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Wo wohnt Gott?

Manfred Bittighofer über 1. Könige 8,27.

Salomo sprach: Siehe, der Himmel und aller Himmel Himmel können dich nicht fassen – wie sollte es dann dies Haus tun, das ich gebaut habe?

1. Könige 8,27

Längst zerstört ist der wunderschöne und würdevolle Tempel, den der König Salomo einst in Jerusalem bauen ließ. Nur ein Fundament als Klagemauer des wieder aufgebauten Tempels steht davon heute noch. Eine „Wohnung Gottes“ sollte der Tempel sein. Ein Ort seiner Gegenwart, ein Ort der Anbetung. Zur Einweihung des ersten Tempels sprach Salomo ein Gebet. Merkwürdig, der König erkannte dabei: Gott ist nicht festzulegen! „Sollte Gott wirklich auf Erden wohnen?“, so fragt er in seinem Gebet. So prächtig der Tempel auch ist: er kann nicht der Raum sein, auf den Gott sich beschränken lässt. Und so lesen wir in 1. Könige 8 in Vers 27 weiter: „Salomo sprach: ‚Siehe, der Himmel und aller Himmel Himmel können dich nicht fassen - wie sollte es dann dies Haus tun, das ich gebaut habe?‘“ Das Weltbild des Beters aus uralter Zeit ist natürlich anders als das unsrige. Die Erde wurde begrenzt wahrgenommen, so als ende sie am Firmament oder an den großen Wassern. Und doch ahnte Salomo etwas von der unendlichen Größe Gottes „der Himmel und Erde erfüllt“ (Jeremia 23,24).

Diese Wahrheit ist zeitlos, unermesslich. Martin Luther konnte dazu fast widersprüchlich sagen: „Nichts ist so klein, Gott ist noch kleiner. Nichts ist so groß, Gott ist noch größer.“ Auf die Frage Salomos, ob Gott wirklich auf Erden wohnt, gibt es eine Antwort, um die er freilich noch nicht wissen konnte. Ja, Gott ist auf die Erde gekommen. Er ist nicht verborgen, unvorstellbar ferne von uns Menschen. Der Gott, von dem Salomo sagt, dass „der Himmel und aller Himmel Himmel“ ihn nicht fassen können, der ist „auf Erden kommen arm, dass er unser sich erbarm“, so bringt es Martin Luther in seinem  Weihnachtslied auf den Punkt. (EG 23,6).

Ein menschliches Antlitz trägt Gott in Jesus von Nazareth. In ihm hat er sich zu  erkennen gegeben und ist uns ganz nahe gekommen. Er hat selbst den Schrecken des Todes ertragen am Kreuz auf Golgatha und hat sich in die Erde graben lassen. Das ist unser Gott! Und er hat das Grab aufgesprengt an jenem Ostermorgen und das Zeichen der Neuschöpfung gesetzt. Die schreckliche Endgültigkeit des Todes ist besiegt - in Christus Jesus, dem Auferstandenen. Das ist unser Gott! Damit ist uns gesagt:  Wo wir auch hinkommen, Gottes Hand greift nach uns.

Wie begrenzt unser Wissen auch ist, Gott ist nichts verborgen. Und wenn wir von Gott reden, dann ist da nicht irgendein „höheres Wesen“ gemeint oder einer, der harmlos über den Sternen thront und den das da unten nichts angeht. Wenn wir von Gott reden, dann sind wir mitbetroffen - denn: Gott steht nicht abseits, wenn es um uns geht. Der, den wir nicht fassen können, der kommt uns in Jesus Christus entgegen. Er will das Zentrum unseres Lebens sein - ungeteilt. Ja, Gott will uns zu seiner Wohnung machen, man kann auch sagen: zu einem Tempel, in dem sein Geist regiert (1. Kor. 6,19).

„Sollte Gott wirklich auf Erden wohnen?“ Gott ist gegenwärtig und verliert sie nie aus seinen Augen.

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