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/ Wort zum Tag

Jesaja 61,1

Gedanken zu Losung/Lehrtext des Tages.

"Der Geist Gottes des HERRN ist auf mir, weil der HERR mich gesalbt hat. Er hat mich gesandt, den Elenden gute Botschaft zu bringen, die zerbrochenen Herzen zu verbinden, zu verkündigen den Gefangenen die Freiheit, den Gebundenen, dass sie frei und ledig sein sollen"

Jesaja 61,1

Ich habe versucht, mir vorzustellen, wie das wäre, wenn ich eine Predigt hielte, die nur aus einem einzigen Satz bestehen würde. Nein, das kann ich mir gar nicht vorstellen. Meine Predigten sind eher zu lang als zu kurz. Während eines Gottesdienstes zur Kanzel zu gehen, einen Bibeltext zu lesen und dann nur eine Aussage daran anzuschließen – so etwas habe ich noch nicht erlebt, weder bei einem anderen Verkündiger, noch bei mir.
Jesus hat es so gemacht, in Nazareth. Lukas berichtet das zumindest so in seinem Evangelium im vierten Kapitel. Er hat nur einen Satz als Predigt festgehalten und überliefert. Jesus war in der Synagoge. Man reichte ihm eine Schriftrolle. Er las eine Stelle aus dem Propheten Jesaja, Kapitel 61, die Verse 1 + 2: "Der Geist Gottes des HERRN ist auf mir, weil der HERR mich gesalbt hat. Er hat mich gesandt, den Elenden gute Botschaft zu bringen, die zerbrochenen Herzen zu verbinden, zu verkündigen den Gefangenen die Freiheit, den Gebundenen, dass sie frei und ledig sein sollen; zu verkündigen ein gnädiges Jahr des HERRN und einen Tag der Vergeltung unsres Gottes, zu trösten alle Trauernden..."
Dann sagte er: „Heute ist dies Wort der Schrift erfüllt vor euren Ohren.“
Ich möchte nicht darüber nachdenken oder gar diskutieren, was von dieser Art zu predigen, zu halten ist. War das eine gute Predigt, echt stark gemacht? Oder war Jesus schlecht vorbereitet, überrascht von der plötzlichen Aufgabe? Das erscheint mir nicht so wichtig zu klären, in welcher Weise Jesus predigt. Mich interessiert vielmehr, was Jesus mit seiner Aussage zu diesem Bibelvers deutlich macht?
Für Lukas, den Evangelisten, ist das offensichtlich ganz klar, wenn er nur diesen einen Satz als Verkündigung festhält. Er führt die Leser seines Evangeliums zu der Sicht, dass Jesus die prophetische Ankündigung auf seine Person und sein Wirken bezieht. Der stark bildhafte Blick in die Zukunft spricht offensichtlich für sich.
Diese Beschreibung braucht keine Erklärung; jede Entfaltung würde nichts klarer machen, sondern eher den kräftigen Ausdruck verwischen. Jesus sieht sich selbst im Einklang mit dem Alten Testament. Er deutet die Verse im Propheten Jesaja messianisch und sagt damit zugleich, dass er dieser Messias ist. Gottes Wort erfüllt sich in Jesus von Nazareth und macht ihn zu Jesus, dem Christus.
So ganz nebenbei lernen wir, wie das Alte Testament zu lesen und zu verstehen ist. Hier macht uns Jesus selbst das vor, was später Martin Luther nochmals auf den Punkt bringt. Zum Umgang mit dem Alten Testament hat uns der große Reformator angeregt, es auf Jesus Christus hin zu lesen. Er sagte: „Sucht darin, was Christum treibet!“
Jesus sieht also seinen Auftrag treffend beschrieben durch das, was an dieser Stelle
steht.
Die Konsequenzen sind enorm, so empfinde ich. Wenn ich das Fazit für mich ziehe, bin ich selbst überrascht, welch tiefe Bedeutung das hat, was hier anklingt. Jesus ist gesandt, das Evangelium zu bringen, zu den Elenden. Für mich ein Sammelbegriff für die Menschen allgemein, die dann weiter unterschieden werden, in die mit zerbrochenen Herzen und die Gefangenen. Jesus befreit aus der Gefangenschaft seiner Schuld. Und er heilt die zerbrochenen Herzen, wo Menschen auch aneinander schuldig werden und sich verletzen. Die Welt bekommt keinen anderen Heiland als Jesus, das Warten auf den Messias ist vergeblich. Das gilt für Israel wie für alle anderen Völker, sie bekommen keinen anderen Messias. Jesus ist der eine und der einzige, der Rettung, Erlösung und Befreiung bringt.

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