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Strenge Erziehung - Out? Oder sinnvoll?

Frauke Groß über Hebräer 12,11

Für den Augenblick zwar erscheint uns jede Züchtigung nicht als Freude, sondern als Schmerz, später aber bringt sie denen, die an ihr gewachsen sind, die Frucht des Friedens und der Gerechtigkeit.

Hebräer 12,11

Hart war sie, und streng, aber fair. Sie ließ nichts durchgehen. Immerhin stammte unser Lehrbuch aus ihrer Feder und das flößte uns gehörigen Respekt ein. Ihr konnte man nichts vormachen. Der Stoff musste sitzen. Am Tag des mündlichen Examens saß ich vor ihr und der Prüfungskommission. Die Fragen prasselten nur so auf mich herab. Ich spürte, wie die Nerven begannen, blank zu liegen. Endlich kam der erlösende Moment. Kaum hatte ich den Raum verlassen, begann ich am ganzen Körper zu zittern. Die Anspannung stand mir im Gesicht geschrieben. Die Tränen flossen. Da legte sich ein Arm um meine Schulter – ihr Arm. „Was wollen Sie denn?“ hörte ich sie fragen. „Ich habe Sie doch auf 'eins' geprüft.“

Dieser Moment liegt mehr als dreißig Jahre zurück. Ich kann mich nicht erinnern, vorher oder nachher bei einer Prüfung Ähnliches erlebt zu haben. Es war später ein gutes Gefühl, dass ich mich in meinem Fachbereich recht sicher bewegen konnte. Das schenkte inneren Frieden und es machte Freude, helfen zu können.

Könnte es sein, dass unser Vater im Himmel mit strenger Hand erzieht, weil er sieht, was in seinen Kindern steckt? Könnte es sein, dass der Schöpfer und beste Menschenkenner uns an Grenzen führt, ohne zu riskieren, dass er uns überfordert? Könnte es sein, dass Gott in seiner Liebe uns manchen Schmerz der Selbst- und Schulderkenntnis zumutet, er aber die Tür zur Umkehr immer offen hält? Könnte es sein, dass er uns auch eine übergroße Freude zumuten möchte?

Freude, weil ich plötzlich begreife, „Gott meint es gut mit mir.“ Daraus erwächst Friede, der Friede Gottes der höher ist, als mein Verstand es erfassen kann.

Mit strenger Hand erzogen zu werden tut weh und scheint zunächst alles andere als ein Grund zur Freude zu sein. Später jedoch trägt eine solche Erziehung bei denen, die sich erziehen lassen, reiche Früchte: Ihr Leben wird von Frieden erfüllt sein. Dieser Frieden und die Freude verändern und prägen mein Leben zunehmend.

Aber der Autor des Hebräerbriefes schreibt nicht nur von Frieden. Er schreibt: „Ihr Leben wird von Frieden und Gerechtigkeit erfüllt sein.“ (NGÜ) Gefühlter Frieden, der kann uns im Eifer des täglichen Gefechtes schon mal verloren gehen. Aber Gerechtigkeit, das ist Zuspruch aus Gottes Mund als der höchsten Autorität. Gerechtigkeit erwächst aus der Beziehung mit Jesus Christus. Sie beginnt in dem Moment, wo ich Ja sage zu meiner Schuld. Das tut weh. Aber der Schmerz wandelt sich in Frieden, wenn ich auch Ja sage zum Vater im Himmel und seinem Sohn Jesus Christus.

Er spricht mir zu: „Dir sind deine Sünden vergeben; ein für alle Mal. Hier bist du richtig. Es ist gut so.“ Dass sie für gerecht erklärt werden, beruht auf Gottes Gnade. Es ist sein freies Geschenk aufgrund der Erlösung durch Jesus Christus. (NGÜ, Röm 3,24) Und es macht Freude einem solchen Vater gehören zu dürfen. Nichts und niemand kann mich aus seiner Hand reißen.

Ach, übrigens, ich kam später nie auf den Gedanken, es meiner Lehrerin übel zu nehmen, dass sie mich so auf den Prüfstand gestellt hatte. Bis zu dem Tag hatte ich sie respektiert. Danach dachte ich mit größter Dankbarkeit und Wertschätzung an sie.

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