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/ Wort zum Tag

Psalm 39,13

Gedanken zu Losung/Lehrtext des Tages.

Höre mein Gebet, Herr, und vernimm mein Schreien, schweige nicht zu meinen Tränen; denn ich bin ein Gast bei dir, ein Fremdling wie alle meine Väter.

Psalm 39,13

Wie viel Schreckliches muss ein Mensch erlebt haben, dass er unter Tränen zu Gott schreit. Nicht freundlich spricht oder nach wohlgesetzten Worten sucht, sondern sein Gebet ist ein Schrei!
Psalmen sind aufgeschriebene Gebete. Psalmen sind das Gebetbuch Israels. Die Psalmen sind das, was uns Christen stark mit dem Judentum verbindet. Wir beten oder schreien zu Gott mit den gleichen Worten.

Psalmen - das sind Gebrauchstexte. Wenn ich heute in einer schwierigen Situation diesen Psalm 39 bete, dann bete ich mit Worten, die durch Jahrtausende hindurch von Menschen gebetet worden sind. Wie viele Kranke, Verzweifelte, Sterbende - ob Juden oder Christen - haben in Nächten dieser Welt in KZ-Gefangenenlagern die gleichen Worte gebetet:
„Herr höre mein Gebet. Vernimm mein Schreien, schweige nicht zu meinen Tränen.“

Psalmen - das ist praktizierter Glaube. Da, wo ich selber nicht mehr formulieren kann, wenn mir buchstäblich die Worte im Hals stecken bleiben, bete ich Psalmen. Wer nicht mehr betet, hat sich auf sich selber reduziert. Wer sich aber besinnt, aus welchen Gründen auch immer, und betet, der traut Gott noch etwas zu. Wer betet, hofft, hat nicht aufgegeben. Beten kann ich nicht von allein. Es gibt Dinge im Leben, die ich lernen muss. Ich muss laufen lernen, essen und trinken, lesen und schreiben. Wo und wie aber habe ich beten gelernt? Von welchen Menschen? Eltern? Freunden? Jugendarbeit? Gemeinde? Das ist nicht egal. Denn manche Menschen haben es nie gelernt.

Es war vor einigen Jahren, auf einem großen Zeltlager. Im Programm gab es einen Gebetsabend mit verschiedenen Möglichkeiten und Formen des Betens: einen Gebetsgarten, eine Gebetswand und auch einen Kasten, in den die Teilnehmer Gebetsanliegen aufschreiben und einwerfen konnten. Eines dieser Gebete ging so:
„Wenn da draußen irgendetwas ist, was die anderen hier Gott nennen – dann lass du Gott mich jetzt nicht in der Scheiße sitzen. Zeig dich mir.“ Unterschrift: Jens (Name geändert)

Alle wissenschaftliche, philosophische und auch populistische Religionskritik hat Menschen nicht vom Beten abhalten können. Beten kann ich nicht einfach lassen. Beten eröffnet mir eine andere Perspektive von Gott und von meinem Leben. Gott hat uns Menschen aufgefordert, zu beten, mit ihm im Gespräch zu sein.

Wie, wo und wann bete ich heute? Überlasse ich das dem Zufall? Wer sein Gebet seiner Lust und Laune überlässt, darf sich nicht wundern, dass er es eines Tages lässt. Jesus von Nazareth, der Sohn Gottes, war ein Beter. Immer wieder, wenn es besonders turbulent wurde, hat Jesus sich zum persönlichen Gebet auf einen Berg oder in die Wüste zurückgezogen. Die Jünger Jesu hatten verstanden, dass sie in der Gemeinschaft mit Jesus neu lernen konnten, wie man betet. Darum kommen sie mit der Bitte „Jesus, lehre uns beten!“. Und Jesus lehrte sie das Gebet aller Zeiten, das Vaterunser:

Vater unser im Himmel.
Geheiligt werde dein Name.
Dein Reich komme.
Dein Wille geschehe,
wie im Himmel, so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute.
Und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich
und die Kraft
und die Herrlichkeit in Ewigkeit.

Amen.

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