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/ Wort zum Tag

Eine unsterbliche Hoffnung

Manfred Kasemann über Lukas 14,17

Kommt, es ist alles schon bereit !“ Das ist für mich einer der zentralen Sätze der Verkündigung Jesu. Diese Aufforderung finden wir im Lukasevangelium, Kapitel 14, Vers 17. Sie steht am Anfang eines Gleichnisses. Es handelt von einer Einladung zu einem festlichen Mahl. Anlass, dieses Gleichnis zu erzählen, ist der Wunsch eines Mannes in Jesu Nähe:  „Selig ist, wer am Mahl im Reich Gottes teilnehmen wird !“ Jesus antwortet ihm mit einem Gleichnis und eben diesem Anfang: „Kommt, es ist alles schon bereit!“

Es ist dieser Moment, wo die Einladung auf einen Menschen trifft, wo alles zusammenkommt: Freude, Erwartung, Wunsch, Spannung, wie es werden soll und Fragen, ob es sich lohnt. Wird aus dieser Einladung: „Kommt, es ist alles bereit!“  jetzt eine Bewegung ? Findet alles zusammen zu einer Motivation ? Geht es unter die Haut ? Wird man wie auf dem Sprung sein zwischen zwei Wirklichkeiten: dem Gewohnten hier und dem festlich Anderen dort ? Wird man das Gewohnte verlassen  und sich mitreißen lassen ins Ungewohnte ?

„Kommt, es ist alles schon bereit !“ – dieser Moment mit dieser Aufforderung  ist eine treffende Beschreibung für Hoffnung. Genauso wirkt sie. Sie wagt ein Riss in das allzu Gewohnte.

Aber leichter gesagt als getan !  Jemand hat gemeint, wir würden in einer Zeit der gestörten Hoffnung leben. Die Hoffnung stirbt zuletzt, sagt man. Immerhin, sie hält bis zu einem  letzten Ende durch!  Aber sie stirbt auch!  Der Tod verschluckt sie.  Diese Vorstellung von Hoffnung   mag lange Zeit immer wieder neu Kräfte zu mobilisieren, z.B. in langen Phasen einer Krankheit auf Heilung zu hoffen. Und darum ist sie nicht zu verachten. Aber sie nimmt ihre Nahrung aus unseren gewohnten Vorstellungen, aus dem Alten. Darum veraltet diese Hoffnung auch. Der Volksmund hat Recht.

Gott sei Dank finden wir im Neuen Testament eine andere Beschreibung von Hoffnung.  Die Hoffnung stirbt nicht, sondern  „aufersteht“ zuletzt, denn sie nimmt Maß am Neuen. Sie lebt von der Kraft der Auferstehung Jesu, in der Gott etwas ganz Neues begonnen hat.

Der Philosoph Erich Fromm hat viel über die Hoffnung nachgedacht., Er stammte aus einer streng religiös- jüdischen Familie in Frankfurt. Es ist gar nicht zu übersehen, wie sehr er da aus biblischen Quellen schöpft.  Er schreibt: „Hoffen heißt, jeden Augenblick bereit sein für das, was noch nicht geboren ist“.  Und weiter: „ Wer hofft, erkennt die Anzeichen neuen Lebens und ist auch bereit, dem, was bereit ist, geboren zu werden, ans Licht zu helfen“.

Hoffen ist dann eine Form der Liebe zum Leben, einer Liebe zu dem, was neu werden will.  Hoffen ist Wachheit.  So wach, wie man unter der Aufforderung wird:  „Kommt, es ist alles schon bereit!“  Wir müssen diese  Hoffnung nicht machen.  Aber wenn sie sich einstellt unter der Einladung Jesu, können wir uns davon ergreifen lassen.

Hoffen ist  eine Form der Liebe zum Leben, einer Liebe zu Christus, der in seine Auferstehung hineinziehen will,  zu allererst die Bedürftigen, die Geplagten, die elenden Opfer der Gewalttätigen dieser Welt, die darauf hoffen, dass Friede und Gerechtigkeit sich küssen. Genauso erzählt Jesus in seinem Gleichnis.

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