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/ Wort zum Tag

2. Mose 33,13

Gedanken zu Losung/Lehrtext des Tages.

"Hab ich denn Gnade vor deinen Augen gefunden, so lass mich deinen Weg wissen, damit ich dich erkenne und Gnade vor deinen Augen finde. Und sieh doch, dass dies Volk dein Volk ist."

2. Mose 33,13

Schwierige Wege zu gehen ist kein Spaziergang!
Anspruchsvolle Hochgebirgstouren oder riskante Klippenwanderungen am Meer sollte man deswegen nie allein unter die Füße nehmen!

Mose war auf der gebirgigen Sinaihalbinsel nicht als Tourist unterwegs, als er sich mit der Frage herumquälte, wer ihn denn in den nächsten Jahren begleiten könnte.
Er hatte gerade von Gott die schwierige Aufgabe bekommen, sein Volk in die alte Heimat Kanaan zurück zu bringen. Es hatte unter dramatischen Umständen Ägypten verlassen können und befand sich nun in der unwirtlichen Sinaiwüste. Dort kam es zwar zu einer starken Begegnung mit Gott und zum Bundesschluss mit den Zehn Geboten, aber danach zu einem unerwarteten Ausrutscher der Israeliten. Sie fielen zurück in die ägyptische Götterverehrung, ließen mit ihrem Schmuck einen goldenen Apis-Stier herstellen und verehrten ihn als Gott mit tagelangen rituellen Tänzen. Diesen Abfall zu vergeben, das konnte Mose bei Gott zwar erreichen, nicht aber seine weitere Fürsorge und Begleitung. Gott weigerte sich, zum Spielball wechselnder Interessen, zum willfährigen Popanz und billigen Hilfsautomaten degradiert zu werden. Solchen religiösen Geschäften entzog sich Gott mit einer deutlichen Absage: „Ich selbst will nicht mit hinauf ziehen, denn du bist ein halsstarriges Volk!“ (33,3).

Mose reagiert verzweifelt, denn vor ihm liegt ein schwieriger Weg. Wie soll er dieses wetterwendische und wankelmütige Volk allein führen können, wenn es bei jeder kleinen Schwierigkeit nach Lust und Laune meckert, murrt, ausruft und am liebsten wieder zu den legendären „Fleischtöpfen Ägyptens“ zurück will?
Mose weiß aus jahrzehntelanger Erfahrung: Schwierige Wege soll man nie allein und schon gar nicht ohne Gott gehen. Was dabei herauskommt, hatte Mose ja persönlich selbst als junger Revolutionär bitter erfahren müssen.

Es ist beeindruckend zu lesen, wie Mose nun versucht, Gott für das Projekt Israel noch einmal wieder zu gewinnen. Dieses lange und innige Gespräch mit Gott ist anrührend: „Herr, siehe du sagst: Führe das Volk hinauf! Aber du lässt mich nicht wissen, wen du mit mir senden willst, was das für ein ‚Engel‘ ist!“
Mose redet so ehrlich mit Gott, weil er in der Vergangenheit schon öfters erfahren hatte: Mit Gott kann ich alles, auch jeden Frust, jede Enttäuschung und alle Hoffnungslosigkeit besprechen, wie unter guten Freunden!
Und so bittet er Gott um Aufklärung und Information: „Habe ich Gnade vor deinen Augen gefunden, so lass mich deine Pläne wissen, damit ich dich erkenne. Denn bedenke doch, dass dieses Volk dein Volk ist!“

Mose ist mir mit seiner zielgerichteten Beharrlichkeit sehr sympathisch. Nicht nur deshalb, weil ich solche schwierigen Augenblicke mitsamt den Fragen auch kenne: „Wie soll das
bloß weitergehen? Was hat sich Gott dabei gedacht? Warum diese Zumutungen ohne Aussicht auf irgendwelche Lösungen? Ist Gott überhaupt noch bei mir?“

Von Mose und vielen anderen Menschen der Bibel habe ich Beides gelernt: Das Schweigen Gottes auszuhalten und unbedingt mit Gott weiter zu reden, unaufhörlich weiter zu diskutieren und meine Not weiter mit ihm zu verhandeln - und zwar solange, bis die erlösende und klärende Antwort eintrifft. Das kann in einem Gottesdienst, beim Abendmahl, durch ein Bibelwort, im Hauskreis, im Gespräch mit Freunden oder durch ein Ereignis geschehen. Ja, manchmal völlig unmittelbar, plötzlich und direkt als eine tiefe innere Gewissheit, die den Sturm beruhigt und den Streit mit Gott beendet. 

So ist es dann übrigens auch Mose passiert. Plötzlich offenbarte ihm Gott nicht nur seine Pläne, sondern sein innerstes Wesen, seine ganze Herrlichkeit und Majestät in solch einer Intensität und Kraft, dass der Bericht davon im zweiten Buch Mose (Exodus 33+34) bis heute zum Kern der jüdischen Liturgie und des christlichen Glaubens gehört!

Nehmen Sie deswegen Gottes damalige Zusage mit auf Ihren Weg: „Mein Angesicht wird vor dir hergehen und ich will dich zur Ruhe bringen“(v.14). 
Gott wandert also mit!   

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