen. Gott übersteigt unsere Dimensionen. „Niemand kann seiner Hand wehren noch zu ihm sagen: Was machst du?“ Wir werden Gott niemals durchschauen können. Uns bleibt nur das Staunen, manchmal aber auch das Klagen, wenn uns Gottes Handeln schmerzt und wir ihn nicht verstehen – und immer das ehrfürchtige Anbeten.

Ja, Gott „macht’s , wie er will“. Zum Glück wissen wir heute mehr als Nebukadnezar. „Wenn mein Wille nicht geschieht, so geschieht das, was besser für mich ist“, hat es Martin Luther auf den Punkt gebracht. Ihm ist das an Jesus Christus aufgegangen. Hier hat sich Gott ins Herz sehen lassen. In Jesus hat sich Gottes Liebe ein Gesicht gegeben und einen Namen. Wer Gott erleben will, braucht nur Jesus anzuschauen. Dort sind wir an der richtigen Adresse. Wenn Gott uns unverständlich ist, wenn er uns schwierige Wege führt – der Blick zu Jesus und seinem Kreuz macht uns Mut, Gott auch dann zu vertrauen. Unser Gott ist doch kein  Gewaltherrscher. Sein Wille zielt darauf ab, dass wir uns eng an ihn binden. Er meint und macht es gut mit uns, auch wenn es manchmal nicht danach aussehen mag.

Da bleibt Nebukadnezar und uns nur eins: Dass wir uns in Gottes Hände begeben. Und das nicht notgedrungen, weil man ja eh nichts gegen Gott unternehmen kann, sondern gern, dankbar und froh. Manchmal können uns ungewöhnliche Personen dabei helfen.

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