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/ Wort zum Tag

Lukas 6,20

Gedanken zu Losung/Lehrtext des Tages.

"Und er hob seine Augen auf über seine Jünger und sprach: Selig seid ihr Armen; denn das Reich Gottes ist euer."

Lukas 6,20

Der Evangelist Lukas berichtet: „Und er (Jesus ist gemeint) hob seine Augen auf über seine Jünger und sprach: „Selig seid ihr Armen; denn das Reich Gottes ist euer“ (Lukas 6, 20).

Trotz der großen Menschenmenge um ihn herum, lehrte Jesus zunächst nur seine Jünger.

Seine Jünger sind die Armen. Ihnen wird das Reich Gottes zugesprochen. Wieso bezeichnet Jesus sie als arm. Welche Armut ist hier gemeint?

Die Jünger haben Jesu Ruf gehört und sind ihm gefolgt. Und das ohne soziale Absicherung. Man kann sagen, sie sind arm geworden um Jesu willen. Wenn ich nur an die ehemaligen Fischer und Zollbeamten unter den Jüngern denke. Sie kamen ja nicht aus den Armenvierteln Jerusalems oder Jerichos. Sondern sie hatten mehr oder weniger einträgliche Berufe. Doch die Begegnung mit Jesus wurde für sie alle auf einmal wichtiger als ihr Besitz.

Jesus beschreibt den Stand seiner Jünger mit den Worten: Ihr seid glückselig. Euer Verzicht um meinetwillen hat Verheißung.

Diese Seligpreisung spricht ja nicht irgendwer aus. Leichtfertig nach dem heute so beliebten Motto: „Alles wird gut.“ Nein, das sagt Jesus, der gekommen ist in die Welt, wie er von sich selbst gesagt hat, dass die Menschen bei ihm leben und volles Genüge haben.

Mich beunruhigen diese Worte. Wer will schon zu den Armen gehören? Ich nicht. Wie so viele in unserem Land profitiere ich selbstverständlich von dem Lebensstandard, der in Deutschland herrscht. So schnell bin ich auch nicht bereit, auf irgendetwas zu verzichten.

Obwohl Jesus mit diesen Worten seine Nachfolger ermutigen will. Er will ihnen sagen: Obwohl es so aussieht, als ob ihr ins Ungesicherte mir gefolgt seid, als hättet ihr all euren Besitz verloren, habt ihr das Entscheidende gewonnen, nämlich Gott und seine Nähe. Gott braucht eure leeren Hände, um sie mit seiner Güte, seiner Liebe füllen zu können. Und das nicht erst im Himmel, sondern schon heute. Gott schenkt jedem, der will, eine unvergleichliche Geborgenheit. Und er schenkt allen die Freiheit, das haben zu müssen, was andere haben. Das sind die göttlichen Anzahlungen auf dieser Erde. Demzufolge kann ich schon jetzt mit meinem Leben zufrieden sein. Darüber hinaus aber folgt in der neuen Welt Gottes noch die volle Ausschüttung des Reiches Gottes. Jetzt aber können wir so leben, wie es der Apostel Paulus seinen Mitchristen in Korinth beschrieben hat: „Als die Armen, aber die doch viele reich machen; als die, die nichts haben und doch alles haben“ (2. Korinther 6, 10).

Gefährlich wird es allerdings für einen Menschen, wenn er ganz auf die Karte des Geldes setzt.

So wie es ein Jude von seinem Rabbi lernen musste. Dieser Jude kam zum Rabbi und sagte: „Gehst du zu einem Armen. Er ist freundlich und hilft dir, wenn er kann. Gehst du zu einem Reichen, sieht er dich nicht einmal. Was ist das nur mit dem Geld?“ Der Rabbi antwortete: „Tritt ans Fenster. Was siehst du?“ „Ich sehe“, sagte der Jude, „eine Frau mit einem Kind. Ich sehe einen Wagen …“ „Gut“, sagte der Rabi, „und jetzt stell dich vor den Spiegel. Was siehst du nun?“ „Was werde ich sehen?“ antwortete der Jude. „Mich selber.“ „Ja, so ist das“, sagte der Rabbi, „das Fenster ist aus Glas gemacht und der Spiegel ist aus Glas gemacht. Kaum legst du ein bisschen Silber hinter die Oberfläche, schon siehst du nur noch dich selber.“

Diese jüdische Anekdote zeigt, warum Jesus die Armen seligpreist. Wer selbst nicht reich ist,  der erahnt, dass nicht alles käuflich ist, was wir zum Leben brauchen.  Wer nicht sich selbst genug ist, der ist offen für Gott und andere. Den darf und kann die Not in der Welt nicht gleichgültig machen.

Natürlich ist die Armut keine Garantie für das Reich Gottes. So wenig der Reichtum grundsätzlich ein Hindernis für das Reich Gottes ist, so als ob die Armen immer gut und die Reichen immer schlecht wären. Nein, die Armen sind wie wir alle, gut und schlecht. Und bei den Reichen ist das nicht anders.

Insofern kann Armut auch einen Menschen bitter machen. Umgekehrt gibt Reichtum einem Menschen die großartige Chance, sich für andere einzusetzen. Entscheidend ist, dass weder der Besitz noch die Armut uns den Blick für Gott und unseren Nächsten versperren.  Denn gerade dann kann ich hören, wie Jesus zu mir sagt: „Selig seid ihr, Armen, denn das Reich Gottes ist euer.“

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