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/ Wort zum Tag

Selbstprüfung

Daniel Eschbach über 1. Thessalonicher 5,19–20

Wort zum Tag sind heute zwei Mahnungen aus 1. Thessalonicher 5,19-20: „Den Geist dämpft nicht. Prophetische Rede verachtet nicht!“  Solche oder ähnliche Formulierungen begegnen mir im Kontakt mit Christen immer wieder, nicht selten als unausgesprochene Erwartung zwischen den Zeilen. Manchmal werden die beiden Ermahnungen auch als biblische Unterstützung für allerlei, bisweilen widersprüchliche, Meinungen herangezogen. Wer eine neue Idee, eine Vision entwickelt, sieht sich gerne vom Geist inspiriert und reklamiert für sich eine prophetische Sicht. Das mag durchaus seine Berechtigung haben. Ich erlebe aber auch, wie Gespräche schwierig werden, wenn auf diese Weise kritische Rückfragen oder sachliche Argumente abgewehrt werden sollen. Die biblische Aufforderung „Den Geist dämpft nicht. Prophetische Rede verachtet nicht!“ klingt dann wie: „Du musst eben glauben, dass Gott auf meiner Seite ist!“ So kann ein potenziell fruchtbares Gespräch zu einem sinnlosen Wettbewerb werden, mit der Frage, wer Gott bzw. wer seinen Geist besser begriffen hat.

Ich bin überzeugt, dass uns biblische Mahnungen zunächst und vor allem zur kritischen Selbstprüfung anleiten wollen. Sie sind uns nicht gegeben, um anderen Menschen fehlende geistliche Inspiration oder mangelnden Respekt für eine prophetische Sicht vorzuhalten.

Eine wesentliche Aufgabe des Heiligen Geistes – wenn nicht sogar seine Hauptfunktion – besteht nach dem Johannes-Evangelium darin, die Erinnerung an Jesus lebendig und wirksam zu halten. Prophetie soll dann den Willen Gottes in eine konkrete Situation hinein übersetzen. Demnach mahnen die Worte zum Tag aus dem 1. Thessalonicherbrief zur kritischen Prüfung eigener Ideen, Wort und Taten: Entspricht, was ich vorhabe und meine, dem Willen Gottes, wie er sich in der Bibel zeigt? Passt, was ich tue, zu seinem wohlwollenden, barmherzigen Vorhaben mit der Welt und ihren Menschen? Orientiere ich mich in meinem Denken, Reden und Handeln am Vorbild Jesu? Würde er in meiner Situation dasselbe sagen und tun wie ich? Oder würde er mich, und wenn ja wie, korrigieren?

„Den Geist dämpft nicht. Prophetische Rede verachtet nicht!“ Es geht bei diesen Mahnungen zuerst um die kritische Überprüfung der eigenen Ideen und Absichten. Folgerichtig heisst dann ja der nächste Satz im 1. Thessalonicherbrief: „Prüft aber alles und das Gute behaltet!“

Wenn jeder und jede sich selbst im beschriebenen Sinn kritisch überprüft und darauf vertraut, dass sein Gegenüber dies genauso tut, dann werden fruchtbare, weiterführende und verheissungsvolle Gespräche und Prozesse möglich. Wenn wir diese Worte aber vor allem zum Anlass nehmen, einander misstrauisch zu testen, ob der andere genug Inspiration und Respekt für göttliche Gedanken zeigt, blockieren wir den Austausch auf Augenhöhe. In diesem Sinne verstehe ich 1. Thessalonicher 5,19-20 als Einladung zur Selbstprüfung und als Mahnung, sich selbst vom Geist Gottes korrigieren zu lassen. In dieser Haltung sind dann auch kritische Rückfragen möglich. Damit verbunden ist, so glaube ich, auch die Verheissung, dass gerade diejenigen zu wertvollen Mitarbeitern im Reich Gottes werden, die sich immer neu am Willen Gottes und am Vorbild Jesu ausrichten. Darum: Es lohnt sich, „den Geist nicht zu dämpfen‘ und auf seine Stimme zu hören.

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