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Gedanken zur Tageslosung

Friedhelm Geiß über Römer 12,10

Einer komme dem andern mit Ehrerbietung zuvor.

Römer 12,10

Kennen Sie das auch – zwei Menschen überbieten sich vor einer Tür mit Gesten der Höflichkeit. „Bitte nach Ihnen“, „Ach nein, bitte nach Ihnen“ und am Ende zwängen sich beide gleichzeitig durch die enge Tür. Ist das gemeint, wenn Paulus in seinem Brief an die Gemeinde in Rom im 12. Kapitel Vers 10 schreibt: „Einer komme dem andern mit Ehrerbietung zuvor“?
Paulus entfaltet in diesem Textabschnitt eine großartige Gebrauchsanweisung für ein Leben mit Gott. In den ersten acht Kapiteln seines Briefes hat er ausführlich dargestellt, wie ein Mensch durch Jesus Christus ein neuer Mensch wird. Wie aber wirkt sich das im praktischen Lebensalltag und im Miteinander mit anderen Menschen aus? Der rote Faden, der sich durch alle praktischen Anweisungen hindurchzieht, ist die Liebe. Wo die Liebe Gottes einen Menschen durchdrungen hat, kann er diese Liebe weitergeben. Liebe ist das Substantiv, lieben das Verb – oder „Tun-Wort“. Liebe ist ein Wert, der durch liebende Handlungen verwirklicht wird. Und das wird spürbar, sichtbar und erfahrbar. Deshalb ist Liebe keine Kleinigkeit, aber sie besteht aus lauter Kleinigkeiten.
Eine besondere Auswirkung der Liebe ist die gegenseitige Wertschätzung. Ich sehe im anderen Menschen Werte, und ich drücke aus, dass ich diese schätze. Dabei beziehen sich die Werte auf seine Person und weniger auf seine Stellung und Leistung. Das Gegenteil von Wertschätzung ist meiner Meinung nach nicht Geringschätzung, sondern Gleichgültigkeit und Selbstverständlichkeit. Dann gibt es nichts mehr zum Staunen oder Danken.
Wertschätzung dagegen zeigt sich in Anerkennung, Dankbarkeit, Achtsamkeit, Freude und Ermutigung oder wie Paulus es ausdrückt: „in Ehrerbietung“. Eine schöne Illustration für das, was ehren bedeutet, liefert das Lexikon „Die Religion in Geschichte und Gegenwart“. Dort wird ausgeführt, dass, wer einen anderen ehrt, dafür sorgt, dass möglichst viele Leute diesen als vertrauensvoll erleben. Es wird also im Blick auf den, den wir ehren, das Vertrauen anderer zu ihm gestärkt.
Und Paulus rät nun sogar, im Blick auf diese Vertrauensstärkung in einen gegenseitigen Wettlauf einzutreten. Einander zuvorzukommen in Ehrerbietung. Das meint nun nicht in falscher Bescheidenheit oder Demut ständig sich zurückzunehmen und anderen den Vortritt zu lassen, sondern im Umgang, in der Kommunikation „den anderen höher zu achten als sich selbst“, wie Paulus im Brief an die Philipper schreibt (Phil 2,3).
Bei der Trauung von Eheleuten gibt es einen Abschnitt, den ich sehr mag. Dort heißt es: "N.N., willst du mit N.N. als deiner Ehefrau nach Gottes Gebot und Verheißung leben, sie als Gabe Gottes lieben und ehren und ihr in Freud und Leid treu bleiben, bis der Tod euch scheidet, so antworte: Ja, und Gott helfe mir." Als Gabe Gottes lieben und ehren. Was ist das für eine schöne Aussage. Meine Frau als Geschenk Gottes annehmen.
Ein Geschenk ist angelegt auf Dank! Dank füreinander, Dank an Gott für die Gabe des anderen. Und dieses Geschenk lieben und ehren. Immer wieder und immer wieder neu - so wie Gott dich mir geschenkt hat. Das könnte nicht nur für eine Ehe, sondern auch für das Miteinander in der christlichen Gemeinde ein heilsamer Weg werden.

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