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An einem Tisch

Harald Klingler über Matthäus 9,10

Als Jesus zu Hause zu Tisch saß, kamen viele Zolleinnehmer und andere, die einen ebenso schlechten Ruf hatten, um mit ihm und seinen Jüngern zu essen.

Matthäus 9,10

Miteinander Essen ist schön. In großer Runde schmeckt es besser. Davon wissen besonders die, die normalerweise allein essen, weil sie allein leben. Gemeinsames Essen ist schön. Wir freuen uns, wenn wir zum Essen eingeladen sind, und es macht Freude, Gastgeber zu sein.

Es heißt, dass manche Familien keinen Esstisch mehr haben und auch nicht mehr gemeinsam essen. Das ist erschreckend. Bei gemeinsamen Mahlzeiten wird Gemeinschaft erfahren und gepflegt. Am Esstisch wird miteinander geredet und manchmal auch gestritten. Als Pfarrersfamilie konnten wir meist gemeinsam zu Mittag essen – ein großes Vorrecht. Oft war die Runde offen für Freunde und Klassenkameraden unserer Kinder. Manchmal war das auch anstrengend. Aber es war doch schön und gut. Seit die Kinder aus dem Haus sind, ist es an unserem Tisch ruhiger geworden.

Ich fürchte, jene Familien, die nicht miteinander essen, wissen gar nicht, was ihnen entgeht. Meine Frau und ich staunen wieder über unsere gerade halbjährige Enkeltochter. Wenn sich die Familie um den Tisch versammelt, will sie dabei sein. Und sie will von dem Essen haben, das die anderen auch essen. Miteinander Essen ist ein sehr ursprüngliches Bedürfnis. In der Tischgemeinschaft wird Gemeinschaft besonders eindrücklich erfahren.

Herzliche Gastfreundschaft herrschte im Haushalt von Jesus. Und ohne Berührungsängste hat er sich in viele Häuser einladen lassen. Jesus liebte die Tischgemeinschaft mit anderen. Davon wird uns verschiedentlich berichtet. Immer wieder hören wir, dass er mit anderen aß und feierte. Es war ihm ein Bedürfnis, diese Form der Gemeinschaft zu pflegen. Bei einem Mahl nahm er auch von seinen Jüngern Abschied mit den Worten: „Mich hat herzlich verlangt, dieses Osterlamm mit euch zu essen“ (Lk 22,15).

Jesus aß und feierte nicht nur mit seinen Freunden, den Jüngern. Die Schrift berichtet, dass er häufig und wie selbstverständlich auch mit „Zöllnern und Sündern“ aß. Die religiösen Führer seiner Zeit nahmen daran Anstoß. Sie haben sich empört: Dieser Jesus ist „ein Fresser und Weinsäufer, ein Freund der Zöllner und Sünder“ (Mt 11,19). Für sie war dies der Beweis, dass Jesus nicht in göttlicher Mission handelte. Für Jesus war es der Ausweis für das anbrechende Gottesreich. Was er verkündigte, hat er zeichenhaft in der Mahlgemeinschaft mit Zöllnern und Sündern verdeutlicht. Gott lädt alle ein in sein Reich. Der Zöllner Matthäus hat es erfahren – und andere Zöllner und Sünder haben Jesus verstanden. In seine Nachfolge hatte Jesus den Matthäus berufen und dies in der Tischgemeinschaft gefeiert. Anziehend wirkte dies auf andere Zöllner und Sünder. Sie kamen und aßen und feierten mit. Ich bin mir sicher: Jesus freute sich. Ja, das war eine fröhliche Runde, ganz dem Reich Gottes gemäß.

Häufig mühen wir uns zu beschreiben, was Jesus mit Reich Gottes meint. Je mehr Worte wir machen, umso unverständiger scheinen mir viele Leute drein zu schauen. Jesus hat das Reich Gottes mit einem Hochzeitsmahl verglichen. Jesus aß und trank mit anderen – auch als Zeichen der anbrechenden Gottesherrschaft. Jesus lädt uns ein, miteinander zu essen und zu trinken. Das nahende Gottesreich ist eine Freude. Weil Gottes Gastfreundschaft eine Freude ist, darf auch Wein auf dem Tisch stehen. Jesus war kein Asket. Seine Botschaft ist eine Botschaft von der Fülle des Lebens und vom erfüllten Leben. „Ich will euch erquicken“ (Mt 11,28).

Das Wort für diesen Tag ist dann bei uns angekommen, wenn wir uns an den Tisch des Herrn freudig einladen lassen, wann immer diese Einladung ausgesprochen wird. Und wenn wir von Gottes Gastfreundschaft inspiriert Gäste einladen, um mit ihnen zu essen und zu trinken und Leben und Glauben zu teilen.

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