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Praktische Konsequenzen

Wolfgang Buck über Johannes 14,23.

Jesus spricht: Wer mich liebt, der wird mein Wort halten.

Johannes 14,23

Jesus spricht: Wer mich liebt, der wird mein Wort halten

Dieses Jesuswort finden wir in den so genannten Abschiedsreden. Jesus bereitet seine Jünger intensiv auf die Zeit vor, wenn er nicht mehr bei ihnen ist. Dabei schneidet er sehr viele grundsätzliche Themen an, die später im Glauben seiner Jünger – und auch in seiner Kirche wichtig sein werden.

Unmittelbar zuvor hatte Jesus seinen Jüngern sehr viel persönlichen Trost zugesprochen – und da fragt ihn dann einer, was denn mit der übrigen Welt geschieht. Es scheint so, als vermisse er die Universalität, die sonst so oft bei Jesus eine Rolle spielt: „So sehr hat Gott die Welt geliebt…“, klingt ja auch uns sofort im Ohr. Die Antwort Jesu ist überraschend:

Wer mich liebt, der wird mein Wort halten

Das gilt sowohl dem engeren Jüngerkreis als auch der übrigen Welt. Jesus scheint geradezu das ganze Evangelium auf diesen Zusammenhang zu reduzieren: Liebe und Gebote, Glaube und Leben, Überzeugung und Verantwortung.

Im Grunde geht es darum, dass die Liebe zu Jesus und der Glaube an das Evangelium immer auch ganz praktische Konsequenzen im Alltag haben müssen. Man kann nicht nur einen gnädigen Gott und die Versöhnung durch Christus in Anspruch nehmen – und auf der anderen Seite so weiterleben wie bisher. Und das gilt allen, um auf die Frage des Jüngers zurückzukommen, das ist universal – für jeden einzelnen Christen und für die gesamte Kirche. So sagt Martin Luther 1523 in einer Predigt treffend: „Wir müssen nicht allein den Glauben bei uns halten, sondern herausbrechen lassen!“ Heißt konkret: Eine reine Verinnerlichung auf einen lieben Heiland im Herzen geht nicht.

Aber genau darum wurde immer wieder gestritten. Auch schon in der Reformationszeit: 1527 besucht eine Kommission unter Leitung Philipp Melanchthons einige Gemeinden in Kursachsen und stellt mit großem Erschrecken fest, dass es z.T. drunter und drüber geht, keine ethische Orientierung da ist und sich im Grunde nichts geändert hat. Die Leute sagen zwar alle, dass sie jetzt wirklich an Jesus Christus zum Glauben gekommen sind, aber der Alltag ist wie bisher. Melanchthon fordert: Man darf die Leute mit der Botschaft der Gnade nicht allein lassen, man muss ihnen auch den Willen Gottes für den Alltag predigen, angefangen bei den 10 Geboten. Man darf keine billige Gnade über das Volk gießen!

Dagegen wendet sich Johann Agricola, ein anderer enger Mitarbeiter und Freund Luthers. Seine (teilweise sehr komplizierte) Position, sehr knapp zusammengefasst: Das haben wir doch früher erlebt, wie das Gesetz nicht zum Heil, sondern nur zur Verzweiflung führt. Seit Christus habe Gott seine „Pädagogik geändert“. Die 10 Gebote gehören aufs Rathaus für die Ungläubigen. Den Christen müsse nur die große Gnade Gottes vor Augen geführt werden. Dann hören sie von alleine auf zu sündigen.

Luther aber ist von der Entwicklung in Sachsen und dem Streit unter seinen Mitarbeitern schockiert, quält sich mit Selbstzweifeln und rudert am Ende kräftig zurück. Auch relativiert er manche seiner früheren Positionen: „Allein die Gnade genügt“ – ist zu wenig, ist nur die halbe Wahrheit. Er schreibt den großen Katechismus und viele andere Lebenshilfen, denn mittlerweile ist ihm sonnenklar, was Jesus meint, wenn er sagt: Wer mich liebt, der wird mein Wort halten.

Und dazu muss man den Menschen Hilfen geben. Sie müssen lernen, wie man sein Leben als Christ neu gestaltet, ohne in eine neue Gesetzlichkeit zu verfallen. Verbindliches Leben wird man das später nennen – im Umgang miteinander und mit anderen Menschen. Aber wie hatte schon Jesus gesagt (Joh 13,35):

Daran wird jedermann erkennen, dass ihr meine Jünger seid, wenn ihr Liebe untereinander habt.

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