Navigation überspringen

/ Wort zum Tag

2. Korinther 9,7

Gedanken zu Losung/Lehrtext des Tages.

Unser Tageswort „Einen fröhlichen Geber hat Gott lieb“ ist unter Christen aller Konfessionen ja schon lange ein geflügeltes Wort. Vielleicht auch in der etwas allgemeineren Variante: „Geben ist seliger als Nehmen.“ Diese Weisheit hat in jüngster Vergangenheit  wieder an Aktualität gewonnen. Seit Beginn der Finanzkrisen vor drei Jahren werden wir mit der Wirklichkeit eines anderen, fast möchte man sagen mit einem „Gegen-Sprichwort“, konfrontiert: „Je mehr er hat, je mehr er will; nie schweigen seine Klagen still!“ Wir leben heute in einem globalen Netzwerk, in dem sich zu viele Akteure zu lange bereichert haben – und dies gegen alle ethischen Grundnormen. Die Summen, um die es da gegangen ist und noch geht, bewegen sich in astronomischen und für den normalen Bürger deshalb in unvorstellbaren Dimensionen. Was will ein einzelner Mensch mit einem Jahreslohn von 35 Millionen Euro anfangen – so fragt sich der Normalverdienende. Wir werden den Eindruck nicht los, dass die gegenwärtige Finanz- und Wirtschaftskrise eine Systemkrise ist. „Je mehr er hat, je mehr er will ...“ Sogar die Medien reden in diesem Zusammenhang wieder von Sünde! 

Was sind die Folgen? Offensichtlich erleben wir jetzt die traurige und skandalöse Ernte einer langen Saat. Wo Habsucht, Gier, Unehrlichkeit, Steuerhinterziehung, dubiose Finanzschieberei und Betrug toleriert und honoriert werden, muss solch ein System irgendwann kollabieren. Das war schon immer so in der Geschichte: Die Saat einer gewinnsüchtigen Rücksichtslosigkeit bringt unweigerlich Chaos und Unglück.

In diesen unsicheren Zeiten erweist sich die Bibel mit ihrer Weisheit als höchst aktuell und bedeutsam. Welch eine Klugheit und Lebenserfahrung enthält doch die Bitte des nordarabischen Denkers Agur in Sprüche 30: „Falschheit und Lüge lass ferne von mir sein, Armut und Reichtum gib nicht. Denn ich könnte sonst Gott verleugnen durch Sattheit oder durch Diebstahl.“

Noch viel weniger darf es passieren, dass Christen auf Kosten anderer Menschen reich sind und werden. Eine Frucht des Heiligen Geistes nach Pfingsten war, dass in den jungen Kirchen nicht nur eine Sensibilität für ungerechte und unsoziale Strukturen entstand, sondern auch der Wille und die Kraft wuchsen, die berüchtigte Schere zwischen Arm und Reich zu schliessen, die Ursachen der Armut zu analysieren und nach Möglichkeit zu beheben.

Paulus umschrieb dieses Prinzip in 2. Korinther 8,9-15 mit dem prägnanten Begriff „Ausgleich“. Damit bestätigte er die alte Weisheit: Nehmen, Empfangen und Abgeben haben je ihre Zeit! Und solange es Armut gibt, sind die Reichen zum solidarischen Geben verpflichtet. Deshalb sammelte Paulus für die notleidenden Christen in Jerusalem und Judäa bei den wohlhabenden Christen in der griechischen Provinz Achaia mit ihrem Zentrum Korinth. Er motivierte sie mit dem schon erwähnten Naturgesetz „Wer kärglich sät, der wird auch kärglich ernten. Wer reichlich sät, wird reichlich ernten. Deshalb gebe jeder herzlich gerne, nicht unwillig oder gezwungen, denn einen fröhlichen Geber hat Gott lieb.“

Wie kann dieses „fröhliche Geben“ nun praktisch aussehen?
- Vorerst brauchen wir einen neuen Blickwinkel: Armut ist längst nicht mehr nur ein weit entferntes Problem. Sie breitet sich mitten unter uns in Europa aus und die vielen sozialen Ungerechtigkeiten bedrohen unser Zusammenleben.
- Als Christen sollten wir unseren Lebensstil und unsere Konsumgewohnheiten selbstkritisch reflektieren. Wie viel Wohlstand darf es eigentlich sein? Auch wenn es darauf keine allgemeingültige Pauschalantwort für alle gibt - eine Standortbestimmung von Zeit zu Zeit könnte helfen, dass wir weniger egoistisch leben als bisher. 
- Es darf nicht sein, dass Christen sich an einen fragwürdigen Wohlstand gewöhnen und mitschwimmen, ohne an ihre ärmeren Mitmenschen zu denken. Denn Christen leben in der dreifachen Liebe zu Gott, zu sich selbst und zum Nächsten.
- Paulus motiviert nicht blauäugig zur Kollekte, sondern zielgerichtet. Das Geld soll nämlich Hilfe zur Selbsthilfe sein. Die Spende soll die Ursachen der Not in Jerusalem so beheben, dass die Christen dort schon bald wieder selber etwas von ihrem Reichtum abgeben können. Nur wo meine Solidarität die Eigenverantwortung der Empfänger fördert, macht das Geben Sinn! Ich muss mich also nicht für falsche Ziele ausnutzen lassen.
- Gott will mich für eine solidarische Mitarbeit beim Ausgleichen von Unterschieden gewinnen! Und zwar nicht irgendwo, sondern dort, wo ich persönlich von Elend, Armut, Mangel und Not weiß. 
- Wenn sich Arme und Reiche begegnen, ist das immer ein Glaubenstest. In dieser Begegnung kann die Hoffnung des Armen durch die Liebe des Reichen erfüllt werden. Und das führt dann beide in den Lobpreis Gottes!
 

Sie möchten noch tiefer in die Bibel eintauchen? Wir empfehlen unsere Sendereihe:

Anstoß

Ihr Kommentar

Die E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.
Alle Kommentare werden redaktionell geprüft. Wir behalten uns das Kürzen von Kommentaren vor. Ein Recht auf Veröffentlichung besteht nicht.

Kommentare (2)

Jan /

Stimmt! Vielen Dank für die Andacht. Wir erleben die traurige Ernte einer unrümlichen Saat. Das, was in den vergangenen Jahrzehnten 'gesät' wurde, war 'Habsucht'. Das ständige Habenwollen. Die Finanzkrise ist die negative 'Ernte'. Habsucht ist Götzendienst. Gottes Wort erweist sich als aktuell.

Roesger /

Danke, der von Ihnen verfasste nachfolgende Satz trifft es:
Paulus motiviert nicht blauäugig zur Kollekte, sondern zielgerichtet. Das Geld soll nämlich Hilfe zur Selbsthilfe sein. Die Spende soll die mehr