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Sprüche 10,28

Gedanken zu Losung/Lehrtext des Tages.

Das Warten der Gerechten wird Freude werden; aber der Gottlosen Hoffnung wird verloren sein.

Sprüche 10,28

Wir warten. Immer warten wir. Auf irgendetwas. Auf besseres Wetter und bessere Zeiten. Und sagen, wenn sie denn endlich da sind – die besseren Zeiten – dass eigentlich doch früher alles besser gewesen ist. Wir setzen auf die  Zukunft, verklären die Vergangenheit und verpassen zuweilen dabei die Gegenwart. Wenn ich erst mal das Abitur habe … Wenn ich erst mal die neue Wohnung habe … Wenn ich erst mal wieder gesund bin … Wenn ich erst mal im Ruhestand bin … Dann! Nicht jetzt! Dann!

Und wenn es gar nicht kommt, dieses „Dann“? Wenn mir nur das „Jetzt“ bleibt? Oder wenn ich entdecke, dass das „Dann“ auch nicht anders ist als das „Jetzt“? Dann warte ich eben weiter.

Wir warten – warum? Weil das „Jetzt“ nicht alle Sehnsüchte stillt, weil im „Jetzt“ nicht alle Träume Wirklichkeit werden. Wir warten wie Estragon und Wladimir in Samuel Beckets berühmtem Stück „Warten auf Godot“, das 1953 in Paris uraufgeführt wurde. Estragon und Wladimir sind zwei Landstreicher. An einem undefinierbaren Ort verbringen sie ihre Zeit damit, auf einen Godot zu warten, den sie nicht kennen, von dem sie nichts genaues wissen, nicht einmal, ob es ihn überhaupt gibt. Godot selbst erscheint auch bis zuletzt nicht. Und das Warten auf ihn ist offensichtlich vergebens. Am Ende eines jeden Aktes erscheint ein wohl von ihm kommender Junge, der verkündet, dass sich seine Ankunft weiter verzögert. Die Handlung läuft ins Leere. Die Figuren drehen sich im Kreis. Und das Ende gibt kaum Hoffnung. Alles scheint sinnlos. Warten auf Godot – ein Klassiker des absurden Theaters.

Sind wir Estragon und Wladimir? Im Grunde warten wir, dass heil wird, was zerbrochen ist, dass gesund wird, was krank ist, dass gelingt, was misslungen ist. Damit aber warten wir – auf den Himmel, auf die Rückkehr des verlorenen Paradieses. Dann warten wir – nicht auf Godot, sondern auf Gott.

Und jetzt erklingt das Evangelium, die gute Nachricht, die beste Nachricht aller Zeiten: Gott ist längst gekommen und er kommt immer wieder, kommt mitten hinein in unsere Brüche, in unser Unheil, in unser Scheitern, in unsere Schuld. Gott, das ist Jesus. Wer ihm begegnet muss nicht mehr warten. Wer ihn findet ist gefunden.

Und staunend knien Hirten vor einer Futterkrippe und Soldaten vor einem Kreuz und verängstigte Jüngerinnen und Jünger vor einem leeren Grab. Geheimnis des Glaubens. Geheimnis der Adventszeit. Weihnachtsgeheimnis. Karfreitagsgeheimnis. Ostergeheimnis.

Ja, es stimmt, was als Losung über dem heutigen Tag steht: „Das Warten der Gerechten wird Freude werden.“ Das Warten derjenigen, die alles von Gott erwarten und nicht von einem undefinierbaren Schicksal, dem Fortschritt, der Zukunft, der Wissenschaft, der neuen Regierung.

Der Satz aus den Sprüchen hat einen zweiten Teil. „Das Warten der Gerechten wird Freude werden; aber der Gottlosen Hoffnung wird verloren sein.“ In der wunderbaren amerikanischen Bibelübersetzung „The Message“ heißt es – und ich übertrage das jetzt mal ins Deutsche: „Ein Leben, das sich den Dingen dieser Welt hingibt, den Sachen, ist ein totes Leben, ein Stumpf. Ein Leben hingegen, das mit Gott rechnet, ist ein blühender Baum.“

Das Warten der Gerechten wird Freude werden, denn sie erwarten alles von ihrem gnädigen Gott.
 

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