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Geben als Antwort

Christoph Wolf über Sprüche 3,27.

Weigere dich nicht, dem Bedürftigen Gutes zu tun, wenn deine Hand es vermag.

Sprüche 3,27

Der englische Prediger John Wesley hat es vor über 200 Jahren so gesagt: „Erwirb, so viel du kannst, spar, so viel du kannst, und gib, so viel du kannst.“

Erwirb so viel du kannst – das muss man heute niemand sagen. Bis dahin werden alle John Wesley sicherlich zustimmen. Und wenn es mit fairen Mitteln und auf rechtmäßigem Weg geschieht, ist dagegen ja auch nichts einzuwenden. Reichtum und Besitz sind keine Schande. Sich darum mühen, ist nicht verwerflich, auch in den Augen Gottes nicht.

Spar, so viel du kannst – das ist heute eher fragwürdig geworden. Lohnt sich sparen überhaupt noch? Welche Anlagen versprechen einen Gewinn, oder zumindest keinen Verlust? Es ist auf alle Fälle nicht so leicht, wie in früheren Zeiten, dieser Aufforderung von John Wesley nachzukommen. Manche haben deshalb für sich entschieden, das mit dem Sparen auszusetzen und sich lieber jetzt von dem erarbeiteten Geld etwas zu leisten. Nicht nach dem alten Motto: Spare in der Zeit, dann hast du in der Not. Sondern: Spare in der Not, da hast du Zeit dazu.

Gib, so viel du kannst – das ist vermutlich der schwierigste Teil dieses Zitates, wenn es darum geht, danach zu leben. Gleich meldet sich womöglich die Frage: Was kann ich denn abgeben von dem, was ich mir erarbeitet habe oder was auf anderem Weg mein Eigentum geworden ist. Was vermag ich denn zu geben, denen, die es nötig haben, den Bedürftigen, den Fremden, den Hilfsorganisationen, die mit ihren Bittbriefen um meine Mithilfe werben, weil wieder einmal Katastrophen das Leben von vielen Menschen bedrohen. Gib, so viel du kannst, damit ruft uns Gott in die Verantwortung füreinander. Er schreibt uns nichts vor, sondern behandelt uns als mündige  Menschen, denen er zutraut, selbst zu entscheiden, was wir abgeben können. In Ver-antwort-ung steckt das Wort Antwort. Unser Geben soll Antwort sein auf das, was Gott uns tagtäglich schenkt. Er ist es ja, der uns überhaupt ermöglicht, etwas zu erwerben und zu sparen. Er gibt uns die Kraft und Gesundheit dazu. Bleibt vielleicht immer noch die Frage: Wie viel ist das dann aber, was vermag ich, was kann ich mir leisten? Eine hilfreiche Orientierung kann die Abgabe des Zehnten im Alten Testament sein. Der zehnte Teil von dem, was Bauern geerntet und andere durch ihrer Hände Arbeit eingenommen haben, sollte Gott aus Dankbarkeit zurückgegeben werden. Aus Dankbarkeit, nicht als Pflichterfüllung. Geben hat, so ist meine Erfahrung, noch niemanden ärmer gemacht, im Gegenteil. Von Michael Ende stammt der Satz: „Es gibt Reichtümer, an denen man zugrunde geht, wenn man sie nicht mit anderen teilt.“ Geben macht nicht ärmer, sondern reicher. Darüber lohnt es nachzudenken.

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