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/ Wort zum Tag

Begegnung mit Gott

Daniel Eschbach über Johannes 1,17

Die Gnade und Wahrheit ist durch Jesus Christus geworden.

Johannes 1,17

Das erste Kapitel des Johannes-Evangeliums ist ein ganz besonderer Text. Mich fasziniert daran einerseits sein Bemühen, die gute Nachricht von Jesus in der Sprache der damaligen Philosophie zu formulieren. Andererseits bringt dieses Gedicht präzise auf den Punkt, was sich im Neuen Testament gegenüber früher geändert hat. Johannes fasst das im Vers 17, dem heutigen Wort zum Tag, so zusammen: «Denn das Gesetz ist durch Mose gegeben; die Gnade und Wahrheit ist durch Jesus Christus geworden.»

Worum geht es da? – Für das ganze Alte Testament galt: «Niemand hat Gott je gesehen» (vgl. Joh 1,18). Nicht einmal Mose und Elia wurde dies geschenkt. Sie erlebten wohl Gottes Präsenz im brennenden Dornbusch bzw. in einem kaum beschreibbaren Lufthauch. Und doch blieb Gott für sie unsichtbar, ohne Gestalt, nicht fassbar. Noch am konkretesten wurde Gott und das, was er will, in den Steintafeln mit den zehn Geboten, die Mose auf dem Berg Sinai erhielt. Doch diese Tafeln waren statisch, kalt, starr. So groß und hilfreich diese Gabe auch war, sie war nicht der lebendige Gott selbst.
Doch dann wurde Gott in Jesus von Nazareth Mensch, und damit einer von uns. Viel besser und näher als in den Buchstaben des Gesetzes wurde in der Person Jesu die Fülle göttlichen Heils sichtbar. Seither sind Gottes Gnade und Wahrheit nicht mehr abstrakte Buchstaben oder Ideen, sie sind lebendige Wirklichkeit. Gott wurde konkret erfahrbar, fassbar. In inspirierenden, begeisternden und heilsamen Begegnungen mit Jesus erlebten das damals viele Menschen. Und solche Begegnungen sind dank Gottes Geist bis heute möglich.

Vielleicht sind die Formulierungen des ersten Kapitels im Johannes-Evangelium für uns heute schwer zugänglich. Seine Sprache ist auf die philosophisch Gebildeten der damaligen Zeit ausgerichtet. Aber wir können ja versuchen, diese Gedanken in unsere heutige Sprache zu übersetzen. Und das könnte dann so klingen: Gott ist nicht theoretisch, er ist weder abstrakt noch verborgen. Gott ist fassbar und erlebbar. Er begegnet uns ganz konkret. Wer Gott erkennen will, muss nicht die korrekten Formulierungen finden. Gotteserkenntnis geschieht in der Begegnung. Wem eine solche Begegnung geschenkt wird, braucht nachher keinen Gottes-Beweis mehr. Er weiß und hat erfahren: In mein Leben ist Gott hineingekommen. Er ist da, er ist gegenwärtig. Ich bin angenommen, wie ich bin. Ich bin geliebt mit all meinen Ecken, Kanten und Widersprüchen. Es ist wahr: Er bleibt mir zugewendet durch dick und dünn.

In Begegnungen sind die Begriffe Gnade und Wahrheit viel besser zu begreifen. Auch in Begegnungen mit anderen Menschen kann uns immer wieder Gott selbst begegnen. - Der Liedermacher und Pfarrer Clemens Bittlinger hat das in einem seiner Lieder sehr schön formuliert. Dort heißt es unter anderem: «Gott, wo wir uns von Mensch zu Mensch begegnen und ich in dir erkenne, wie ein Mensch sein kann, beginnt mein Eindruck von dir etwas zu bewegen und dieses Etwas fängt zu lieben an…. Gott, weil wir uns von Mensch zu Mensch begegnen, Du Unfassbarer, wirst fassbar …» - Ich wünsche Ihnen heute viele gute Begegnungen. Und darin die beglückende Erfahrung, dass Gott selbst Ihnen nahe kommt.

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