Navigation überspringen

/ Wort zum Tag

Das Evangelium in einem Satz

Eduard Friesen über 1. Petrus 2,24

Da haben wir es, das Evangelium in einem Satz. Der Gegensatz stört mich zunächst. Wie können Wunden heil machen? Sie sind doch gerade die Verletzung, der Schaden, die Not. Wunden sind die Abwesenheit der Heilung, der Gesundheit und des Wohlbefindens. Dieser Gegensatz zeigt aber auch die Lösung auf, gerade weil jemand anderes sich für uns verwunden ließ, dürfen wir heil rauskommen aus einer hoffnungslosen Situation. Der Vers davor spricht davon, dass Christus „unsere Sünden selbst hinaufgetragen hat an seinem Leibe auf das Holz, damit wir, den Sünden abgestorben, der Gerechtigkeit leben.“

Dieser Tausch ist das Zentrum der christlichen Botschaft. All die negativen Gedanken, der Stolz, die Eifersucht, die Hoffnungslosigkeit, der Unglaube, das Murren und die Undankbarkeit, der Schaden, den wir mit Worten oder Taten anderen Menschen zugefügt haben, die zerrütteten Beziehungen, … All das steht nicht mehr als Argument gegen mich, wenn ich im Weltgericht vor Gott erscheine.

Jesus hat die ganze Schuld meines Lebens auf sich genommen und die Strafe erduldet, damit ich heil sein kann. So bedeuten seine Wunden mein Heil.

Dies verpflichtet aber auch zu einem Leben in Gerechtigkeit.

Victor Hugo schrieb in seinem Roman Les Misérables, auf deutsch, Die Elenden, von einem Ex-Strafgefangenen, Jean Valjean, der in der Stadt keine Unterkunft findet als nur bei dem Bischof. Dieser gibt ihm zu essen und ein Bett für die Nacht. Als Jean Valjean nachts aufsteht, um das Silber des Bischofs zu stehlen, wird er von ihm erwischt. Er schlägt ihn nieder und flieht. Am nächsten Morgen bringen ihn Polizisten zurück. Doch der Bischof lügt, um ihm zu helfen. Er behauptet, er habe Valjean das Silber geschenkt, und gibt ihm vor den Augen der Polizisten noch zwei Kerzenleuchter dazu. Beim Abschied nimmt er Valjean das Versprechen ab, von nun an ein ehrliches Leben zu führen.

Das ist Gnade, völlig unverdiente Gnade. Jean Valjean hatte eine Tat begangen, die durch nichts zu rechtfertigen war, auch nicht durch Hunger. Diese Tat hätte für einen Ex-Häftling auf Bewährung schlimme Konsequenzen mit sich gebracht. Aber die Strafe wird ihm erlassen, durch das Handeln des Bischofs. Er vergibt ihm die Schuld. Er schenkt ihm den wertvollen Besitz. Fordert aber, dass er sein Leben ändert. Dieser Freispruch hat mehr bewirkt als die 19 Jahre im Steinbruch, die Valjean zuvor verbüßen musste. Es veränderte sein Herz. Er baute sich außerhalb von Paris eine neue Existenz auf und wurde ein Beschützer der Notleidenden, auch der Cosette und ihrer kranken Mutter Fantine.

Genau das möchte Jesus auch von uns. Er hat unsere Strafe aus Liebe zu uns erlitten, sich dadurch verwunden lassen, damit wir sein Leben führen. Damit wir nicht mehr so weiter machen wie bisher, sondern damit wir ein geheiltes Leben führen. Heil empfangen im Sinne der Straffreiheit führt auch dazu, dass wir heil leben, im Sinne der Gerechtigkeit Christi. Dies führt dazu, dass wir das Heil weitertragen, an solche, die wie wir Gnade brauchen, um heil zu werden.

Durch seine Wunden sind wir heil geworden. Gott sei Dank.

Sie möchten noch tiefer in die Bibel eintauchen? Wir empfehlen unsere Sendereihe:

Anstoß

Ihr Kommentar

Die E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.
Alle Kommentare werden redaktionell geprüft. Wir behalten uns das Kürzen von Kommentaren vor. Ein Recht auf Veröffentlichung besteht nicht.