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/ Wort zum Tag

Psalm 126,5-6

Gedanken zu Losung/Lehrtext des Tages.

"Die mit Tränen säen, werden mit Freuden ernten. Sie gehen hin und weinen und streuen ihren Samen und kommen mit Freuden und bringen ihre Garben."

Psalm 126,5-6

Ein Trostwort ist die heutige Losung der Herrnhuter Brüdergemeine aus Psalm 126,5-6: „Die mit Tränen säen, werden mit Freuden ernten. Sie gehen hin und weinen und streuen ihren Samen und kommen mit Freuden und bringen ihre Garben.“ Ein Trostwort und ein Hoffnungslied ist dieser Psalm für alle, die unter den Belastungen des Lebens seufzen und weinen oder gar am Leben zerbrechen.
Wie oft habe ich den Psalm 126 mit Familien gebetet am Grab eines lieben Menschen, von dem nun Abschied genommen werden musste: „Wenn der Herr die Gefangenen Zions erlösen wird, so werden wir sein wie die Träumenden. Dann wird unser Mund voll Lachens und unsere Zunge voll Rühmens sein. Dann wird man sagen unter den Heiden: Der Herr hat Großes an ihnen getan! Der Herr hat Großes an uns getan; des sind wir fröhlich (Psalm 126,1+2).“ Oft habe ich diesen Psalm mit Trauernden gebetet. Fast so häufig, wie den Psalm 23: „Der Herr ist mein Hirte. Mir wird nichts mangeln.“ Ich habe dabei selbst den Trost erlebt, den der 126. Psalm besingt. Ich habe auch erlebt, wie bei nahen Angehörigen in aller Trauer sich ein Funke der Hoffnung mischte, der zu einem immer hellerem Licht wurde.
Ursprünglich blickt der Psalm 126 auf die Heimkehr des Volkes Israel aus dem babylonischen Exil zurück. Das Volk Israel hatte es erfahren, dass Gott selbst sein Geschick gewendet hat. Unter Kyrus II durfte das Volk Israel wieder nach Judäa zurückkehren und den Tempel in Jerusalem wieder aufbauen. Ich habe noch die Bilder vom 9. November 1989 vor Augen, als sich für alle damals in einer unbegreiflichen Weise die Mauer in Berlin öffnete und Menschen aus Ost und West einander vor Freude weinend in den Armen lagen. Unbeschreibliche Szenen des Jubels und fassungslose Freude folgten; "Wahnsinn!" war das wohl meistgebrauchte Wort, als die Berliner Mauer in sich zusammenfiel.
So blicken die ersten Beter des 126. Psalms auf das babylonische Exil zurück: „Wahnsinn“. Gott hat uns wieder heimkehren lassen. Wir dürfen den Tempel wieder aufbauen. „Wahnsinn“. „Der Herr hat Großes an uns getan, des sind wird fröhlich. Sie singen und jubeln mit Worten, die heute noch die Kraft haben, Menschen zu trösten und in allem Leid und allem Schrecken, Lieder der Hoffnung anzustimmen: „Die mit Tränen säen, werden mit Freuden ernten. Sie gehen hin und weinen und streuen ihren Samen und kommen mit Freuden und bringen ihre Garben.“
Ich selbst habe am 8.Januar solch eine „Heimkehrfeier“ miterlebt. Der Altbischof der Evangelisch methodistischen Kirchen, Hermann Sticher, ist am 19. Dezember 2014 im Alter von 87 Jahren gestorben. Er hatte es selbst verfügt, dass anlässlich seines Todes keine Trauerfeier, sondern eine „Heimkehrfeier“ stattfindet. Am 8. Januar fand diese Heimkehrfeier statt in der methodistischen Erlöserkirche in Reutlingen. Ich stand morgens vor meinem Kleiderschrank und habe mich gefragt: Darf ich eigentlich zu einer Heimkehrfeier meinen schwarzen Anzug mit schwarzer Krawatte anziehen? Ich habe mich für einen Kompromiss entschieden: grauer Anzug mit silber-grauer Krawatte.
Hermann Sticher hatte seine „Heimkehrfeier“ bis ins Detail vorbereitet und verfügt. Der Bibeltext, über den Bischöfin Wenner predigte: 1. Petrus 1,3-9. Die Lieder: „Ich lobe meinen Gott von ganzem Herzen“, „Mir ist Erbarmung widerfahren, Erbarmung deren ich nicht wert“ - und – von den Blechbläsern intoniert: „swing low, sweet chariot“ – ein Negro spiritual, das von der Heimkehr der Christen zu ihrem Herrn handelt. Bischof Sticher war ein Brückenbauer in seiner Kirche und auch als stellvertretender Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen zwischen den Kirchen. Sein Motto: „Je näher wir Christus sind, umso näher sind wir einander.
Bei mir vermochte seine Heimkehrfeier die Hoffnung neu zu entfachen, die heute der Psalm 126 zum Klingen bringt: „Die mit Tränen säen, werden mit Freuden ernten. Sie gehen hin und weinen und streuen ihren Samen und kommen mit Freuden und bringen ihre Garben.“
 

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