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Hoffnung für heute

Lothar Leese über Kolosser 1,56

Von der Hoffnung habt ihr schon zuvor gehört durch das Wort der Wahrheit, das Evangelium, das zu euch gekommen ist, wie es auch in aller Welt Frucht bringt und auch bei euch wächst.

Kolosser 1,5–6

Kurz nach der Wende – während einer Zeltmission in Mecklenburg - entdeckte ich an einem Trabbi zwei Aufkleber. Auf dem einen stand: „Trabbifahrer kommen alle in den Himmel“, auf dem anderen war zu lesen: „Der Himmel kann warten.“ Ich denke, diese beiden Aufkleber drücken nicht nur das Lebensgefühl von Trabbifahrern aus, sondern zeigen etwas von der Spannung, die wir als Christen im Blick auf den Himmel auch kennen: Einerseits Sehnsucht und Vorfreude, andererseits verdrängen wir auch gern das Thema.

In den rund 40 Jahren meines Dienstes als Gemeindepastor habe ich beobachtet, dass „der Himmel“ nicht unbedingt ein gefragtes Thema bei Gesprächen ist. In den letzten Jahren habe ich bei Seniorengeburtstagen gern ein kleines Heft mit dem Titel: „Wie ist es im Himmel?“ verschenkt. Dabei habe ich oft eine gewisse Verlegenheit bei den Beschenkten gespürt. Z.B. eine Dame, so Mitte 70, meinte spontan: „Das hat doch noch ein bisschen Zeit“ – also ähnlich wie auf dem Trabbi „Der Himmel kann warten“.

Dagegen spricht der Kolosserbrief klar von der Hoffnung als entscheidenden Inhalt des Evangeliums, in Kolosser 1,5 u. 6 heißt es: “Von der Hoffnung habt ihr schon zuvor gehört durch das Wort der Wahrheit, das Evangelium, das zu euch gekommen ist, wie es auch in aller Welt Frucht bringt und auch bei euch wächst.“

Diese Hoffnung ist ausgerichtet auf die himmlische Welt. Sie hat nichts zu tun mit der oberflächlichen Redensart „Es wird schon werden“, sondern wurzelt fest in der Wahrhaftigkeit des Wortes Gottes. Am Anfang von Vers 5 wird diese Hoffnung klar beschrieben: „…die für euch bereit ist im Himmel“. Diese Hoffnung liegt in der Zukunft. Das Ende aller finsteren Mächte, das Ende des Teufels und des Todes, der neue Himmel und die neue Erde – all das kommt ja erst noch! Aber schon jetzt hören wir davon im Wort des Evangeliums. Ich habe den Eindruck, dass wir heute wenig von dieser biblischen Zukunftshoffnung hören.

Und wenn so wenig von dieser konkreten Hoffnung gepredigt wird, ist es auch nicht verwunderlich, dass wenig darüber gesprochen wird. Dabei ist die Hoffnung über den Tod hinaus die entscheidende christliche Botschaft. Und ich denke nicht nur für Senioren, sondern auch für junge Menschen ist der Himmel ein aktuelles Thema.

Im Sommer 2012 stürzten in den Schweizer Alpen fünf Menschen in den Tod. Darunter auch der 20-jährige Silas T. aus Ostwestfalen. Er schrieb im Internet auf seinem Facebook-Profil: „Ich bin bibelgläubiger Christ, und wünschte du wärst es auch! Dann sehn wir uns nämlich spätestens im Himmel wieder.“ Bei aller Tragik – welch ein Trost! – wenn ein junger Mensch in dieser Gewissheit leben und dann auch sterben kann.

Aber das Evangelium von Jesus bringt nicht nur Hoffnung auf die kommende Welt, sondern auch für diese Welt. Konkret sichtbar wurde das auch in der Gemeinde in Kolossä. Paulus beginnt seinen Brief mit einem großen Dank an Gott, weil er gehört hat, dass die christliche Hoffnung in der Gemeinde sich sichtbar auswirkt. Besonders zwei Bereiche erwähnt er: den „Glauben an Christus Jesus“ und die „Liebe, die ihr zu allen Heiligen habt“(V.4). Wenn das Neue Testament vom Glauben spricht, dann geht es nicht nur um ein für wahr halten, sondern vor allem um eine vertrauensvolle Beziehung. Die Christen in Kolossä leben in dieser vertrauensvollen Beziehung.

Sie sind in einer doppelten Weise treu: sie bewahren Christus und den Menschen die Treue. Bei der „Liebe zu allen Heiligen“ geht es um mehr als um nette Kontakte und menschliche Sympathien. Diese Liebe schließt alle Christen mit ein. Dieser praktizierte Glaube und diese gelebte Liebe sind Auswirkungen der Hoffnung.

Die Christen in Kolossä zeigen, dass die Hoffnung auf den Himmel uns nicht zu Schwärmern macht, sondern zu einem bewussten Leben in dieser Welt befähigt. So hat es auch Elisabeth von Thüringen einmal treffend formuliert: „Wer den Himmel ernst nimmt, wird für die Erde tauglich.“

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