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/ Wort zum Tag

Widerstand

Helmut Heiser zu Mt. 6,13.

Jesus Christus lehrte im Matthäusevangelium, Kapitel 6, Vers 13 zu beten:
„Erlöse uns von dem Bösen.“

Das ist die letzte, herzzerreißende Bitte aus dem Grundgebet der Christen, des Vater Unser. Jesus hat es uns gelehrt, Generationen von Christen sind mit diesem Gebet durch die Höhen und Tiefen ihres Lebens gegangen. Martin Luther hat in seinem großen Katechismus zu dieser Bitte „Erlöse uns von dem Bösen“  gesagt, dass in ihr „die ganze Summa allen Gebetes“ steckt. – Er wusste offenbar sehr genau: Wir müssen uns mit dem Bösen in uns und um uns täglich auseinandersetzen. Wir müssen ihm aktiv begegnen und ihm entschieden entgegentreten.

Denn es ist uns Menschen ja gesagt worden, was gut ist und was der Herr von uns erwartet: „Nichts anderes als dies: Recht tun, Güte lieben und achtsam mitgehen mit unserem Gott“ (Micha 6,8). Oder wie Jesus es im Doppelgebot der Liebe mit den Worten gesagt hat: „Du sollst Gott, deinen Herrn, lieben von ganzem Herzen und mit allen deinen Kräften und deinen Nächsten wie dich selbst.“

Dieses Gute, das wir kennen, und das dem Bösen keinen Spielraum lässt, tun wir oft nicht. Wir kennen das Böse nicht nur aus dem eigenen Herzen: es umfasst viel mehr als nur unser eigenes Handeln und Denken. Es kann in plötzlichem Unglück, aller Art von Übeln und Schrecknissen, Not und Tod für Leib und Seele über uns Menschen und die Schöpfung kommen. Es ist viel größer, als dass es der Mensch mit seinen begrenzten Möglichkeiten besiegen könnte: Nur Gott ist ihm gewachsen!

Deshalb machte Luther darauf aufmerksam: „Wir haben auf Erden nichts zu tun, als ohne Unterlass wider diesen Hauptfeind zu bitten. Denn wo Gott uns nicht erhielte, wären wir keine Stunde von ihm sicher!“ Die Sehnsucht, von dem Bösen, das unser Leben ständig bedroht, erlöst zu werden, mündet darum in diese eindringliche Bitte an Gott ein: „Erlöse uns von dem Bösen“, obwohl wir wissen, dass uns das Böse in unserem Leben stets begleitet und bedroht.

Warum ist uns dann diese Bitte von Jesus dennoch aufgetragen, obwohl die Erlösung von dem Bösen in diesem Leben nie eintreffen wird und wir mit dem Bösen leben werden, solange wir auf dieser Erde existieren?

Jesus gibt uns dazu eine einleuchtende Begründung. Sie folgt im Lobpreis auf Gott und mit dem Hinweis auf die Vollendung am Ende all dessen, was ist:

„Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.“

Das bedeutet so viel wie: Die Macht und Kraft des Bösen wird nicht überleben! Sie ist begrenzt! Aber Gottes Macht, seine Liebe und seine Herrlichkeit werden ewig sein. Er wird allein am Ende bleiben und von Ewigkeit zu Ewigkeit regieren!

Solange dieses dem Bösen gesetzte Ende aber noch nicht da ist, haben wir mit dem Bösen zu leben. Christen werden ihm allen Widerstand entgegensetzten, wie sich auch Jesus dem Bösen erwehrt hat.

Denn uns gilt die biblische Weisung des Apostels Paulus: „Lass dich nicht vom Bösen überwinden, sondern überwinde das Böse mit Gutem!“ (Römer 12,21) Genau dies hat Jesus durch seine Liebe und sein Leiden zu uns verwirklicht. Er hat uns auch hinterlassen, wie wir als Christen leben sollen:

„Ein neues Gebot gebe ich euch, dass ihr euch untereinander liebt, wie ich euch geliebt habe, damit auch ihr einander lieb habt.“ (Joh. 13, 34)

So gilt: Wo geliebt wird, hört das Böse auf, da findet das Böse ein Ende. Aber die Liebe hört niemals auf. Die Liebe wird bleiben.

Nehmen wir also diese letzte Bitte aus dem Grundgebet der Christenheit mit in den Tag. Bringen wir sie bewusst vor Gott. Bitten wir ihn, dass er uns helfe, Böses durch Gutes zu überwinden im Dank dafür, dass seine Liebe ewig ist.

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