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Eine unbequeme Botschaft

Wolfgang Buck über Amos 5,24

Es ströme das Recht wie Wasser und die Gerechtigkeit wie ein nie versiegender Bach.

Amos 5,24

Es ströme das Recht wie Wasser und die Gerechtigkeit wie ein nie versiegender Bach.
Amos 5, 24

Klingt gut – aber in diesem Bibelvers ist die ganze Brisanz der prophetischen Verkündigung im achten vorchristlichen Jahrhundert auf den Punkt gebracht. Was war da los?

Unter den Nachfolgern des Königs Salomo hatte sich Israel in zwei rivalisierende Staaten aufgespalten. Der südliche Teil umfasste die Stämme Juda und Benjamin mit Jerusalem als politischem und religiösem Mittelpunkt, die restlichen Stämme bildeten das Nordreich, das sich auch „Israel“ nannte.

Der Prophet Amos stammt aus dem Süden, tritt aber um 750 im Norden auf.

Dem Land geht es gut, es herrschen Frieden und Wohlstand. Man fühlt sich sicher. Aber wie so oft in der Geschichte hat nur die reiche Oberschicht Anteil an diesem Wohlstand. Sie legt das Recht willkürlich aus und kennt keinerlei soziale Verantwortung, wie sie doch schon im Gesetz des Mose gefordert war. Die Armen werden immer ärmer und die Reichen immer reicher.

Und diese reiche Oberschicht feiert prächtige Gottesdienste. Man sonnt sich im wirtschaftlichen Erfolg und wertet ihn als Segen Gottes. Die religiösen Programme sind sehenswert, die Lieder eindrücklich, die Musik geht zu Herzen und die Kasse stimmt. Gemeinden wie aus dem Bilderbuch.

Diese Gottesdienste werden allerdings immer mehr zur reinen Selbstdarstellung, der feiernde Mensch tritt an die Stelle Gottes. Er dient nicht Gott, sondern sich selbst, er feiert seinen Wohlstand. Was sind wir doch für gesegnete Leute!

Und genau da setzt die Botschaft des Propheten Amos ein. Unmittelbar vorher lässt Gott der selbstzufrieden feiernden Gemeinde ausrichten: Tu weg von mir das Geplärr deiner Lieder, denn ich mag dein Saitenspiel nicht hören!

Und dann folgt  als krasser Gegensatz: Es ströme das Recht wie Wasser und die Gerechtigkeit wie ein nie versiegender Bach.

Das heißt: Hört doch auf mit eurer religiösen Show! Ändert lieber Euren Alltag!

Und dann nennt der Prophet immer wieder die sozial Schwachen, die Witwen und Waisen, er geißelt die Unehrlichkeit im Wirtschaftsleben, die Abgaben- und Steuerpolitik, die nur der Oberschicht dient. Die Reichen leben auf Kosten der Armen – und das ohne schlechtes Gewissen.

Das schlechte Gewissen heißt damals Amos. Aber damit stört er ja nur den frommen Betrieb, schließlich wird er ausgewiesen.

Gott hatte seinem Volk gute Gebote gegeben. Darin ging es um gegenseitige Rücksichtnahme und immer wieder um das Recht der Witwen, Waisen und Flüchtlinge. Aber wie nach einer inneren Gesetzmäßigkeit verschwindet diese soziale Sensibiltät  immer wieder. Man kann sogar sagen: In dem Maße, wie Gottes gute Gebote in den Hintergrund treten, wächst die soziale Ungerechtigkeit.

Damals – hat Gott einen Schlusspunkt gesetzt. Das Nordreich wurde von Assyrien überrollt. Strafe Gottes. Schluss mit lustig.

Ich empfinde die Botschaft dieses Propheten unglaublich aktuell. Denn auch in christlichen Gemeinden gibt es solche Entwicklungen.

Und es gibt solche Leute wie Amos, die das soziale Gewissen schärfen.
Gott sei Dank.
Hören wir auf sie?

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