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/ Wort zum Tag

1. Mose 50,20

Gedanken zu Losung/Lehrtext des Tages.

Ihr gedachtet es böse mit mir zu machen, aber Gott gedachte es gut zu machen.

1. Mose 50,20

Was für ein großer Satz. Was für ein Fazit für eine so große, wilde, verworrene Geschichte. „Ihr gedachtet es böse mit mir zu machen, aber Gott gedachte es gut zu machen.“ Es ist Josef, der diese Worte spricht. Josef, der zweitjüngste Sohn Jakobs und der Urenkel Abrahams. Er spricht diese Worte zu seinen Brüdern – eben denen, die ihn vor langer langer Zeit, als er noch ein halbes Kind war, an fremde Kaufleute verkauft haben, um ihn loszuwerden. Es ist eine grauenhafte Geschichte. Von den eigenen Geschwistern ist er verraten und verstoßen worden. Er wird Sklave in einem fremden Land, mit fremder Sprache und fremden Sitten. Aber Josef steht das durch, er hat Glück und bekommt eine gute Stellung im Haus eines vornehmen Ägypters. Nur um dort wieder in eine Falle zu laufen – diesmal ist es eine Frau, die ihm übel mitspielt. Josef landet unschuldig im Gefängnis. Jetzt ist er ganz unten angekommen. Aber durch eine weitere aberwitzige Wendung der Geschichte wird er von ganz unten nach ganz, ganz oben versetzt, fast auf Augenhöhe mit dem Pharao.

Und hier ist er jetzt, wo er diesen Satz sagt. Er gehört zu den mächtigsten Männern im Land. Er kann tun und lassen, was er will. Er kann ins Gefängnis schicken, wen er will. Sogar an den Galgen könnte er Menschen bringen, und niemand würde ihm reinreden.

Und nun stehen die Menschen vor ihm, die ihn vor langer Zeit auf diese Achterbahn geschickt haben: seine Brüder, die ihn als Junge verkauft haben. Sie sind völlig machtlos. Er hat sie in der Hand. Er kann mit ihnen machen, was er will.

Und was macht Josef? Er erteilt ihnen eine kleine Lektion, das ja. Aber er vernichtet sie nicht. Er lässt sie leben, er hilft ihnen sogar. Warum macht er das?

Es steht alles in diesem Satz: „Ihr gedachtet es böse mit mir zu machen, aber Gott gedachte es gut zu machen.“ Es ist nicht so, dass Josef vergessen hätte, was war. Er sagt nicht einfach: Schwamm drüber und gut ist. Er weiß genau, was damals war, und er sagt es auch unverblümt: Ihr wolltet mir Böses antun. Die alte Geschichte ist unvergessen, sie ist noch da zwischen ihm und seinen Brüdern.

Aber das ist noch nicht alles. Denn über dieser bösen Geschichte steht noch eine andere, größere Geschichte. Und diese Geschichte überspannt nicht nur alle kleinen menschlichen Geschichten, sie kann ihnen auch eine ganz andere Bedeutung, einen ganz neuen Horizont geben. Josefs Brüder haben böse gehandelt, aber sie haben nicht mit Gott gerechnet, der daraus eine grandiose gute Geschichte gemacht hat.

Und weil Josef aber diese große Geschichte sieht, deswegen hat er die Größe, diesen Satz zu sagen. Er hat die Größe, seine Macht nicht dafür zu missbrauchen, um sich an seinen Brüdern zu rächen. Er hat die Größe, gelassen zu sein. Und er hat die Größe, echte Versöhnung anzubieten. Denn das ist ja das Wesen der Versöhnung: Dass ich das erlittene Unrecht klar vor Augen habe. Und dass ich aber darüber Gottes Geschichte sehe, die größer ist als alle meine Geschichten und die die Macht besitzt, auch noch die böseste Geschichte zum Guten zu wenden – auch wenn ich das im Moment vielleicht noch nicht so klar sehe wie Josef, als er diesen Satz sagt. Aber das wünsche ich mir: wenn es drauf ankommt, gelassen und freundlich sagen zu können: „Ihr gedachtet es böse mit mir zu machen, aber Gott gedachte es gut zu machen.“

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