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/ Wort zum Tag

1. Könige 19,11-12

Gedanken zu Losung/Lehrtext des Tages.

Der Herr ging vorüber: ein großer, gewaltiger Sturm, der die Berge zerriss und Felsen zerbrach, kam vor dem Herrn her; aber der Herr war nicht im Sturm. Nach dem Sturm ein Erdbeben; aber der Herr war nicht im Erdbeben. Nach dem Erdbeben ein Feuer; aber der Herr war nicht im Feuer. Nach dem Feuer das Flüstern eines leisen Wehens.

1. Könige 19,11-12

Man stelle sich vor: Der Papst auf einem klapprigen Fahrrad quer durch Rom unterwegs - undenkbar! Unser Bundespräsident auf einem knatternden Moped quer durch Berlin? Völlig daneben! Das passt wahrlich nicht zusammen. Denn Großes muss groß daherkommen und erhaben auftreten. Das versteht sich von selbst, und das leuchtet jedem ein.

So denkt auch der Prophet Elia. Was hat er nicht alles hinter sich! Eine siegreiche, aber blutige Auseinandersetzung mit Gottes Gegnern auf dem Karmelgebirge. Die anschließende Flucht vor der Königin Isebel, die ihm deshalb an den Kragen will. Hinterher ein ausgeprägter Burnout in wüster Gegend. Elia ist am Ende seiner Kräfte – körperlich und seelisch. Am liebsten würde er alles hinwerfen und sterben.

Doch da hat Gott etwas dagegen. Er sorgt dafür, dass Elia langsam wieder auf die Beine kommt. Mittlerweile ist er im Sinaigebirge unterwegs. In einer Erdhöhle verbringt er die Nacht. Elia klagt Gott, dass er sich völlig allein fühlt - er, der anscheinend einzig Gottesfürchtige im ganzen Land.

Während Elia seinem Trübsinn freien Lauf lässt, spricht Gott ihn an: „Geh aus deiner Höhle heraus. Ich will an dir vorübergehen!“ Das lässt sich Elia nicht zweimal sagen. Er ist gespannt wie ein Flitzebogen. Und dann geht Gott tat-sächlich an ihm vorüber. Aber wie!? Zunächst tobt ein „gewaltiger Sturm“, der „die Berge zerreißt und die Felsen zerbricht“. Elia denkt: So kraftvoll muss es zugehen, wenn der erhabene Gott auftritt. Doch Fehlalarm. „Aber der HERR war nicht im Sturm“. Danach erschüttert ein Erdbeben die Landschaft. Aber auch hier: „Der HERR war nicht im Erdbeben“. Nach dem Erdbeben lodert ein gewaltiges Feuer. Sie können sich’s denken: Auch da war Gott nicht drin.

Elia hat seine Vorstellungen, wie Gott auftreten müsste: groß und beeindruckend. Doch Fehlanzeige. Gott kommt anders, nämlich in einem „stillen, sanften Sausen“. Nicht dröhnend, sondern leise. Nicht wuchtig, sondern ruhig. Doch genau das ist Gottes Stil. Nicht nur bei Elia, sondern quer durch die Weltgeschichte. Wo alle auf Größe warten, kommt Gott klein, ja geradezu unansehnlich daher. Man muss genau hinschauen und hinhören. Sonst entdeckt man ihn nicht.

Am krassesten hat sich das zugetragen, als Gott in Jesus Christus selber auf die Erde kommt und Mensch wird. Statt Palast begnügt Gott sich mit einem Stall. Statt Fahnen flattern Windeln auf der Leine. Statt einer Ehrenkompanie stellen sich vierschrötige Hirten ein, um das Jesuskind zu ehren. Und am Ende trumpft Jesus nicht schlagkräftig auf, sondern stirbt qualvoll am Kreuz.

Doch „Gott war in Christus und versöhnte die Welt mit sich selber“, weiß später der Apostel Paulus. In dem geringen Jesus schreibt Gott eine große Geschichte. Und so hält er das bis zum heutigen Tag. Wir wüssten schon, wie Gott auftreten müsste, wie er sich um uns und die Welt kümmert. Kraftvoll und dynamisch muss er zupacken. Mit eiserner Faust zurechtbringen, was im Argen liegt.

Doch Gott macht’s anders. Er redet leise: in seinem Wort, durch seine Boten. Man muss schon die Ohren spitzen. Aber je genauer wir auf das feine göttliche Wort hören, desto mehr hat es uns zu sagen. Dann ergeht es uns wie Elia. Der erfährt, dass er keineswegs allein auf weiter Flur steht, sondern dass es viele gibt, die sich ebenfalls zu Gott halten. Das gibt Elia neuen Schwung.

Lassen Sie uns darauf achten, wo Gott uns heute begegnen will. Wahrscheinlich nicht so, wie wir das gern erwarten. Aber im schlichten Wort der Bibel, in der Verkündigung der Gemeinde, im Gespräch mit einer Nachbarin und wo auch immer. Die leisen Töne Gottes setzen uns ins Bild und geben unserem Leben Flügel.

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