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Eine Ahnung bekommen

Andreas Schenk über 2. Korinther 1,9

Wir setzen unser Vertrauen nicht auf uns selbst, sondern auf Gott, der die Toten auferweckt, der uns aus Todesnot errettet hat und erretten wird.

2. Korinther 1,9

Wir haben keine Ahnung. Die meisten von uns haben keine Ahnung. Ich jedenfalls gehöre dazu. Ich habe keine Ahnung von Lebensbedrohung und Todesnot. Und ich weiß nicht, wie es sich anfühlt, in Todesnot zu vertrauen.

Ich weiß auch nicht, was es heißt, aus der Heimat zu fliehen. Ich verlasse nicht eine Gegenwart, die in ihren Grundfesten erschüttert ist und mache mich nicht auf in eine unsichere und ungewisse Zukunft. Nein, bei mir beginnt heute der Urlaub. Und die Wahrscheinlichkeit, dass ich in den nächsten Wochen in Todesnot gerate, ist klein. Ich habe keine Ahnung.

Ganz im Gegensatz zu Paulus. Im 2. Korintherbrief spricht er von Todesnot. Und von Vertrauen. Er weiß, was das heißt: „Wir setzen unser Vertrauen nicht auf uns selbst, sondern auf Gott, der die Toten auferweckt, der uns aus Todesnot errettet hat und erretten wird.“ (2. Korinther 1,9)

Ich habe keine Ahnung, was es heißt, wenn das Gottvertrauen so intensiv auf dem Prüfstand ist. Gott sei Dank. Aber ich hoffe und bete, dass die vielen Menschen, die jetzt auf der Flucht sind und Todesnot leiden, etwas von diesem Vertrauen erfahren. Berichte aus diesen Ländern erzählen davon. Das berührt und bewegt mich.

Christ sein heißt ja nicht, nur bei sich selber zu sein und sich vom Leid und von der Not anderer zu verabschieden. Nein, Christ sein heißt auch, am Leiden anderer Menschen teilzuhaben. In den letzten Wochen waren TV, Zeitungen und Internet voll mit Berichten über die Fußball-Europameisterschaften. Ich ertappe mich immer wieder, wieviel Gedanken und Zeit ich für solche Ereignisse verschwende. Sport, Wetter und Verkehr beschäftigen viele Menschen oft mehr, als das Unrecht und die Not vieler Menschen auf dieser Welt.

Nun, ich kann das Elend der Welt nicht auf meinen Schultern tragen. Doch ich will auch nicht einfach so leben, als gäbe es auf dieser Welt keine Todesnot. Wenn ich an die Not und den Glauben mancher Glaubensgeschwister denke, werde ich klein, demütig und bescheiden. In meinen kleinen Nöten und meinem Misstrauen gegenüber der Zukunft werden mir die Menschen, die wirklich Not leiden, zum Vorbild und zur Kraftquelle. Sie zeugen von dem, was Paulus zwei Verse vorher so beschreibt: „Unsre Hoffnung steht fest für euch, weil wir wissen: wie ihr an dem Leiden teilhabt, so werdet ihr auch am Trost teilhaben.“ (2. Kor. 1,7)

Die Menschen in Not geben mir eine Ahnung von diesem Trost, der aus dem Leiden erwächst. Darum ist es gut, wenn ich mich über sie informiere, an ihrer teilhabe und für sie bete. Es ist gut. Für sie und für mich. Das kann ich heute tun. Und irgendwann werden Nachrichten über Fortschritte und kleine Hoffnungsschimmer auf dieser Welt wichtiger als die Sportnachrichten. Es sind Lichtblicke, die uns ins Leben führen. Und zum Glauben an den Gott, der immer wieder Menschen aus der Todesnot rettet: auch heute.

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