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Glaubensfreude mitten in der Nacht

Horst Marquardt über Psalm 63,7

Gott, wenn ich mich zu Bette lege, so denke ich an dich, wenn ich wach liege, sinne ich über dich nach.

Psalm 63,7

Saul war der von Gott erwählte König Israels. Weil er Gottes Anordnung nicht gehorchte, verlor er sein Königsrecht. An seiner Stelle setzte Gott den jungen David ein. Saul schien davon unbeeindruckt. Er wollte weiter als König herrschen. David stand ihm im Weg. Er bekämpfte ihn. David musste fliehen, um sein Leben zu retten. Er verbarg sich in der Wüste Juda. Es ist schwer in der Wüste zu leben. Der Boden ausgedorrt, kein Wasser weit und breit. David spürt den Wassermangel nicht nur körperlich. Auch seine Seele dürstet. Im Geist sieht er sich dort, wo er Hilfe findet: im Heiligtum Gottes, der Stiftshütte. Dort weiß er sich Gott besonders nahe. Voller Freude spricht er davon, wie groß Gottes Güte ist und wie viel er diesem Gott zu danken hat. Auch abends, wenn er sich zur Ruhe legt und nachts, wenn er wach wird, denkt er an Gott. „Wenn ich mich zu Bett lege, so denke ich an dich, wenn ich wach liege, sinne ich über dich nach.“ Schlaflosigkeit in der Nacht kann quälen. Doch wenn David nachts wach wird, beschwert ihn nichts. Seine Erinnerung ist wach, er sagt:“ Ich denke daran, wie sehr du mir geholfen hast, ich jubele vor Freude. Ich bin beschützt im Schatten deiner Flügel“ (Vers 8). Wie ist solche Glaubensfreude mitten in der Nacht zu erklären?

David hatte ein inniges, ganz persönliches Verhältnis zu Gott. Er spricht den Allmächtigen an mit den Worten:“ Gott, du bist mein Gott, den ich suche“ (Vers 2) Du bist mein Gott. Es macht einen Unterschied, ob einer zum Beispiel sagt: „ein Auto“ oder „mein Auto“. Ungleich größer ist der Unterschied zwischen einem Gott und meinem Gott. Ein Gott, das kann irgendeine Statue sein, mehr oder weniger Geld oder eine Ideologie. Es ist eine lebensentscheidende Aussage, wenn einer dahin kommt beten zu können: Mein Gott. Das erfuhr zum Beispiel auch der Jesusjünger Thomas. Als er begriffen hatte, dass Jesus von den Toten auferstanden war, betete er ihn an mit den Worten: „Mein Herr und mein Gott“ (Johannes 20,28).

David konnte noch keinen Auferstandenen anbeten. Er suchte die Verbindung des Herzens mit dem Vater des auferstandenen Christus. Dass und wie David in seiner äußerlich trostlosen Lage durchhielt, beweist wie abhängig er von Gott lebt. Er spricht davon, dass seine Seele an Gott klebt (Vers 9). Wer am Tage innig verbunden ist mit seinem Gott, kann – auch in schwerster Zeit – der Nacht getrost entgegensehen. Bereits während er die Augen schließt, kann er sich schon auf den nächsten Tag freuen.

Trägt die Erfahrung des David auch in unserer Zeit? Aus eigener Erfahrung sage ich: ja. Es liegt nahe, die Wüstenerfahrung des David bildlich zu verstehen. Ich denke an Lebensphasen, in denen man sich wie ausgelaugt vorkommt. Einer meiner Bekannten geht dann gern in eine geöffnete Kirche. Sie ist dann sein Heiligtum. Ich habe einen besonderen Platz in meiner Wohnung. Unser Beten ist aber nicht von einem besonderen Ort abhängig. An jedem Platz und eben auch im Bett kann ich die Nähe Gottes suchen und mit ihm reden und auf ihn hören. Wenn ich nachts wach werde, suche ich seine Nähe im freien Gebet, im Zitieren von Bibelversen oder Liedern.

In manchen Liedern kommt wunderbar zum Ausdruck, worum es hier geht. In einem Abendlied von Rudolf Alexander Schröder, das mit den Worten beginnt „Abend ward, bald kommt die Nacht“ heißt es:

„Jesu Christ, mein Hort und Halt, dein gedenk ich nun,
tu mit Bitten dir Gewalt: Bleib bei meinem Ruh’n
(...)
Wenn dein Aug' ob meinem wacht, wenn dein Trost mir frommt,
weiß ich, dass auf gute Nacht guter Morgen kommt.“

Auch Sänger aus alten Tagen drücken das ähnlich aus. So zum Beispiel Johann Rist (1642):

„Lass mich diese Nacht empfinden eine sanfte süße Ruh,
alles Übel lass verschwinden, decke mich mit Segen zu.
Leib und Seele, Mut und Blut, all die Meinen, Hab und Gut, Freunde, Feinde, Hausgenossen
sei’n in deinem Schutz beschlossen.“

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