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/ Wort zum Tag

Psalm 74,21

Gedanken zu Losung/Lehrtext des Tages.

Lass den Geringen nicht beschämt davongehen, laß die Armen und Elenden rühmen deinen Namen.

Psalm 74,21

Neulich kam jemand auf mich zu:
„Darf ich dich mal etwas fragen?“ – „Na klar.“
„Du darfst jetzt aber nicht lachen!“ – „Warum sollte ich?“
„Weil die Frage vielleicht dumm ist…“ - „Dumme Fragen gibt es nicht. Also, was ist los?“
„Und du lachst wirklich nicht?“ – „Wirklich nicht!“

Und dann kam die Frage. Jetzt hatte mein Gegenüber Vertrauen gefasst. Er wollte sich vor mir ja nicht blamieren. Ist ja auch ein unangenehmes Gefühl, wenn alle auf einmal auf dich schauen, nur weil du vielleicht etwas Unpassendes gesagt oder dich nicht so verhalten hast, wie es die anderen erwartet hätten.
„Peinlich, Mama!“, sagen meine Kinder dann nur.

Ähnliches erlebte wohl auch der Beter in Psalm 74, Vers 21. Denn da steht: „Herr, lass den Geringen nicht beschämt davongehen!“

Warum hat er so gebetet?
Im 6. Jahrhundert vor Christus verlor dieser Mann mit seiner Familie und vielen anderen Israeliten seine Heimat. Als Kriegsgefangener lebte er in Babylon. Dort ging es ihm nicht gut. Vom Heimweh geplagt wurden er und viele andere unterdrückt, verachtet, kleingehalten.

Das Volk der Babylonier hatte andere Sitten, sprach eine andere Sprache. Und innerlich durchlebten die Israeliten eine Glaubenskrise: Ihre Heimat und der Tempel in Jerusalem waren zerstört worden, und mit ihnen ihre Wurzeln, ihre Identität als Gottesvolk: „Wer sind wir denn noch? Wo ist denn unser Gott?“, so haben sie sich gefragt und gebetet: „Herr, lass den Geringen nicht beschämt davongehen!“

Vier Gedanken dazu:

Erstens: Dieser Israelit wendet sich an Gott! Obwohl er innerlich mit IHM hadert, kann er nicht anders. Er hat es so gelernt. Er ist es so gewohnt. Ganz selbstverständlich kommt diese Anrede über seine Lippen: „Herr!“
Vielleicht kennen Sie diesen Zwiespalt: Einerseits sind Sie von Gott enttäuscht, andererseits können Sie von Gott nicht loskommen. Verzweiflung und Hoffnung sind manchmal so nahe!

Zweitens: Dieser Israelit wehrt sich mit einem Gebet. Er versinkt nicht im Selbstmitleid. Er konzentriert sich auch nicht auf seine Widersacher, die ihm das Leben schwer machen. Wie ist das bei Ihnen und mir: Konzentriere ich mich auch auf den Einen, der alleine fähig ist, etwas an meiner Situation zu ändern?

Drittens: Dieser Israelit wurde von seinen Feinden bewusst gedemütigt. Kein schönes Gefühl und doch passiert so etwas. Auch heute noch. Wer steht Ihnen bei in so einer Situation? Der Israelit wusste, zu wem er gehen konnte. Auch ich habe erlebt, dass es Gott ist, der mein Selbstwertgefühl am besten stärken kann.

Und viertens: Dieser Israelit machte sich Gedanken um seinen Abgang! „Herr, lass den Geringen nicht beschämt davongehen!“ Ich wünsche mir auch, gut aus so einer peinlichen Lage herauszukommen. Innerlich betend zu meinen Schwächen zu stehen (in manche Fettnäpfchen trete ich selber gerne), mich für mein Fehlverhalten entschuldigen. Mich aber auch deutlich von gewissen Personen und Situationen abzugrenzen, weil ich mir als Christ nicht alles gefallen lassen muss!

Und wer ganz klug ist, der baut vor, wie mein Gesprächspartner zu Beginn. Der hatte sich meine Sympathien schon im Vorfeld gesichert mit den Worten: „Jetzt kommt eine dumme Frage!".

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