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/ Wort zum Tag

Matthäus 26,75

Gedanken zu Losung/Lehrtext des Tages.

Petrus dachte an das Wort, das Jesus zu ihm gesagt hatte: Ehe der Hahn kräht, wrist du mich dreimal verleugnen. Und er ging hinaus und weinte bitterlich.

Matthäus 26,75

Man hatte Jesus festgenommen, abgeführt und in das Haus des obersten Priesters gebracht. Petrus folgte in weitem Abstand. Mitten im Hof des Hauses war ein Feuer angezündet und viele saßen darum, um sich zu wärmen. Auch Petrus setzte sich dazu. Eine Dienerin bemerkte ihn dort und sah ihn scharf an: „Dieser war auch mit ihm zusammen“, sagte sie. Und Petrus? Er hat taktiert. Muss man es denn jedem sagen? Der bin ich doch keine Rechenschaft schuldig. Und er antwortet: „Ich kenne ihn nicht.“ Was für eine Antwort. Wissen die Menschen da, wo Sie leben, dass Sie auch zu diesem Jesus gehören? Ich habe nicht gefragt, ob die Leute wissen, dass Sie Gelder für christliche Zwecke spenden, dass Sie an Ihrem Ort den Gottesdienst besuchen, dass Sie eine Bibel besitzen oder einen frommen Spruch an der Wand des Wohnzimmers hängen haben. Nein, ich habe gefragt, ob die Leute wissen, dass Sie auch zu diesem Jesus gehören und sich tatsächlich auf ihn verlassen. Versuchen, so gut Sie es können, ihm nachzufolgen.

Petrus sagte: „Ich kenne ihn nicht.“ Was für eine Antwort. Der Mann mit dem Namen Jesus taucht bei Petrus unter in der Namenlosigkeit. Jesus wird verschwiegen, weil Petrus selbst unerkannt bleiben will.

Seltsam, als ob Petrus noch einmal eine neue Chance bekäme, dieses Versteck zu verlassen, noch zweimal wird er gefragt. Und er? Er steigert sich schließlich in die Aussage: „Mensch, ich weiß gar nicht, was du meinst.“

„Und sofort, während er noch redete, krähte der Hahn und der Herr wandte sich um und blickte Petrus an. Da dachte Petrus an das Wort, das Jesus zu ihm gesagt hat ‚Ehe der Hahn kräht, wirst du mich dreimal verleugnen‘ und er ging hinaus und weinte bitterlich“ (Mt 26,75).

Viktor Mann, der Bruder der im Dritten Reich zu Staatsfeinden erklärten Schriftsteller Heinrich und Thomas Mann, dieser Viktor Mann hält sich während der letzten Monate der NS-Herrschaft auf dem Lande auf. Dort begegnet er in einem Gasthof einer Frau. Er schreibt: „Das Bösesein stand dieser Frau in den Augen und dann sprang es ihr aus dem Mund. Ohne Überleitung fragten ihren schmalen Lippen mich: ‚Sind Sie eigentlich verwandt mit den Schriftstellern Ihres Namens?‘ In diesen Sekunden“, so schreibt Viktor Mann, „war mir klar, was kommen würde, wenn ich diese böse Frage bejahte. Noch nie hatte ich geleugnet, der Bruder zu sein. Freilich war das bisher kein Heldenstück gewesen. Jetzt war es anders. Ich konnte entscheiden! Nein, ich würde der Dame zu keiner Sensation verhelfen. ‚Wie meinten Sie?‘, fragte ich zurück, ‚Mit den Schriftstellern Mann verwandt? Nicht, das ich wüsste.‘ Da“, so erzählt Viktor Mann weiter, „wurde kurz und hart an das Fenster des Gasthofes geklopft. Als ich aufblickte, sah ich vor der Scheibe einen Halbkreis von Hennen. Vorne stand der Hahn. Er hatte mit seinem Schnabel an das Glas gepocht. Er schaute mit stechend feurigen Augen in das Zimmer. Mir war, als fragte mich sein Blick: ‚Soll ich krähen, Petrus?‘ Mir war elend zumute.“ So Viktor Mann.

Der Hahnenschrei – ein Signal der Krise? Petrus ist am Ende. Am Ende mit seiner Selbstsicherheit. Was nun? Sich davonmachen mit der Einsicht, du hast enttäuscht, für dich ist hier kein Platz mehr. Lag das in dem Blick von Jesus? Was zu viel ist, ist zu viel? – Nein. Dann wäre Petrus sicher nicht bitterlich weinend hinausgegangen.

Aber es ist ja nicht nur vom Hahnenschrei die Rede. Gott sei Dank. Sondern es ist auch die Rede von Jesus, der sich umdreht und Petrus ansieht. Was liegt in diesem Blick von Jesus? Ich denke, das liegt darin, was er dem Petrus kurze Zeit zuvor gesagt hat: „Ich habe für dich gebetet, dass dein Glaube nicht aufhöre.“ Das hält den Petrus. Das hält alle, die solche Erfahrungen an sich machen und mit ihrem Glauben scheitern. Menschen, die sich dann nur noch daran erinnern können, dass Jesus gesagt hat: „ … für dich gebetet, dass dein Glaube nicht aufhöre.“

 

 

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Kommentare (3)

Ludwig Richter /

Wollte mich wiedermal bedanke. Ihre Worte zum Tage geben immerwieder Kraft.

maite /

super. vor allem auch die sätze in der einleitung, die fragen, ob die menschen in meiner umgebung eigentlich wissen, zu wem ich gehöre. das trifft mitten ins herz.

Holger Bischof /

Das Beispiel von Viktor Mann fand
ich sehr treffend, um die Verleugnung Jesu durch Petrus
für unsere Zeit zu aktualisieren.
Auch ich mußte mich fragen:
Wann habe ich außerhalb der
Kirche und Gemeinde das letzte
Mal meinen Glauben bekannt ?