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/ Wort zum Tag

Ein Mensch werden, der Gott gefällt

Silke Stattaus über 2. Korinther 5,21

Gott hat den, der von keiner Sünde wusste, für uns zur Sünde gemacht, auf dass wir in ihm die Gerechtigkeit würden, die vor Gott gilt.

2. Korinther 5,21

„Gott hat den, der von keiner Sünde wusste, für uns zur Sünde gemacht, auf dass wir in ihm die Gerechtigkeit würden, die vor Gott gilt.“ (2. Korinther 5,21)

Ich lese den Lehrtext aus den Herrnhuter Losungen für diesen Tag! Ziemlich schwer verständlich, diese Lutherübersetzung. Mal sehen was die neuere Übersetzung „Hoffnung für alle“ sagt:

„Gott hat Christus, der ohne jede Sünde war, mit all unserer Schuld beladen und verurteilt, damit wir freigesprochen sind und Menschen werden, die Gott gefallen.“

Ein Mensch werden, der Gott gefällt. Das möchte ich auch. Was gehört dazu? Dieser Vers sagt es: Schuld vergeben lassen. Das tue ich jeden Tag.

Gott gefällt noch, wenn wir zu ihm eine Beziehung eingehen. Ja, die habe ich auch und pflege sie. Weiter gefällt ihm, wenn ich Menschen zu ihm einlade. Das ist für mich die schwerste Übung. Vor allem dann, wenn ich spüre: hier bin ich gefragt!

Da denke ich auch an diesen sonnigen Samstagmorgen im letzten Sommer. Ich muss zu dem kleinen Supermarkt zwei Straßen weiter. Da sehe ich einen Typen in einem Rollstuhl sitzen, dem ich nicht im Dunklen begegnen möchte. Um die 50, Glatze, freier Oberkörper, Piercing und großflächig tätowiert. Ein Auge und ein Bein sind verbunden. Er hat eine Bierflasche auf seinem Schoß.

Ich hole den Einkaufswagen und gehe ins Geschäft. Aber irgendwie lässt mich dieser Typ nicht los. Ich überlege, ob ich nach meinem Einkauf einfach zu ihm gehe und ihn anspreche.

Nee, das will ich nicht. Was soll ich dem schon sagen? Er sieht so brutal aus.

Na ja, er sitzt ja im Rollstuhl. Handgreiflich wird er schon nicht werden.

Er kommt bestimmt aus dem Krankenhaus gegenüber. Da gibt’s genügend Leute, die sich mit ihm befassen können.

Aber vielleicht setzt Gott ihn gerade mir in den Weg....

Als ich aus dem Laden komme, weiß ich: ich spreche ihn an: „Oh, das sieht ja schlimm aus mit Ihren Verbänden! Wie geht es Ihnen denn?“

Ich bin mit meiner Frage noch nicht zu Ende, da platzt es aus ihm heraus: „Ich bin wütend auf Menschen, die andere fertigmachen!“ Und dann erzählt er mir von Menschen aus seinem Umfeld, die Schwache missachten. Von der Angst, dass sein Bein abgenommen wird. Von der Sorge, ob sein Auge erhalten werden kann. Und außerdem hat er kein Geld und ist unsicher. Wir reden eine Weile miteinander. Dann frage ich ihn, ob ich für ihn beten darf. „Ja, bitte, aber legen sie mir die Hände auf“.

Ich staune. Diese Bitte habe ich nicht erwartet. Klar, lege ich ihm meine Hand auf seine Schulter. Und ich bete für ihn zu Jesus. Kurz und knackig – wir stehen ja schließlich mitten auf dem Fußweg vor dem Supermarkt.

Kaum habe ich ‚Amen‘ gesagt, da legt er los – mit seinem Gebet. Kindlich und voller Vertrauen.  Dieser Mann kennt Jesus, obwohl er überhaupt nicht danach aussieht. Sein Gebet ist deutlich länger als meins. Ich bin berührt. Zum Schluss sagte er: „Sie sind ein Engel“, und küsst meine Hand. Wir verabschieden uns und ich verspreche, weiter für ihn zu beten.

War ich an diesem Tag ein Mensch, der Gott gefällt? Ich hoffe es. Und ich danke Gott für den Mut, den er mir geschenkt hat. Aber eigentlich war es mehr als Mut. Es war mir ein Bedürfnis. Und vielleicht ist genau das eine logische Folge für Menschen, die von eigener Sünde freigesprochen sind: wir werden frei für Andere.

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