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/ Wort zum Tag

Kolosser 3,9

Gedanken zu Losung/Lehrtext des Tages.

Belügt einander nicht; denn ihr habt den alten Menschen mit seinen Werken ausgezogen.

Kolosser 3,9

Was ist Wahrheit? Das hat sich vor Kurzem ein Hauskreis gefragt. Sie hatten miteinander den Film über Dietrich Bonhoeffer angeschaut, die letzte Stufe. Dabei ist ihnen das Dilemma bewusst geworden, in das man als Christ kann, wenn man verfolgt wird: Dass eine Lüge die richtige Wahl sein kann. „Haben Sie in Ihrem Haus einen Juden versteckt?“ – „Nein, wie kommen Sie denn darauf?“ Doch wie weit darf mal als Christ gehen? Juden verstecken: Ja. Ein Attentat auf Hitler vorbereiten: Ja oder nein? Wie weit darf die Lüge gehen? Eigentlich soll man doch als Christ die Wahrheit sagen, oder? Denn die Bibel fordert uns dazu auf, z. B. Paulus in Kolosser 3,9: „Belügt einander nicht; denn ihr habt den alten Menschen mit seinen Werken ausgezogen.“

Was also tun? Was also tun, wenn einer meiner Schüler mich fragt: „Frau Arnold, wie findest du mein Bild?“ Was also tun, wenn eine Freundin mir ihre Eheprobleme klagt und ich schon seit der Hochzeit den Gedanken nicht loswerde: „Wie konnte sie nur an diesen Mann geraten!“? Was also sagen?

„Belügt einander nicht!“ Wie lässt sich das leben? Eine Antwort kann der Zusammenhang im Kolosserbrief geben: Paulus schreibt vom alten und neuen Menschen. Den alten Menschen sollen wir ablegen, den neuen Menschen in Christus anlegen. Unser ganzes Sein und Verhalten soll Christus widerspiegeln. Deshalb sollen Zorn, Wut und Bosheit keinen Platz in unserem Herzen haben. Kein Wort soll über unsere Lippen kommen, das andere verleumdet oder herabsetzt (Vers 8). Kein Wort, das andere verleumdet oder herabsetzt? Ist das vielleicht mit „einander belügen“ gemeint? Im Alten Testament, bei den Zehn Geboten, ist es jedenfalls so. Die meisten Konfirmanden merken sich „Du sollst nicht lügen.“ Aber das steht gar nicht da, sondern das Gebot heißt: „Du sollst kein falsch Zeugnis reden wider deinen Nächsten.“ Es geht immer um die Anderen. Das, was wir sagen, soll anderen nicht schaden, sondern ihnen im besten Fall gut tun. Das umfasst auch Kritik, aber sie sollte von Wertschätzung und Liebe getragen sein.

Nach dem Gottesdienst werden junge Mitarbeiter von einem langjährigen Gemeindeglied scharf angegangen, weil die Gemeindeleitung beschlossen hat, am Gottesdienst etwas zu ändern: „Nur weil ihr unzufrieden seid, müssen wir jetzt alle euren Mist mitmachen!“ Gleichzeitig achtet dieses Gemeindeglied peinlich genau darauf, nicht zu lügen, keine falschen Angaben bei der Steuererklärung zu machen, keine Termine unter falschen Vorwänden abzusagen.

Da hat jemand feste Grundsätze. Das ist gut und nachahmenswert. Da kann ich mir sicher eine Scheibe von abschneiden, mir das auch so vornehmen. Aber wir werden von Paulus nicht nur aufgefordert: „Lügt nicht!“, sondern er hat uns mitgegeben: „Belügt einander nicht!“. Auf das Einander, das Miteinander, die Anderen kommt es an. Deshalb sollen wir andere weder verleumden noch klein machen. Stattdessen sollen wir Worte (und Gesten) finden, die andere groß machen. Solche Worte können wir nur finden, wenn wir wirklich innerlich mit Gott und uns versöhnt sind. Denn die Worte, die aus uns herauskommen, die spiegeln, wie es in unserem Herzen aussieht. Ein bitteres Herz kann keine süßen Worte finden. Ein neidisches Herz kann keine anerkennenden Worte finden. Der alte Mensch kann keine neuen Worte finden.

„Du, Frau Arnold, wie findest du mein Bild?“ – „Ich sehe, dass du dir Mühe gegeben hast. Das freut mich. Aber ich glaube, wenn du länger daran gearbeitet hättest, dann kannst du es sogar noch besser.“

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