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Berühre mich!

Ralf Schöll über Lukas 6,19.

Alles Volk suchte Jesus anzurühren; denn es ging Kraft von ihm aus.

Lukas 6,19

„Alles Volk suchte Jesus anzurühren, denn es ging Kraft von ihm aus.“

Wenn ich diese Schilderung aus Lukas 6,19 höre, dass alles Volk versucht, Jesus zu berühren, dann fallen mir sogleich zwei Lieder ein. Das eine ist noch recht aktuell, so dass es wohl in manchen Gottesdiensten heute noch gesungen wird. Das Lied trägt den Titel: „Jesus, berühre mich!“ In der ersten Strophe heißt es: „Nur den Saum deines Gewandes einen Augenblick berühr‘n und die Kraft, die von dir ausgeht, tief in meinem Innern spür‘n.“

Der Text geht auf die Geschichte zurück, die in den Evangelien von einer Frau erzählt wird. Sie hat schon 12 Jahre unter einer Krankheit sehr zu leiden und nähert sich Jesus mit dem Ziel, nur sein Gewand berühren zu können. Jesus spürt, dass bei der plötzlichen Berührung eine Kraft von ihm ausgeht.

Das andere Lied, an das ich sogleich gedacht habe, ist sehr viel älter und stammt aus den 70er Jahren. Ich bin über mich selbst erstaunt, dass mir nach so vielen Jahren das Musical „Jesus Christ – Superstar“ in den Sinn kommt. Dort wurde wiederholt gesungen: „touch me, feel me, heal me!“ Es geht um den Wunsch: Berühre mich, fühle mich, heile mich! Was für eine Rolle spielen Berührungen im Leben von Menschen? Ich denke, viele Menschen wünschen sich Berührung. Und dabei ist nicht nur an körperliche Kontakte zu denken wie das Hand-in-Hand-gehen oder eine Umarmung bei der Begrüßung und zum Abschied. Wenn Menschen innerlich angesprochen und emotional bewegt sind, dann wird davon gesprochen, dass ihr Herz berührt worden ist. Die Menschen, die zu Jesus kommen, möchten die Kraft spüren, die von Jesus ausgeht. Sie möchten an Leib, Seele und Geist berührt werden. Sie erwarten, dass seine Kraft ihr Herz erfüllt, ihren Körper stärkt und sie gesunden. Was sie zu Jesus führt, sind wohl die Brüche, die sie in ihrem Leben erfahren haben.

Ich kenne so etwas, nicht nur Arm- oder Beinbruch, sondern auch andere Umbrüche und Veränderungen in meinem Leben, wo ich mir Heilung wünsche. Dazu zähle ich seelische Verletzungen, Trauer und Enttäuschung, manche Erfahrungen, die ich als ungesund und unheil erlebe. Ich bin aber sehr froh darüber, dass ich in diesen Erfahrungen Jesus suchen kann, um mich berühren zu lassen und ihn zu berühren mit meinen Anliegen und Gebeten.

Dabei steht mir ein Bild vor Augen, eigentlich ist es nur ein Satz, ganz genau gesagt sind es Buchstaben in einer Linie ohne Zwischenraum aneinandergereiht. Wenn ich die Aussage, die darin steckt, lesen und verstehen möchte, dann muss ich die einzelnen Wörter herausfinden, indem ich an der richtigen Stelle Zeilenumbrüche einfüge. So steht in jeder Zeile nur ein Wort und ich kann einen verständlichen Satz daraus bilden. Das Besondere ist nur, dass sich zwei Möglichkeiten ergeben, eine sinnvolle Aussage zu treffen, je nachdem wo ich den Umbruch mache. So lese ich entweder: God is nowhere; oder: God is now here. Welch ein Unterschied liegt darin, ob ich empfinde, Gott ist nirgendwo, oder in meiner Situation spüre, Gott ist jetzt hier.

Ich wünsche mir, ganz gleich welche Umbrüche mein Leben verändern, dass diese Erfahrungen mich zu Jesus führen. Wie bei einem Zeilenumbruch in geschriebenen Texten möchte ich mich mit dem Erlebnis an Jesus wenden. Ich möchte ihn berühren, weil ich weiß, dass Jesus jetzt hier ist in meinem Leben.

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