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/ Wort zum Tag

Als Leiter dienen

Friedhelm Geiß über Markus 10,42-43.

Jesus sprach: Ihr wisst, die als Herrscher gelten, halten ihre Völker nieder, und ihre Mächtigen tun ihnen Gewalt an. Aber so ist es unter euch nicht; sondern wer groß sein will unter euch, der soll euer Diener sein.

Markus 10,42–43

„Der süßeste Geruch in der Industrie ist der Leichengeruch des Vordermannes!“, mit bitterer Miene sagte er mir seine Meinung. „Du musst dich durchsetzen, bekanntmachen, Ellenbogen einsetzen, sonst kommst du nicht vorwärts. Sentimentalitäten nützen dir nichts. Wer Erster sein will, muss sich beeilen!“ Die Begegnung und seine Aussagen gingen mir noch lange nach. Nachdenklich frage ich: „Ist das wirklich so? Ist Macht und rücksichtslose Durchsetzung wirklich das Mittel zum Erfolg?“

Die Realität scheint der Meinung recht zu geben. Und der sichtbare Erfolg ebenfalls. Aber welchen Preis kostet das? Wie viele bleiben dabei auf der Strecke, übergangen, zurückgesetzt und fühlen sich überhaupt nur noch gebraucht? Darüber zerbrechen Beziehungen, Freundschaften, Ehen. Ist es das wert?

Ja – Macht macht immer etwas mit Menschen. Aber wie viel Leid, wie viele Tränen, wie viel Zerstörung, Chaos, Gewalt und Ungerechtigkeit haben ihre Ursache in missbrauchter Macht. Menschen werden niedergehalten, übergangen, klein gemacht, unter Druck gesetzt. Und das nicht nur in Kriegsgebieten, sondern auch in noblen Firmengebäuden, bis hinein in Familien und in christliche Gemeinden. Vom Anfang der Menschheitsgeschichte an sind Menschen dieser Versuchung erlegen. „Herr-sein“, über anderen stehen, mehr darstellen, als man ist, das scheint nötig zu sein, um herrschen zu können.

Und dann lese ich, wie Jesus damit umgeht. Als er mitbekommt, dass sich seine Freunde über die Rangfolge in ihren Reihen streiten, da ruft er sie zusammen und stellt die Hierarchie total auf den Kopf:

Jesus sprach: „Ihr wisst, die als Herrscher gelten, halten ihre Völker nieder, und ihre Mächtigen tun ihnen Gewalt an. Aber so ist es unter euch nicht; sondern wer groß sein will unter euch, der soll euer Diener sein.“ So ist es nachzulesen im Markusevangelium Kapitel 10, in den Versen 42-43.

Diese Worte waren ein deutlicher Gegenpol zum Kaisertum und zum Feldherrenstil. In Gottes Herrschaftsbereich heißt herrschen dienen. Das lebte Jesus eindrücklich vor und gab es an seine Jünger weiter. Die eigentliche Motivation zu diesem Lebens- oder Leitungsstil ist die Liebe. Durch Gottes Liebe ist es überhaupt erst möglich, mich selbst und andere zu lieben. Diese Liebe reicht auch für die, die mir Böses wollen. Niemand kann das aus eigener Kraft. Uns Menschen liegt doch vergelten viel näher als vergeben. Aber die Liebe Gottes hat die Macht, auf Macht zu verzichten.

Die Prinzipien von Jesus bauen auf, sie ermutigen, sie fördern und lassen Persönlichkeiten wachsen und reifen. Dienend zu leiten und zu führen sieht nicht den eigenen Vorteil und die Selbst-Verwirklichung als das erste Ziel, sondern hat immer den Anderen im Blick. Das könnte bedeuten: Wer sich als Erster qualifizieren möchte, wird andere Mitarbeiter fördern, damit sie an die Spitze kommen. Wer selbst Verantwortung hat, wird Verantwortung weitergeben, Verantwortung übertragen, damit mehr befähigt werden zu leiten.

Dabei sind folgende Fragen für mich eine gute Hilfe und Orientierung. „Was könnte ich dir Gutes tun?“ „Wie könnte ich dich fördern?“ „Wie kann ich die Begegnung so gestalten, dass der andere anschließend voll Zuversicht und Mut an seine Aufgaben geht?“

Im Leiten dienen wird ein lebenslanger Lernprozess sein und vermutlich nur möglich, wenn ich mir selbst immer wieder von Jesus dienen lasse.

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