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/ Wort zum Tag

Psalm 25,17

Gedanken zu Losung/Lehrtext des Tages.

Die Angst meines Herzens ist groß; führe mich aus meinen Nöten.

Psalm 25,17

Heute ist Sonntag. Sonntag ist kein guter Tag um sich zu ängstigen.
Schließlich ist Sonntag ja der Tag der Ruhe und Einkehr. Und der Tag des Herrn.
Wie sollten wir da Angst haben?

Doch das Gegenteil ist wahr. Sonntag ist ein guter Tag, um Angst zu haben.
Denn an einem Sonntag, am Ostermorgen nämlich, entdecken drei Frauen, das leere Grab Jesu. Sie erschrecken. Zittern und Entsetzen ergreift sie und sie fliehen. „Und sie sagten niemandem etwas, denn sie fürchteten sich“, so beschreibt es das Markusevangelium.
Diese Angst ist nachvollziehbar. Nach dem lebendigen Jesus ist ihnen nun auch noch sein Leichnam weggenommen worden.

Von Ostern her dürfen wir also getrost auch mal an einem Sonntag Angst haben.
„Uns getrost ängstigen“, sozusagen. Welch ein Kontrast: „sich getrost ängstigen“. Und wie verheißungsvoll. Das ist für mich ein wichtiger Teil meines Glaubens: Ich darf mich getrost ängstigen.

Dazu lädt auch die heutige Losung ein:
„Die Angst meines Herzens ist groß; führe mich aus meinen Nöten.“; Ps. 25,17

Wir kennen die genaue Lebenssituation und die Herzensängste dieses Psalmdichters nicht. Wir wissen nicht, weshalb er Angst hat.
Doch wir dürfen wissen, dass seither viele Beterinnen und Beter ihre Lebensängste und ihre Nöte in dieses Psalmengebet hineingelegt haben …  und dann oft auch etwas von Gottes Herausführung erleben durften.

Sollten da ausgerechnet meine Ängste nicht in diesen Psalmvers hineinpassen?
„Die Angst meines Herzens ist groß, führe mich aus meinen Nöten.“
Oder in der Elberfelder Übersetzung:
„Die Enge meines Herzens mache weit, und führe mich aus der Drangsal heraus.“

Ja, danach sehne ich mich. Denn manchmal ist es auch in meinem Herzen eng. Meist kann ich nicht einmal genau sagen warum.
Der Alltag lässt mich diese Gefühle und Gedanken zwar eine Weile vergessen, aber er erlöst mich nicht von meinen Ängsten.  Mich von meiner Enge in seine Weite führen, das kann nur Gott.

Das weiß auch der Beter von Psalm 25. Er bittet inbrünstig um Gnade, Vergebung und Gottes Leitung. Er leidet an seiner eigenen Begrenztheit und seinem Versagen.
„Kann ich vor Gott bestehen?“, fragt er sich. 

Solche Herzensangst kann Menschen von Gott trennen. Doch der Psalmbeter klammert sich gerade darin an Gott: „Lass mich nicht zuschanden werden, denn ich traue auf dich“, fleht er in Vers 20. Gleichzeitig gesteht er sich und Gott seine Angst ein: „Die Angst meines Herzens ist groß.“ Weil er seine Herzensangst mit einer Bitte verbindet, wird sie zu einem Durchgang zu Gott: „Die Angst meines Herzens ist groß, führe mich aus meinen Nöten.“
 
Das gibt eine neue Weite. Ein neuer Raum geht auf: Raum zum Leben.
Machen wir es wie der Psalmbeter: Stellen wir uns unseren Herzensängsten und bringen wir sie vor Gott. Wann, wenn nicht am Sonntag, bleiben Zeit und Raum dafür?
Wo, wenn nicht bei Gott, können wir offen dazu stehen?
Darum dürfen wir uns heute „getrost ängstigen“.

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