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Geschenkte Weisheit

Matthias Adt über Sprüche 2,6

Der HERR gibt Weisheit, und aus seinem Munde kommt Erkenntnis und Einsicht.

Sprüche 2,6

Kennen Sie einen weisen Menschen? Mir fällt da sofort der alte Schuhmacher S ein. Eigentlich hätte er längst aufhören können, aber er hörte nicht auf. Christen gehen nicht einfach in den Ruhestand. Aber er ruhte in Christus. In seiner dämmrigen Werkstatt roch es durchdringend nach den Klebstoffen, die er benutzte, aber noch durchdringender war der Hauch von Ewigkeit. Die Werkstatt war ein Seelsorgezentrum des Ortes.

Ein Besuch bei ihm war ein Tapetenwechsel. Vom Raum der eigenen Weisheit in Gottes Heiligkeit. Ein Besuch bei ihm war ein Rückschritt. Ein Ausbruch aus dem Raum der eigenen Gedanken in den Ruheraum des heiligen Gottes. „… dass mir werde klein das Kleine und das Große groß erscheine …“ – dieses alte Lied wurde bei ihm nicht gesungen, aber gelebt.

Manchmal, wenn ich wegen irgendetwas auf 180 war oder nicht aus noch ein wusste, dachte ich: Jetzt ist es mal wieder Zeit, zum Schuhmacher zu gehen. Mit oder ohne defekten Schuhen. Oft hörte er gar nicht auf, während des Hörens zu nageln oder zu fräsen. Oft schwieg er lange. Manchmal sagte er gar nichts. Manchmal sagte er nur: Und jetzt beten wir. Manchmal wusste er einen überraschenden Rat.

Alle Resignation, alle Nervosität, aller Ärger traten zurück. Er machte mir klar, was Weisheit heißt: Das Leben mit allen Fragen dem Allerhöchsten hinlegen. „Der Wolken Luft und Winden gibt Wege Lauf und Bahn, der wird auch Wege finden, da dein Fuß gehen kann.“ So formulierte es der Liederdichter Paul Gerhardt. Immer kam ich aufgeräumt und froh aus der Werkstatt wieder raus.

Der alte Schuhmacher lebt nicht mehr, aber ich habe bei ihm gelernt: Weisheit ist ein Geschenk Gottes an alle, die ihm zuhören. Bevor sie die vielen professionellen Instrumente anschalten, die man ebenso benützt bei Entscheidungen. Was soll ich tun? Was soll ich lassen? Wo zupacken und wovon die Finger lassen? Am liebsten wäre mir, ich hätte Antworten schwarz auf weiß. Ein Zettel vom Himmel. Eine eindeutige Mehrheit. Eine klare Gewissheit. Und manchmal klappt’s ja auch so.

Aber oft ist es komplizierter. Da kommt es auf die richtige Fragestellung an. Ich möchte nicht fragen: Was ist richtig und was ist falsch? Sondern: Jesus ist ja jetzt da. ER liebt mich. Er wird einmal das letzte Wort haben. Was ist im Vertrauen auf ihn jetzt am ehesten das Beste - und nicht das Zweitbeste? Durch diese Fragestellung wird der nächste Schritt oft klar.

Der HERR gibt Weisheit, und aus seinem Munde kommt Erkenntnis und Einsicht.“ (Sprüche 2,6)
So wird der nächste Schritt im Buch der Sprüche genannt.

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