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/ Wort zum Tag

Jesaja 65,2

Gedanken zu Losung/Lehrtext des Tages.

Ich streckte meine Hände aus den ganzen Tag nach einem ungehorsamen Volk, das nach seinen eigenen Gedanken wandelt auf einem Wege, der nicht gut ist.

Jesaja 65,2

Nach einer Auslandsreise war ich endlich – nach einem ermüdenden Nachtflug - auf dem Frankfurter Flughafen angekommen. Von meiner Familie hatte ich lange nichts gehört. Aufatmend erblickte ich ein Telefongerät (Handys gab es damals noch nicht für Normal-Sterbliche wie mich). Aber zuhause meldete sich niemand, nicht die vertraute Stimme meiner Frau, nicht eines meiner Kinder. Minuten später rief ich ein zweites Mal an. Wieder umsonst. Ich wartete eine halbe Stunde. Wieder nichts. Ich malte mir im Geist Schrecklichstes aus: Ist meine Frau verunglückt, ist eines der Kinder im Krankenhaus? Zitternd wagte ich den dritten Versuch. Doch wieder nahm niemand den Hörer ab. Man muss mir die grenzenlose Enttäuschung angesehen haben. Denn ein wildfremder Amerikaner kam auf mich zu und fragte mich: „Why are you looking so sad?“ - „Warum schauen Sie so traurig aus?“ Am liebsten hätte ich ihm meinen ganzen Frust ins Gesicht geschrieen: „Verstehen Sie denn nicht, dass ich verzweifelt bin? Ich kriege keinen Kontakt zu denen, die mir wichtiger sind als all das Herrliche, das ich in der Fremde sehen konnte! Ich rufe an und rufe an, aber nichts regt sich!“ So ging es mir vor Jahren – und ich denke, manche von Ihnen verstehen meine grenzenlose Enttäuschung.

Aller Schrecken löste sich in purem Wohlgefallen auf. Meine Frau war nur mit den Kindern beim Einkaufen gewesen, um auf meinen Empfang zuhause würdig vorbereitet zu sein. Jedoch dies ist wichtig für uns alle zu erfahren: Gott ist maßlos enttäuscht darüber, dass er zu Menschen „den ganzen Tag seine Hände ausstreckt“ (vgl. Jesaja 65,2) – und dass er keine Antwort bekommt.

Seit jenem Erleben, das ich Ihnen erzählt habe, kann ich von Ferne ermessen, wie grenzenlos Gott sich vor den Kopf gestoßen fühlt, wenn wir Menschen nicht reagieren auf sein Werben um uns, auf seine Anrufe bei uns. Denn das war es, was Gott schon vor Jahrtausenden durch seine prophetischen Boten wortwörtlich ausrichten ließ: „Zu einem Volk, das meinen Namen nicht anrief – das also nichts von Gott wissen wollte, dem Gott gleichgültig war -, (zu solch einem Volk) rief ich: ‚Hier bin ich! Hier bin ich!’ (vgl. Jesaja 65, 1).“ – „Warum kam ich, und niemand war da? Warum rief ich, und niemand antwortete“ (Jesaja 50, 2)?

Was ich in Frankfurt erlebte, war ja ein Kinkerlitzchen, verglichen mit dem, was Menschen an bitterster Enttäuschung dem heiligen Gott bereiten – mit dem doch die meisten von uns „irgendwie“ rechnen, dessen Existenz nur wenige unter uns zu bestreiten wagen. Aber vielleicht empfinden wir doch ähnlich wie jene Menschen vor mehr als zweitausendfünfhundert Jahren, dass auch wir es am liebsten haben, wenn dieser Gott uns nicht allzu nahe kommt. Damals haben die Menschen offen heraus gesagt: „Bleib weg und rühr mich nicht an; denn für dich bin ich heilig“ (Jesaja 65, 5). Sozusagen: „Lass mich in Ruhe, lieber Gott! Ich  bin schon recht, so wie ich  bin!“    

Auch solche Menschen hat Gott damals wissen lassen – und auch uns gilt es heute: „Ich streckte meine Hände aus den ganzen Tag nach einem ungehorsamen Volk, das nach seinen eigenen Gedanken wandelt auf einem Wege, der nicht gut ist“ (Jesaja 65, 2). Es gibt wohl niemand unter uns, der nicht wollte, dass Gott seine Hände bewahrend ausstreckt, wenn wir die Ärzte keinen Rat mehr wissen. Wir wollen, dass ganze  Bataillone von Engeln mobilisiert werden, wenn wir in Lebensgefahr geraten sind. Aber Gott lässt es nicht in Ruhe, wenn er uns auf einem falschen Weg weiß.

 

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