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/ Wort zum Tag

In der Hoffnung leben

Jutta Schierholz über Jesaja 25,8

Vom Pfarrer und Dichter Albrecht Goes stammt ein kurzes Gedicht mit dem Titel „Grabschrift“. Also sozusagen eine Inschrift, die auf einem Grabstein stehen könnte. Das Gedicht geht so:

„'Mein bist du'
spricht der Tod
und will groß Meister sein.
Umsonst -
Mir hat mein Herr
Versprochen: Du bist mein.“

Das ist kurz gefasst die Hoffnung der Christen: Der Tod, der sich gern als alles verschlingendes Schicksal darstellt, ist nicht der Größte. Sondern da ist ein noch Größerer, der den Tod besiegt. Deswegen dürfen sich Christen am Grab damit trösten, dass es ein Wiedersehen mit dem Gestorbenen gibt. Der Tod ist nicht das Ende. Es gibt ein Leben nach dem Tod, es gibt den Himmel, wo Jesus auf uns wartet.

Das ist aber noch nicht alles. Es geht in dieser christlichen Hoffnung nicht nur darum, dass Gott einen Himmel geschaffen hat, auf den wir uns freuen dürfen, nachdem wir gestorben sind. Sozusagen als Belohnung dafür, dass wir das miese Leben hier auf der Erde so tapfer ertragen haben. Das nicht. Das wäre zu wenig. Und es ist auch Gott zu wenig.

Wenn im Jesajabuch vom Tod die Rede ist, den Gott verschlingen wird, dann ist damit nicht nur der körperliche Tod gemeint. Sondern das ganze Prinzip des Todes, das seit dem Sündenfall in der Welt ist. Das Prinzip, nach dem in allen Dingen sozusagen der Wurm drin ist, sodass immer und überall das Böse die Oberhand gewinnen möchte. Dass auf der Erde nicht Frieden herrscht, sondern Streit, Egoismus, Neid, Ausbeutung ... Ich muss nicht alles aufzählen.

Gott wird dieses ganze Prinzip des Todes auf ewig vernichten und die Welt am Ende erneuern. Und er hat damit schon angefangen: Am Ostermorgen, an dem sein Sohn Jesus tatsächlich den körperlichen Tod überwunden hat, als sichtbares Zeichen dafür, dass Gott angetreten ist, den Tod insgesamt zu besiegen. Er will uns nicht aufs Jenseits vertrösten, sondern hat gezeigt, dass er hier direkt in unserer Welt bereits wirkt. Der Tod ist jetzt schon besiegt. Das Prinzip des Todes beherrscht uns nicht länger, wir gehören einem anderen Herrn. So hat es wohl auch Albrecht Goes gemeint.

Heute sind wir ja gerade am Anfang der Karwoche. Vielleicht könnte ich in dieser Woche im Kleinen so in der Hoffnung leben, wie ich es in meinem ganzen Leben darf: In dieser Woche kann ich in der Bibel miterleben, wie Jesus zwangsläufig von diesem Prinzip des Todes immer weiter verschlungen wird, bis er am Freitag am Kreuz stirbt – und am Sonntag als Sieger über den Tod aufersteht. Und vielleicht kann ich etwas von dieser Kraft, die in seiner Auferstehung steckt, mitnehmen in die Zeit danach, mit in den Alltag in die Welt um mich herum, die von dem alten Prinzip geprägt ist. Denn ich gehöre ja einem anderen Herrn, der all das schon besiegt hat.

Dann kann ich allerdings nicht mehr einfach nur untätig aufs Jenseits warten. Dann kann ich nicht mehr anders, als aktiv daran mitzuwirken, dass diese Welt ein bisschen mehr nach der Welt aussieht, wie sie sich Gott gedacht hat. Dass vielleicht doch ein wenig Frieden in so manche verkorksten Dinge einzieht und dass in so manche finstere Ecke ein Schimmer Licht fällt. Denn ich weiß ja, dass die Dinge nicht so bleiben müssen, wie sie sind. Weil Gott sie am Ende komplett neu machen wird. Davon darf ich jetzt schon ein Teil sein. Das ist die christliche Hoffnung.

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