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/ Wort zum Tag

Berge versetzen leicht gemacht

Jörg Dechert über Matthäus 21,22.

Alles, was ihr bittet im Gebet: So ihr glaubt, werdet ihr’s empfangen.

Matthäus 21,22

Wenn ihr glaubt, werdet ihr alles bekommen, worum ihr im Gebet bittet.

Manche Sätze von Jesus sind so einfach, dass ein Kind sie verstehen kann. Und so einfach, dass ein erwachsener, kritisch denkender Mensch sich dagegen auflehnt.

Wenn ihr glaubt, werdet ihr alles bekommen, worum ihr im Gebet bittet.

So einfach kann das doch nicht sein, oder? Gott ist doch kein Automat, in den ich oben mein Gebet einwerfe und unten die Erfüllung meiner Wünsche rauskommt, oder? Jesus, das kannst du doch so nicht gemeint haben, oder?

Wenn Jesus das nicht so gemeint hat - wie hat er es denn gemeint? Ich gehe davon aus, dass Jesus seinen Freunden nicht irgendwelche haltlosen Versprechungen gemacht hat, sondern genau wusste, wovon er sprach. In welche Situation hinein hat Jesus diesen einfachen Satz gesagt?

Unmittelbar zuvor, so beschreibt es das Matthäusevangelium, greift Jesus auf übernatürliche Weise in die Biologie eines Feigenbaums ein. Auf sein Wort hin verdorrt die ganze Pflanze von einem Augenblick auf den anderen. Und während seine Freunde noch mit offenem Mund daneben stehen, setzt Jesus noch einen drauf: Wenn ihr glaubt, erklärt Jesus, gehorcht nicht nur die Biologie eines Feigenbaums eurem Wort, sondern euer Glaube kann sogar die sprichwörtlichen Berge versetzen. Und dann fasst Jesus in diesem einen, so einfachen Satz für seine Freunde zusammen: Wenn ihr glaubt, werdet ihr alles bekommen, worum ihr im Gebet bittet.

Jesus bindet in diesem Satz Mensch und Gott zusammen, den Beter und den Gebetenen, das Vertrauen des Glaubenden und die Allmacht Gottes. Gott ist es, der Feigenbäume verdorren und Berge versetzen kann. Und wer glaubt, an den delegiert Gott einen Teil seiner Allmacht.

Die Bibel nennt das „Vollmacht“. Vollmacht, das ist geliehene, verliehene Macht. Das ist bei Gott nicht anders als bei uns Menschen, wo zum Beispiel alternde Eltern ihren erwachsenen Kindern eine Vollmacht erteilen, damit diese in ihrem Auftrag und in ihrem Sinne handeln können. Und so, sagt Jesus, so ist das bei Gott auch.

Wenn ihr glaubt - wenn ihr Gott von ganzem Herzen vertraut - dann habt ihr durch diesem Glauben Anteil an einer Vollmacht, die Gott aus seiner Allmacht heraus verleiht. Eine Vollmacht, um in seinem Auftrag und in seinem Sinn zu handeln. Der Glaubende, der Gott um etwas bittet, bewegt sich innerhalb dieser verliehenen Vollmacht. Und wird deshalb alles bekommen, worum er Gott im Gebet - also innerhalb seiner Vollmacht - bittet. Auch Feigenbäume verdorren zu lassen oder Berge zu versetzen ist dann grundsätzlich möglich, wenn es das ist, was Gott im Sinn hat.

Das ist die großartige, freiheitliche Sicht von Jesus auf das Beten: Es ist kein Abringen und Abtrotzen von Dingen, die Gott dem Betenden eigentlich lieber gar nicht geben möchte. Sondern das Hineintreten in eine Vollmacht, die Gott allen verleiht, die ihm vertrauen. In diesem Sinn ist es wirklich so einfach:

Wenn ihr glaubt, werdet ihr alles bekommen, worum ihr im Gebet bittet.

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