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Wahre Helden

Albrecht Kaul über Sprüche 16,32.

Ein Geduldiger ist besser als ein Starker und wer sich selbst beherrscht, besser als einer, der Städte einnimmt.

Sprüche 16,32

Helden kommen im Film und auf der Bühne vor. Helden spornen die Jugend an, sie werden gefeiert und geehrt, solange sie Helden sind. Ihnen jubelt man zu, sie geben Hoffnung. Da ist San Suu Kyi, die als Heldin der Demokratie in Myanmar 15 Jahre eingesperrt war und für ihren unablässigen Kampf für Freiheit den Friedensnobelpreis erhielt. Aber als sie nichts gegen die tödliche Vertreibung der Rohingyas aus Myanmar unternahm, war aller Heldenglanz erloschen. Michael Schumacher, x-facher Weltmeister und superschnelles Idol der Jugend, hatte einen bösen Skiunfall und seitdem ist Funkstille – von manchem Politiker, der gestern noch hochgejubelt wurde und heute peinlich verschwiegen wird, ganz zu schweigen.

Im Alten Testament waren Helden auch gefragt, die Menschen haben ihnen zugejubelt. König Saul, weil er 1000 Feinde besiegt hat, seinem Thronnachfolger David kreischen Frauen und Mädchen zu, weil er über 10.000 siegreich war. Aber der Heldenstatus ist zweifelhaft. Jesus hat sich ihm immer entzogen und als der Apostel Paulus als wiedergekommener Gott Hermes bejubelt wird, lehnt er das entschieden ab und landet schließlich daraufhin im Gefängnis.

Im Buch der Sprüche wird die Heldenverehrung auf den Kopf gestellt. Da heißt es in Sprüche 16, Vers 32: „Ein Geduldiger ist besser als ein Starker und wer sich selbst beherrscht, besser als einer, der Städte einnimmt.“ Das ist durchaus eine Anspielung auf David, der Städte eroberte, Tausende getötet und das Reich geeint hat. Salomo, sein Nachfolger, der mit großer Weisheit diese Sprüche geprägt hat, sieht das anders. Nicht die Gewalt, nicht die Unbeherrschtheit oder die heldenschaffenden Kriegszüge, sondern Geduld und Selbstbeherrschung werden hier hochgehalten.

Geduld, o ja, davon hätte ich auch gern eine dicke Portion und zwar sofort – und damit liege ich schon wieder mit der Geduld im Clinch. Sie ist nicht mit einem Fingerschnippen zu bekommen. Wenn ich Salomo richtig verstehe, dann meint er, dass der Geduldige in Wahrheit der Starke ist. Wer nichts übers Knie bricht, sondern auf eine günstige Gelegenheit wartet, wer warten kann, bis die Zeit reif ist, der ist stärker als der Machttyp, der eine Sache durchboxt und mit dem Kopf durch die Wand geht.

In unserer Gesellschaft ist der Geduldige der Verlierertyp und der Vorsichtige der Schwache. Schon das Warten im Stau oder an der Supermarkt-Kasse bringt Menschen in Rage. Aber Geduld wird in der Bibel ziemlich hoch gehandelt. Viele biblische Zeugen mussten sich in Geduld üben, bis Gott sie zu erstaunlichen Einsätzen gebraucht hat. Geduld als eine Zeit des Reifens, der Klärung.

Übrigens wird ja auch von Gott gesagt, dass er geduldig ist. Zum Glück, zu unserem Glück ist er nicht unbeherrscht, rachsüchtig und unberechenbar. In den Psalmen lesen wir das immer wieder: „Er ist geduldig und von großer Güte.“ Im Neuen Testament, im Galaterbrief Kapitel 5, Vers 22, wird Geduld sogar als eine geistliche Gabe bezeichnet. Und damit ist das Stichwort gegeben – eine Gabe, also die mir jemand gibt, eine Gabe, um die ich bitten darf. Und weil Gott geduldig und von großer Güte ist, darf ich ihn darum bitten, dass er mir von dieser wertvollen Eigenschaft abgibt. Nehmen Sie das kurze Gebet heute mal so mit in den Tag: „Herr gib mir Geduld“ – Geduld mit den Kindern, Geduld mit dem gestressten Vorgesetzten, Geduld mit dem ungeschickten Lehrling, Geduld mit dem Rentner am Steuer seines alten Autos vor mir. Aber vielleicht ist auch das Ihr Gebet: „Herr, gib mir Geduld mit mir selbst.“

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