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Gott ist da

Gerhard Weinreich über Psalm 23,4.

Ob ich schon wanderte im finstern Tal, fürchte ich kein Unglück; denn du bist bei mir, dein Stecken und Stab trösten mich.

Psalm 23,4

Er feierte seinen 90.Geburtstag. Eine Schar junger Leute sang ihm ein Ständchen. Der frühere Kreisdekan lud sie zu Kaffee und Kuchen ein. Dabei erzählte er: Er wisse nicht, wie oft er in seinem Leben die Bibel durchgelesen habe. Für ihn stehe ihr schönster Satz in Psalm 23. Er bestehe nur aus vier Worten: „Du bist bei mir.“

Was für eine Gewissheit, die König David von Gott hatte! Wenn er bloß nicht zuvor gesagt hätte: „Ob ich schon wanderte im finstern Tal, fürchte ich kein Unglück.“ Damit habe ich meine Probleme. Ich bin kein furchtloser Typ, eher ein ängstlicher. Ich könnte im Blick auf mich nicht so reden. David von sich aus vermutlich auch nicht. Seine Furchtlosigkeit konnte er nur mit der Gegenwart Gottes begründen: „Denn du bist bei mir.“

David kannte nämlich die Geschichte vom brennenden Dornbusch in der Wüste, als Mose unbedingt Gottes Namen wissen wollte und die Antwort erhielt: „Ich bin, der ich bin.“ Genauer übersetzt: „Ich bin der, der da ist." Das war Gott für David. Kein ferner Gott. Einer, der bei ihm war! Kein abwesender Gott. Einer, der das Leben voll mit ihm teilte! Kein erdachter Gott. Einer, von dem er erwarten durfte: „Dein Stecken und Stab trösten mich.“

Der Stecken diente den Hirten Israels als Verteidigungswaffe gegen wilde Tiere, die ihre Herden bedrohten, und war aus knüppelhartem Olivenholz. Der Stab, über zwei Meter lang, diente zum Beiseiteschieben gefährlicher Dornensträucher. Oder auch dazu, den Schafen sanft über den Rücken zu streichen, um sie bei aufziehendem Gewitter oder anderer drohender Gefahr zu beruhigen.

Stecken und Stab eines Hirten lassen mich an den Quer- und Längsbalken des Kreuzes denken, an dem der starb, der sich mit dem „Guten Hirten“ von Psalm 23 identisch erklärte: Jesus Christus! Er verteidigt uns, wenn der große Gegenspieler Gottes, der Teufel, uns „wie ein brüllender Löwe zu verschlingen" droht (1. Petrus 5,8). Er befreit uns, wenn wir uns im Dornengestrüpp der Sünde verfangen haben und vergibt uns. Er nimmt uns die Angst, den größtmöglichen Supergau unseres Lebens zu erleiden: nämlich einmal von Gottes Himmel ausgeschlossen zu sein.

Weil Jesus das Tal des Todes und darin Angst, Einsamkeit und Verlassenheit selbst kennengelernt hat, ist er in jedem finsteren Tal unseres Lebens bei uns. Auch in dieser Hinsicht ist er ganz der Vater: jemand, der immer für uns da ist! Immer mit uns, neben uns und vor uns ist. Auch immer unter uns ist, um uns aufzufangen, wenn Ratlosigkeit oder Hilflosigkeit, Angst oder Trauer, Mutlosigkeit oder Hoffnungslosigkeit uns lähmen oder schier verzweifeln lassen.

Bei Jesus gibt es wirklich Trost! Ich kann es bezeugen. In den vergangenen sechs Jahren mussten meine Frau und ich durch eine Reihe dunkler Täler von Krankheit und Trauer gehen. Und es werden nicht die letzten gewesen sein. „Wie haben Sie das ausgehalten?", fragt man uns oft. Wir können sagen: „Weil Gott uns gehalten, getragen und getröstet hat!“ Ich bin immer noch kein furchtloser Typ. Doch die Erfahrung, dass Gott Geborgenheit und Kraft, Ermutigung und Zukunft schenkt, lässt mich jetzt sagen – auch wenn es mit zitterndem Herzen ist: „Und ob ich schon wanderte im finstern Tal, fürchte ich kein Unglück; denn du bist bei mir, dein Stecken und Stab trösten mich.“

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