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Psalm 82,3

„Helft dem Elenden und Bedürftigen zum Recht“

Psalm 82,3

Ist das eigentlich ein Wort, das zum Himmelfahrtstag passt? Auf den ersten Blick so gar nicht. Die Losung für heute steht im Psalm 82, 3: „Helft dem Elenden und Bedürftigen zum Recht.“ In einem merkwürdigen Zusammenhang finden wir dieses Wort. Da steht Gott, der Schöpfer des Himmels und der Erde, in der „Gottesgemeinde“ und ist Richter unter den Göttern. Es bleibt unklar, wer diese anderen Götter sind. Schließlich bekennt die Gemeinde Gottes: Es gibt nur einen Gott. Alle anderen Götter sind „Nichtse“. Aber vielleicht sieht Asaf, der diesen Psalm geschrieben hat, hier eine Szene, in der Gott mit seinem göttlichen Hofstaat spricht, mit seinen Untergebenen. Die zieht er zur Rechenschaft. Gott ist zornig. „Wie lange wollt ihr unrecht richten?“, sagt er. Und dann schon folgt bald der Vers, mit dem wir uns an diesem Tag beschäftigen: „Helft dem Elenden und Bedürftigen zum Recht.“ Gott, der Herr, mahnt zur Gerechtigkeit. Gott, der Herr, mahnt, die Elenden und Bedürftigen nicht zu übersehen. Gott, der Herr, der, der ganz oben thront, der Schöpfer und Erhalter des Universums, mahnt, die Kleinen und scheinbar unbedeutenden nicht auszubeuten, sondern ihnen zu helfen.

So ist das im Himmel. So ist das in der Welt, in der Gott zu sagen hat. Da gelten nicht nur die Großen etwas. Die, die einen klangvollen Namen haben. Die, die ein respektables Bankkonto vorweisen können. Die mit den Titeln und der Bilderbuchkarriere. Im Himmel gelten andere Maßstäbe. Im Himmel sind die Elenden und Bedürftigen so wichtig wie die Erfolgreichen und Besitzenden. Wo Gott zu sagen hat, wird niemand übervorteilt. Wo Gott zu sagen hat, wird niemand missbraucht. Wo Gott zu sagen hat, wird niemand ungerecht beurteilt oder behandelt.

In dieser Welt Gottes, dieser geheimnisvollen unsichtbaren Welt, ist nun auch der Herr, ist Christus der, der für seine Menschen gestorben und auferstanden ist. Dorthin ist er zurückgekehrt. Dort übt er zusammen mit dem Vater und dem Heiligen Geist die Herrschaft über die Welt aus. Eine gerechte Herrschaft. Eine barmherzige und liebevolle Herrschaft.

„Er sitzt zur Rechten Gottes, des allmächtigen Vaters, von dort wird er kommen zu richten die Lebenden und die Toten“, bekennen wir im apostolischen Glaubensbekenntnis. Und mancher hat ein flaues Gefühl im Magen, wenn er diese Sätze hört oder spricht. Dass da ein Richter im Himmel ist, dass da ein Richter eines Tages Gericht halten wird, ist für viele eine unangenehme Vorstellung. Für mich auch. Ich gebe es gerne zu. Als ich noch klein war und diese Sätze Sonntag für Sonntag im Kindergottesdienst aufgesagt habe, wurde mir dabei regelmäßig ein bisschen mulmig. Denn ich habe mir einen Richter vorgestellt, der mich für all das zur Rechenschaft zieht, was nicht in Ordnung ist. Aber je älter ich wurde, desto deutlicher wurde mir: Dieser Richter ist barmherzig. Dieser Richter ist der, der zu uns auf die Erde gekommen ist. Der sein Leben für uns gegeben hat. Der sich die Strafe für alles, was wir angestellt haben, selbst auf die Schultern gepackt hat. In die Hände dieses barmherzigen und gerechten Richters falle ich gerne. Denn er wird am Ende der Tage Schluss machen mit aller Ungerechtigkeit, die diese Welt bestimmt, z. B. mit der Ausbeutung der Schöpfung, mit der Knechtung seiner Geschöpfe.

Was bedeutet das für meinen Alltag? Der Gott, der seinen himmlischen Hofstaat dazu ermahnt, den Elenden zu helfen und den Bedürftigen zu ihrem Recht zu verhelfen, der ermahnt auch seine Kinder hier auf der Erde dazu: „Verhaltet euch so wie ich. Nehmt die scheinbar Geringen wahr und nehmt euch ihrer an. Lebt und kämpft für Gerechtigkeit. Verschafft denen Ansehen, die von der Masse übersehen werden. Seid barmherzig, wie ich barmherzig bin mit euch und mit dieser Welt.“

So kann auch an diesem Tag der Himmel auf die Erde kommen. Der in den  Himmel gefahren ist, wird uns dazu seine himmlische Kraft geben. 

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